Nuntius Zurbriggen beim Neujahrsempfang von Bundespräsident van der Bellen.
Rauchzeichen

Peter Zurbriggen, Michail Gorbatschow, Ökumene in Karlsruhe: Was diese Woche wichtig wird

Die Weltkirche trauert um Nuntius Peter Zurbriggen – doch die Bischofskonferenz schweigt. Mit Michail Gorbatschow stirbt der Mann, der laut Putin für den Untergang der russischen Weltmacht verantwortlich ist. Franz Imhofs Abgang aus dem Churer Domkapitel gibt zu reden. Und Karlsruhe erwartet Hilarions Nachfolger, Metropolit Antonij.

Raphael Rauch

Wer dachte, bei der Schweizer Bischofskonferenz habe mit neuem Personal ein neuer Frühling begonnen, der sieht sich getäuscht. Die ehemalige Pressesprecherin Encarnación Berger-Lobato hatte unter Medienschaffenden keinen guten Ruf, denn sie glänzte weder mit Schnelligkeit noch mit Informiertheit. Lamentieren statt kommunizieren – das mögen Journalistinnen und Journalisten nicht.

Das Schweigen der Schweizer Bischöfe

Nun gibt es eine Nachfolgerin – doch am Output der Medienarbeit hat sich bislang nichts geändert. Am Sonntag ist der Walliser Vatikan-Diplomat Peter Zurbriggen gestorben. Seitdem kondolieren österreichische Bischöfe, der Wiener Kardinal und sogar der Bundespräsident.

Nuntius Peter Stephan Zurbriggen bei einer Bischofsweihe 2017
Nuntius Peter Stephan Zurbriggen bei einer Bischofsweihe 2017

Die Schweizer Bischofskonferenz indes hat es immer noch nicht geschafft, zum Tod des unkonventionellen Diplomaten zu kondolieren. Offenbar sind die Baustellen, die Generalsekretär Davide Pesenti und sein Vize Martin Wey in der Rue des Alpes in Freiburg vorgefunden haben, grösser als gedacht.

Wer kommt zum Requiem?

Die Abdankung Peter Zurbriggens ist am Montag um 10.15 Uhr in der Pfarrkirche in Brig. Mit Spannung wird erwartet, wer dem Requiem vorstehen wird. In jedem Fall wird es ein Kondolenz-Telegramm von Papst Franziskus geben. Auch wäre es üblich, dass jemand von den Oberen des Staatssekretariats an den Exequien teilnehmen wird.

Sie kennen sich aus Argentinien und nun macht er ihn zum Kardinal: Papst Franziskus und der Walliser Emil Paul Tscherrig.
Sie kennen sich aus Argentinien und nun macht er ihn zum Kardinal: Papst Franziskus und der Walliser Emil Paul Tscherrig.

Die Hoffnung mancher, Zurbriggens Kollege aus dem diplomatischen Dienst, der Walliser Nuntius in Italien Emil Paul Tscherrig, könne dem Requiem vorstehen, hat sich zerschlagen: Tscherrig weilte zwar in den letzten Tagen im Wallis, muss aber zurück nach Rom, weil Termine anstehen.

Richard Lehner spricht mit Bischof Jean-Marie Lovey

Dem Vernehmen nach spricht Generalvikar Richard Lehner mit Bischof Jean-Marie Lovey, um ein Terminproblem zu lösen: Am Montag beginnt die Vollversammlung der Schweizer Bischofskonferenz. Trotzdem wäre es für das Oberwallis wichtig, dass nicht nur Altbischof Norbert Brunner, sondern auch Bischof Jean-Marie Lovey zum Requiem kommt. Zeitlich könnte es hinhauen, Abdankung und Vollversammlung unter einen Hut zu bringen. Die Predigt hält Bistumssprecher Paul Martone. Wir werden berichten.

Bischof Jean-Marie Lovey
Bischof Jean-Marie Lovey

Am Dienstagabend wurde bekannt, dass Michail Gorbatschow im Alter von 91 Jahren gestorben ist. Er zählt zu den wichtigsten Brückenbauern des 20. Jahrhunderts. Ohne Gorbatschow kein «wind of change», kein friedlicher Mauerfall.

Wer reist zu Gorbatschows Beerdigung?

