Papst Franziskus in der Schweiz
Am 21. Juni 2018 besuchte Papst Franziskus die Schweiz. Hauptanlass zu dieser Reise war das 70-jährige Bestehen des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf. Das katholische Kirchenoberhaupt hat in der Calvinstadt einen Gottesdienst gefeiert, an dem 40’000 Besucherinnen und Besucher teilgenommen haben. Papst Franziskus wurde in Genf von Bundespräsident Alain Berset begrüsst und traf weitere Mitglieder des Bundesrats.
Rückblende – kath.ch berichtet über die Papstreise
Begegnung Bundesrat
Ökumenisches Gebet
https://www.kath.ch/newsd/der-mann-in-weiss-und-die-farbige-kirche/
Medienkonferenz
https://www.kath.ch/newsd/positive-zwischenbilanz-zum-papstbesuch-in-genf/
Ökumenisches Treffen
https://www.kath.ch/newsd/kirchen-und-papst-bekraeftigen-einsatz-fuer-gerechtigkeit/
Messe
https://www.kath.ch/newsd/papst-mahnt-zu-mehr-naechstenliebe-und-vergebung/
https://www.kath.ch/newsd/papst-franziskus-feierte-in-genf-einen-gottesdienst-der-superlative/
Zusammenfassender Bericht
https://www.kath.ch/newsd/das-verlustgeschaeft-der-oekumene-und-der-gewinn-von-glaubwuerdigkeit/
Stimmen von Gläubigen zur Messe
https://www.kath.ch/newsd/ich-fuehle-mich-wie-eine-fuenfjaehrige/
https://www.kath.ch/newsd/ich-moechte-die-ausstrahlung-des-papstes-erleben/
https://www.kath.ch/newsd/ich-fuehlte-mich-mit-dem-papst-verbunden-obschon-er-sehr-weit-weg-war/
Einzelstimmen und Aktionen anlässlich des Papstbesuchs
https://www.kath.ch/newsd/prior-von-taize-betont-bedeutung-der-oerk-pilgerfahrt-des-papstes/
https://www.kath.ch/newsd/gottfried-locher-papst-franziskus-besucht-ein-land-der-reformation/
https://www.kath.ch/newsd/fastenopfer-geschaeftsleiter-nilles-starkes-zeichen-des-papstes/
https://www.kath.ch/newsd/internationale-missbrauchsopfergruppe-sucht-in-genf-aufmerksamkeit/
https://www.kath.ch/newsd/sichtbare-unsichtbare-theologinnen-und-theologen-mit-albe-in-genf/
Bilanz hinterher
Kurt Koch: https://www.kath.ch/newsd/weltkirchenrat-und-roemische-kurie-arbeiten-bereits-intensiv-zusammen/
Kommentare
Martin Spilker, kath.ch: https://www.kath.ch/newsd/von-genf-muessten-tausendfache-impulse-fuer-die-oekumene-ausgeben/
Martin Hirzel, SEK und AGCK: https://www.kath.ch/newsd/papst-warnte-vor-kirchlich-konfessionellem-egoismus/
Finanzen
https://www.kath.ch/newsd/bistuemer-und-landeskirchen-tragen-kosten-fuer-papstbesuch-gemeinsam/
https://www.kath.ch/newsd/der-papst-gottesdienst-kostet-das-bistum-22-millionen-franken/
Warum kommt der Papst in die Schweiz?
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) – kurz auch Weltkirchenrat genannt – feiert dieses Jahr sein 70-jähriges Bestehen. Die katholische Kirche aber ist nicht Mitglied des Rats, dem 348 Kirchen aus der ganzen Welt angehören. Papst Franziskus will mit dem Besuch der Bedeutung des ökumenischen Dialogs Ausdruck geben. Die katholische Kirche pflegt seit 50 Jahren einen dauerhaften Austausch mit dem ÖRK. Eine zentrale Position in diesen Gesprächen nimmt gegenwärtig der Schweizer Kardinal Kurt Koch ein. Der frühere Bischof von Basel ist seit 2010 Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Das Programm des Papstes:
8:30 | Abflug vom Flughafen Rom-Fiumicino nach Genf |
10:10 | Landung auf dem internationalen Flughafen Genf |
Willkommenszeremonie | |
10:30 | Private Begegnung mit dem Präsidenten der Schweizer Konföderation in einem Raum des Flughafens |
11:15 | Ökumenisches Gebet im Ökumenischen Zentrum (ÖRK) Ansprache des Papstes (Text) – Sondersendung SRF (Video) |
12:45 | Mittagessen mit den Leitern des ÖRK am Ökumenischen Institut in Bossey |
15:45 | Ökumenische Begegnung im Ökumenischen Zentrum (ÖRK) Ansprache des Papstes (Text) – Sondersendung SRF (Video) – Ansprachen der ÖRK-Vertreter (Text) |
17:30 | Eucharistiefeier im Messekomplex Palexpo Predigt des Papstes |
19:15 | Verabschiedung von den Bischöfen und den Mitarbeitern der Päpstlichen Vertretung in der Schweiz |
19:45 | Abschiedszeremonie |
20:00 | Abflug nach Rom-Ciampino |
21:40 | Landung auf dem Flughafen Rom-Ciampino |
Welche Aufgaben hat der Ökumenische Rat der Kirchen?
Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) ist ein Verband von Kirchen, der die Einheit der Christen anstrebt. Dem ÖRK, auch Weltkirchenrat genannt, gehören 348 protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie kirchliche Gemeinschaften in mehr als 110 Ländern an. Sie repräsentieren weltweit mehr als 500 Millionen Christen. Der Weltbund wurde am 23. August 1948 in Amsterdam gegründet. Er hat seinen Sitz in Genf.
Der ÖRK versteht sich als Gemeinschaft von Kirchen, nicht als «Überkirche». Die Mitgliedschaft bedeutet nicht, eine bestimmte Lehre von der Kirche und ihrer Einheit anzuerkennen. Sie verpflichtet aber zu Offenheit und Austausch sowie zum gemeinsamen Lernen.
Oberstes Organ ist die Vollversammlung, die alle acht Jahre zusammentritt und die Richtlinien der Arbeit festlegt. Eigentliches Leitungsorgan ist der Zentralausschuss, dem die Präsidenten und bis zu 150 Mitglieder angehören. Eine gesetzgebende Gewalt gibt es nicht.
Die katholische Kirche ist nicht Mitglied des ÖRK. 1961 nahmen aber erstmals Beobachter der katholischen Kirche an einer Vollversammlung teil. 1965 wurde die Gemeinsame Arbeitsgruppe zwischen dem Vatikan und dem ÖRK gegründet. In wichtigen Kommissionen des Weltkirchenrates, so für Glauben und Kirchenverfassung sowie für Weltmission und Evangelisation, arbeiten katholische Theologen als Vollmitglieder mit. Ob und gegebenenfalls wann die katholische Kirche dem Weltbund beitritt, ist offen. (sys)
Weiterführende Texte zum ÖRK
Kirchen aus der ganzen Welt auf dem Weg zur Einheit
Mitteilung der Diözese Lausanne, Genf und Freiburg zum Papstbesuch.
News zum Papstbesuch
Meldungen zum Papstbesuch aus der Schweiz
Frühere Papstbesuche in der Schweiz
Papst Johannes Paul II. besuchte zwei Mal das «geliebte Schweizer Volk»
Seine Amtszeit war geprägt von Dutzenden von Reisen: Papst Johannes Paul II. verstand das Hinausgehen in die Welt als zentrale Aufgabe seines Pontifikats. Zwei Mal besuchte er die Schweiz. Ein Rückblick auf die beiden Reisen zeigt den Papst in vollkommen unterschiedlicher Verfassung. 1984 absolvierte das Kirchenoberhaupt ein Mammutprogramm, während sich 2004 der sichtlich vom Alter gezeichnete Papst auf der Berner Allmend an die Jugend wandte.
Martin Spilker
Zu den Menschen gehen, mit ihnen sprechen, feiern und beten, ihre Anliegen, Freuden und Nöte anhören und Hoffnung schenken. Papst Johannes Paul II. (1920-2005) unternahm in seiner 27-jährigen Amtszeit 103 Reisen in 130 Staaten. Vier Mal war er in der Schweiz: 1982 beim Besuch der Vereinten Nationen in Genf, 1984 für den grossen Pastoralbesuch, 1985 landete er für seinen Besuch im Fürstentum Liechtenstein in Kloten und 2004 traf sich Johannes Paul II. mit den Schweizer Bischöfen und besuchte das erste gesamtschweizerische katholische Jugendtreffen in Bern.
Papst «lässt niemanden unbeteiligt»
Der Besuch vom 12. bis 17. Juni 1984 hätte eigentlich bereits drei Jahre zuvor stattfinden sollen. Doch drei Tage vor der geplanten Reise wurde ein Attentat auf Johannes Paul II. verübt, bei dem der Papst schwer verletzt wurde. Bei seiner Landung am Flughafen Zürich wurde er vom damaligen Bundespräsidenten Leon Schlumpf empfangen. Das katholische Kirchenoberhaupt wandte sich noch in Kloten ein erstes Mal an «das geliebte Schweizer Volk», das sich nicht nur durch seine blühende Wirtschaft, sondern auch durch seine Gastfreundschaft und internationale Solidarität Ansehen verschafft habe.
Die Reise ging gleich weiter nach Lugano, wo der Papst eine Messe feierte. Die Begegnung muss bei Bundesrat Schlumpf aber einen starken Eindruck hinterlassen haben. In der Zeitschrift «Sonntag» sagte er: «Die Ausstrahlung lässt niemanden unbeteiligt, der diesem Mann begegnet ist.»
