Einzug zum ökumenischen Gebet
Schweiz

Der Mann in weiss und die farbige Kirche

Genf, 21.6.18 (kath.ch) Erster Höhepunkt der ökumenischen Pilgerreise des Papstes in Genf war das ökumenische Gebet. Vertreter unterschiedlicher christlicher Konfessionen beteten um Vergebung für die Uneinigkeit der Christen und um Einheit. Eindrücklich wurde dabei die Vielfalt der weltweiten Kirchen sichtbar gemacht.

Nach pünktlicher Landung am Flughafen Genf und dem offiziellen Empfang durch den Schweizer Bundespräsidenten Alain Berset begann Papst Franziskus den Besuch beim Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) mit einer Gebetsfeier in der Kapelle des Weltkirchenrats.

Das Gelände des Weltkirchenrats war durch die Polizei stark abgeriegelt. Einige Schaulustige wurden auf Distanz gehalten; der Papst winkte ihnen kurz, bevor er das ÖRK-Gebäude betrat.

Herzliche Begrüssung

Die in den letzten Jahren unter Federführung des Schweizer Kardinals Kurt Koch verstärkten guten und engen Verbindungen zwischen ÖRK und Vatikan zeigten sich bereits bei der herzlichen Begrüssung des Papstes durch Olaf Fykse Tveit, Generalsekretär des ÖRK. Die Vielfalt der im Weltkirchenrat vertretenen christlichen Gemeinschaften wurde sodann gleich in der Kapelle deutlich: Hier standen evangelische Priesterinnen neben orthodoxen Geistlichen und am Mikrofon ergriffen Bischöfinnen ebenso wie Patriachen das Wort.

Als «Pilger auf der Suche nach Einheit und Frieden»

Sowohl Vertreterinnen und Vertreter der ÖRK-Mitgliedkirchen wie auch Papst Franziskus wiesen während dem Gebet darauf hin, dass die Trennung der Kirchen nicht dem Willen Gottes entspreche. Deshalb brauche stets neues Engagement und Anstösse, um diesen Weg weiter zu gehen. Er sei «als Pilger auf der Suche nach Einheit und Frieden» zum ÖRK gereist, wie er in seiner Ansprache sagte (siehe auch separaten Text). Dieses Treffen zeige ihm, dass er hier Brüder und Schwestern finde, die mit ihm auf diesem Weg seien.

International, jung, dynamisch

Nebst der sichtbaren Vielfalt der Konfessionen durch ganz unterschiedliche liturgische Gewänder beeindruckte das ökumenische Gebet durch die Auswahl der Personen, welche die Texte sprachen. Junge Mitglieder des Zentralkomitees des Weltkirchenrats, Frauen und Männer aller Kontinente, machten deutlich, dass Versöhnung und Einheit nicht ein Wunsch der Kirchenvertreter, sondern Auftrag Gottes sei. – Ein Auftrag, der im Sprechen des gemeinsamen Glaubensbekenntnisses unterstrichen wurde.

Auch die Musik spiegelte das vielfältige Gesicht der Kirche.

Auch die musikalische Gestaltung mit Liedern unter anderem aus Argentinien, Syrien, Südafrika und Russland spiegelte das vielfältige Gesicht der Kirchen. Die Feier als Ganzes wurde auf Englisch gehalten, während der Papst seine Ansprache auf Italienisch hielt. Das Gebet des Herrn, das Vater unser, beteten sodann alle in ihrer eigenen Sprache, was zu einer ganz besonderen Stimmung in der Kapelle beitrug.

Jubelnde ÖRK-Mitarbeiter

Nach Abschluss der Feier unterhielt sich Franziskus noch im ÖRK-Gebäude mit verschiedenen Personen mit einer Beeinträchtigung oder Krankheit. Wie bereits beim Betreten des Gebäudes wurde ihm beim Verlassen des Gebäudes von Mitarbeitenden des Weltkirchenrats zugejubelt. – Hier ist der Besuch von Franziskus sehr gut aufgenommen worden. (gs/ms)

Einzug zum ökumenischen Gebet | © AlbinHillert WCC
21. Juni 2018 | 14:25
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Papst ermutigt zu «Verlustgeschäft» Ökumene

Papst Franziskus hat beim Weltkirchenrat in Genf vor dem Schutz von Eigeninteressen auch in der Ökumene gewarnt. Ökumene sei «ein grosses Verlustgeschäft», sagte er am Donnerstag im Rahmen des Gebetsgottesdienstes am Sitz des Weltkirchenrats. Um der Einheit willen gelte es eigene Zwecke aufs Spiel zu setzen, die oftmals eng an ethnische Zugehörigkeiten oder überkommene Vorstellungen gebunden seien.

Der Papst betonte in seiner Rede, was nicht der Gemeinschaft diene, führe zu Kriegen und Zerstörung. «Die Welt, zerrissen von zu vielen Spaltungen, die vor allem die Schwächsten treffen, ruft nach Einheit», sagte er. Die getrennten Christen mahnte er dazu, «in der Vergebung fortzuschreiten». Dies gehe nicht «mit der dröhnenden Gangart der Machtanmassung, sondern mit jener, die dem Rhythmus des Gebotes Nächstenliebe folge.

Für Kirchenspaltungen und frühere Misserfolge in der Ökumene machte Franziskus «weltliches» Machtdenken unter Christen verantwortlich: «Zuerst versorgte man die Eigeninteressen, dann jene von Jesus Christus», so der Papst. Auch Versuche in der Vergangenheit, diese Trennungen zu überwinden, seien «elend gescheitert, weil sie sich hauptsächlich an einer weltlichen Logik orientierten».

Ökumene könne nicht gelingen, wenn man das Eigene retten wolle, argumentierte Franziskus. Wer Christus nachfolgen wolle, müsse «mit heiliger Hartnäckigkeit den Weg des Evangeliums wählen und die Schleichwege der Welt ablehnen». (cic)