Mit Michail Gorbatschow stirbt der Mann, der aus Sicht Putins der grösste Versager der russischen Geschichte ist, der vor dem Charme Helmut Kohls einknickte und Russlands Untergang besiegelte. Putin versucht mit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine, vermeintliche Fehler aus der Gorbatschow-Ära zu korrigieren.

Papst Johannes Paul II. und Michail Gorbatschow illustrieren den "Wind of Change".
Papst Johannes Paul II. und Michail Gorbatschow illustrieren den "Wind of Change".

Der Tod Gorbatschows fällt ihn eine heikle Zeit. Mit Spannung wird erwartet, wie die Abdankung gestaltet wird. Erwartet wird, dass aktuelle und ehemalige Staatsfrauen und Staatsmänner aus aller Welt zur Abdankung nach Russland fliegen. Vielleicht kommt es am Rande der Requiem-Reiserei noch zu diplomatischen Gesprächen. Wir werden sehen.

Ökumene-WM in Karlsruhe

Der Ukraine-Krieg und das Verhalten der russisch-orthodoxen Kirche stehen im Zentrum der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Es ist eine Art ökumenische Weltmeisterschaft. Sie findet nur alle acht Jahre statt und ist das höchste ÖRK-Gremium überhaupt.

Flyer mit dem Logo und dem Motto der 11. Vollversammlung des ÖRK.
Flyer mit dem Logo und dem Motto der 11. Vollversammlung des ÖRK.

Rund 4’000 Delegierte, Beraterinnen und Experten aus mehr als 100 Staaten kommen zusammen, um über religiöse und politische Themen zu diskutieren – zum ersten Mal in Deutschland.

Karlsruhe erwartet Metropolit Antonij

Das Motto lautet «Die Liebe Christi bewegt, versöhnt und eint die Welt». Es wurde vor dem Ukraine-Krieg beschlossen und hat durch den 24. Februar eine besondere Aktualität erhalten. 

Metropolit Antonij Sewrjuk leitet das Aussenamt der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau.
Metropolit Antonij Sewrjuk leitet das Aussenamt der russisch-orthodoxen Kirche in Moskau.

Auf der Tagesordnung stehen beispielsweise Klima- und Umweltschutz, Geschlechtergerechtigkeit und der weltweite Kampf gegen Hunger. Der russische Angriff auf die Ukraine wirft einen Schatten auf das Ökumene-Treffen. In Karlsruhe werden auch Delegierte aus Russland und der Ukraine erwartet – darunter Metropolit Antonij. Er ist der Nachfolger des geschassten Aussenbeauftragten des Moskauer Patriarchats, Metropolit Hilarion.

Mit welchem Visum reist Metropolit Antonij ein?

Unklar ist, mit welchem Visum Antonij nach Karlsruhe kommt. Ein Schengen-Visa dürfte er – ähnlich wie Metropolit Hilarion in Genf – verweigert bekommen. Per Diplomatenpass kann er nicht mehr einreisen, wie das Auswärtige Amt in Berlin gegenüber kath.ch bestätigt: «Im Rahmen der Beschlüsse des Rats für Auswärtige Angelegenheiten vom 25. Februar wurde auf europäischer Ebene die Entscheidung getroffen, das Visumerleichterungsabkommen zwischen der EU und Russland teilweise auszusetzen. Seitdem können Inhaber russischer Diplomatenpässe nicht mehr visafrei in die EU einreisen.»

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. (links) und Metropolit Hilarion.
Der Moskauer Patriarch Kyrill I. (links) und Metropolit Hilarion.

Gut möglich, dass Metropolit Anthony ein Visum nur für Deutschland und nicht für den ganzen Schengenraum beantragte. «Wir bitten um Verständnis, dass wir uns aus datenschutzrechtlichen Gründen leider nicht zu einzelnen Visaanträgen äussern können», sagt hierzu ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.

Auch Kurt Koch reist nach Karlsruhe

Ebenfalls anreisen wird Kurienkardinal Kurt Koch. Der Ökumene-Minister des Vatikans leitet die Delegation des Heiligen Stuhls. Die katholische Kirche hat zwar nur Gaststatus beim ÖRK, ist hier aber ein gern gesehener Gast. Am 1. September wird Kurt Koch eine Grussbotschaft von Papst Franziskus übermitteln.