Politische Ermahnung im Ranft
Der Besuch unter dem Leitgedanken «Offen für Christi Geist» sollte laut Vatikan religiös-pastoralen Charakter haben. Stationen waren nach dem Tessin die Stadt und Universität Freiburg, Genf und Bern, eine Altarweihe im Kloster Einsiedeln und ein Besuch im dortigen Spital. In Luzern wurde auf der Allmend für eine Messe ein Altar mit dem bis dahin grössten Zeltdach errichtet. Am Gottesdienst nahmen 40’000 Gläubige teil. Erwartet worden waren allerdings 120’000 Menschen.
Auch Sachseln und der Ranft waren Ziel der Papstreise. Er betete am Grab des Heiligen Niklaus von Flüe und ergänzte die Mahnung des Schweizer Nationalheiligen, sich nicht in «fremde Händel» einzumischen, mit klaren Worten: «Ja, ‘macht den Zaun nicht zu weit’, aber scheut euch nicht, über den Zaun hinauszuschauen, macht die Sorgen anderer Völker zu euren eigenen und bietet über die Grenzen hinweg eine helfende Hand, und dies auch auf der Ebene eurer staatlichen Organe und Finanzmittel.»
Auf ausdrücklichen Wunsch des Papstes war die letzte Station des Besuchs das Wallis, wo er Gast des Bischofs von Sitten und damaligen Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, dem später zum Kardinal ernannten Henri Schwery war. Hier weihte Johannes Paul II. zum Abschluss seiner Reise neun Kandidaten zu Priestern – und segnete die Fahne des Skiclubverbands!
Beeindruckende Aufmerksamkeit
Der zweite Besuch des polnischen Papstes war ein ganz anderes Zeichen. Der von Alter und Schwäche gezeichnete 84-jährige Kirchenmann traf auch bei diesem zweiten Pastoralbesuch die Schweizer Bischöfe. Der damalige Präsident, Bischof Amedée Grab, verglich in einem Interview mit «Swissinfo» die beiden Besuche. Er stellte unter anderem fest, dass wie 20 Jahre zuvor auch Priester eine Öffnung der katholischen Kirche forderten.
In Erinnerung blieben die starken Bilder vom nationalen Jugendtreffen in Bern. Zwar war bis kurz vor dem Treffen nicht klar, ob der Papst aufgrund seines Gesundheitszustandes in die Schweiz reisen würde. In der fast 15-minütigen Rede vor den 13’000 Jugendlichen in der «Bern Arena» zeigte sich das Kirchenoberhaupt beeindruckt vom Enthusiasmus der jungen Schweizer Christen.
Einheit der katholischen Kirche hervorgehoben
Für diesen Besuch starkgemacht hatte sich der damalige Bundespräsident Joseph Deiss. Er hatte Johannes Paul II. bereits beim ersten Besuch 20 Jahre zuvor in Freiburg erlebt, damals als Universitätsprofessor. Nationalratspräsident Max Binder sprach nach dem Besuch von einem «einmaligen Anlass» und Caritas-Direktor Jürg Krummenacher war beeindruckt von der Aufmerksamkeit des Papstes beim Jugendtreffen und seiner Botschaft an die jungen Leute, die ermutigt wurden, auf ihr Gewissen zu hören.
Am Sonntag wies der Papst in einem Gottesdienst die Besucherinnen und Besucher auf die Bedeutung der Ökumene hin. Diese müsse aber unter Wahrung der Einheit der katholischen Kirche gesehen werden und er erinnerte daran, die Kirche zum «Haus und zur Schule der Gemeinschaft zu machen». Die Berner Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl auf der Berner Allmend auf 70’000. – Bei dieser zweiten Reise des Papstes wurden die Erwartungen der Veranstalter um das doppelte übertroffen.
Zwei weitere Päpste in der Schweiz
Der Besuch von Johannes Paul II. in der Schweiz war die zweitletzte seiner über 100 Auslandreisen. Im August desselben Jahres besuchte der Papst noch einmal Lourdes. Papst Johannes Paul II. verstarb am 2. April 2005.
Auch sein Nachfolger Papst Benedikt XVI. besuchte die Schweiz einmal. Im Juni 2006 war er auf dem Grossen St. Bernhard zu Gast, wo er auch die Zuchtstätte der Bernhardinerhunde besuchte. Dabei handelte es sich um einen privaten Aufenthalt, der auf der Seite des Vatikan nicht dokumentiert ist.
Bereits 1969 hatte Paul VI. die Schweiz besucht: Er reiste zum 50. Jahrestag der Internationalen Organisation der Arbeit für einen eintägigen Besuch nach Genf. Er besuchte ebenfalls den Ökumenischen Rat der Kirchen und feierte unter anderem einen Gottesdienst im Parc de la Grange.