Kardinäle unter sich: Rainer Maria Woelki (rechts) im Gespräch mit Kurt Koch im August 2022.
Kardinäle unter sich: Rainer Maria Woelki (rechts) im Gespräch mit Kurt Koch im August 2022.

Unter den Anwensenden sind auch viele Schweizerinnen und Schweizer, unter anderem die oberste Reformierte Rita Famos. Bleibt zu hoffen, dass es der Schweiz gelingt, zusammen mit anderen Verbündeten eine israelfeindliche Resolution zu verhindern, die Israel Apartheid vorwirft.

Franz Imhof ist nicht mehr Domherr

Wer die Website des Bistums Chur aufmerksam studiert, entdeckt dieser Tage ein interessantes Detail: Pfarrer Franz Imhof ist nicht mehr unter den Domherren zu finden, sondern wird als emeritierter Domherr aufgeführt. Franz Imhof ist nicht irgendein Domherr, sondern gehört zu den Scharfmachern des Churer Priesterkreises.

Sie gehören dem "Churer Priesterkreis" an und kritisieren den Verhaltenskodex: die Domherren Roland Graf (l.) und Franz Imhof.
Sie gehören dem "Churer Priesterkreis" an und kritisieren den Verhaltenskodex: die Domherren Roland Graf (l.) und Franz Imhof.

Zusammen mit Domherr Roland Graf hat er die Kampagne gegen den neuen Verhaltenskodex lanciert. Warum ist Franz Imhof emeritiert worden? Bereits im Mai war er nach fast 30 Jahren als Pfarrer in Attinghausen verabschiedet worden – zusammen mit seiner «Pfarrköchin» Klara Niederberger, wie die «Luzerner Zeitung» berichtete. Wir haken nach. Wir werden auch fragen, wann Bischof Joseph Bonnemain die vier vakanten Plätze im Domkapitel zu besetzen gedenkt. Die neusten Entgleisungen des Vizedekans des Domkapitels, Martin Grichting, finden Sie hier.

Tage der liturgischen Gewänder

Am Donnerstag beginnen die Tage der liturgischen Gewänder. «In der Innerschweiz gibt es grossartige Schätze an liturgischen Gewändern», schreibt der Konservator des Luzerner Stiftsschatzes, Urs-Beat Frei.

«Einige sehr kostbare stammen noch aus dem Mittelalter, viele überaus prächtige sind in der Zeit des Barock entstanden, und moderne Gewänder des 20. Jahrhunderts haben sogar international Bekanntheit erlangt. 13 Kirchen und Klöster laden zu abwechslungsreichen Besichtigungen ein.» Zu entdecken seien textile Kunstwerke «von höchster Qualität», wie Urs-Beat Frei verspricht – «darunter solche, die noch kaum je öffentlich gezeigt wurden».

Thomas Englberger folgt auf Claudius Luterbacher

Thomas Englberger beginnt am Donnerstag, 1. September, als neuer Kanzler des Bistums St. Gallen. Er folgt auf Claudius Luterbacher, der künftig für den Kanton St. Gallen arbeitet und hier dem Amt für Soziales vorsteht. Unklar ist weiterhin, wer Luterbachers Nachfolger als Präsident von Caritas Schweiz wird.

Thomas Englberger
Thomas Englberger

Am Donnerstag beginnt die Schöpfungszeit. «Der Zustand der Zerstörung unseres gemeinsamen Hauses verdient die gleiche Aufmerksamkeit wie andere globale Herausforderungen wie schwere Gesundheitskrisen und kriegerische Konflikte», schreibt Papst Franziskus zur Schöpfungszeit 2022. Er bittet darum, «auf die Stimme der Schöpfung zu hören». Dabei konstatiert er «eine Art Dissonanz in der Stimme der Schöpfung. Auf der einen Seite ist es ein süsses Lied, das unseren geliebten Schöpfer preist, auf der anderen Seite ist es ein bitterer Aufschrei, der unsere menschliche Misshandlung beklagt».

Bittgebete für Schöpfung und Erlösung

Papst Franziskus hat 2015 den 1. September als Weltgebetstag für die Bewahrung der Schöpfung für die katholische Kirche eingeführt. Mit der Wahl dieses Datums griff der Papst eine orthodoxe Tradition auf und stellte so den Weltgebetstag von Anfang an in einen ökumenischen Kontext.

Die Welt in einer Glaskugel.
Die Welt in einer Glaskugel.

Bereits im Jahr 1989 lud der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel Dimitrios «die ganze orthodoxe und christliche Welt» ein, am 1. September «zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die grosse Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung».

Endlich: das französische Missale

Aufgrund des Papiermangels in Schweizer Druckereien musste die Einführung des neuen Missale in der Westschweiz letztes Jahr verschoben werden. Laut Beschluss der Schweizer Bischofskonferenz tritt nun aber die dritte Ausgabe des Missale Romanum in der Romandie am 1. September in Kraft. Die Verwendung ist vom 27. November an obligatorisch: Advent heisst Ankunft!

Alte Messbücher
Alte Messbücher

Altbundesrat Joseph Deiss hat ein Buch über seine Pilgererlebnisse auf der Via Francigena verfasst. Nein, das ist nicht der Jakobsweg, sondern der Pilgerweg, der von Canterbury nach Rom führt. Am Donnerstag stellt er das Buch im «Espace Temple de Madeleine» in Genf vor.

«Pride» in Luzern mit Meinrad Furrer

Am Samstag ist in Luzern die «Pride» angesagt. Die katholische Kirche ist unter anderem mit dem schwulen Seelsorger Meinrad Furrer vertreten. Am Sonntag, 4. September, laden die christkatholische, die evangelisch-reformierte und die römisch-katholische Kirche um 14 Uhr zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Peterskapelle ein.

Meinrad Furrer segnet ein lesbisches Paar in Zürich auf einer Regenbogenbank.
Meinrad Furrer segnet ein lesbisches Paar in Zürich auf einer Regenbogenbank.

Unter dem Motto «Nichts steht unserer Würde im Wege» solle die Vielfalt gewürdigt und gefeiert werden, heisst es in einer Ankündigung: «Im Gottesdienst heissen wir alle herzlich willkommen. Wir erzählen die Geschichte eines besonderen queeren Menschen in der Bibel: eine der ersten Personen, die getauft wurde», sagt Meinrad Furrer, Mitorganisator der kirchlichen Pride-Events und Leiter der römisch-katholischen Peterskapelle. Auch wird es eine Regenbogenbank geben für Gespräche «über Gott und die Welt». Und klar, man kann sich hier auch segnen lassen.

Europäischer Tag der Jüdischen Kultur

«Grafit, Tusche, LED» heisst der Titel einer Ausstellung, die am Samstag um 11 Uhr im Bruder-Klaus-Museum in Sachseln eröffnet wird. «In der Ausstellung zeigen acht Zentralschweizer Kunstschaffende wie vielfältig, spielerisch und reflektiert das Medium Zeichnung bearbeitet wird», teilt das Museum mit.

Davidstern und Thora
Davidstern und Thora

Am Sonntag findet der Europäische Tag der Jüdischen Kultur statt. Hierzu gibt es schweizweit verschiedene Veranstaltungen. Die Tore der Berner Synagoge an der Kapellenstrasse 2 sind zum Beispiel von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Das Thema lautet dieses Jahr: «Erneuerung». Sowohl Rabbi Michael Kohn als auch Rebbezin Dorit Grant Kohn haben einiges zu erzählen.

Wann haben Sie Namenstag?

Vielleicht haben Sie bemerkt, dass es auf kath.ch eine neue Serie gibt: Wir gehen Namenstagen nach und fragen Menschen, was ihnen ihr Vorname bedeutet. Den Auftakt machte Monika Schmid, gefolgt von Sabine Zgraggen. Am 1. September folgt Verena Lenzen. Möchten Sie uns etwas über Ihren Vornamen erzählen? Gilt für Sie «Nomen est omen»? Wir freuen uns über Input an rauchzeichen@kath.ch.

Wegen einer Romreise – die Kardinäle haben dort getagt – erscheint dieses Rauchzeichen erst heute. Einen guten Start zur Mitte der Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch 


Nuntius Zurbriggen beim Neujahrsempfang von Bundespräsident van der Bellen. | © Peter Lechner – Hofburg
31. August 2022 | 07:33
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