Sabine Zgraggen, Leiterin der Dienststelle Spital- und Klinikseelsorge, Zürich
Namenstag

Sabine Zgraggen: Ich heisse Sabine, weil…

Heute feiert Sabine Zgraggen (53) Namenstag. Ihre Mutter stammt aus dem Allgäu, wo einst der Namenstag wichtiger als der Geburtstag war.

Raphael Rauch

Warum haben Sie Ihre Eltern Sabine genannt?

Sabine Zgraggen*: Meine Eltern haben den Namen nicht wegen der Heiligen Sabine gewählt, sondern weil mein Vater den Namen modern fand. Der Name war damals in.

Santa Sabina, Rom
Santa Sabina, Rom

Mögen Sie Ihren Namen?

Zgraggen: Santa Sabina ist eine Basilika auf dem Aventin. Hier soll sich die älteste Kreuzesdarstellung des Christentums befinden. Und zwar aus dem 4. Jahrhundert – zu sehen auf der Holztüre der Kirche in der oberen Reihe. Das passt zu mir, da ich die Kreuzes-Theologie und die Mystik sehr schätze.

«Die Heilige Sabine ist eine Zeugin der frühen Kirche in Rom.»

Was genau fasziniert Sie an der Heiligen Sabine?

Zgraggen: Mich fasziniert, dass meine Namenspatronin bereits im 2. Jahrhundert eine römische Wohltäterin war. Sie hat Christinnen und Christen in ihr Haus aufgenommen. Offenbar diente das vornehme Haus mit Mosaikboden als eine Art Hauskirche. Sie fiel dann den Christenverfolgungen zum Opfer und starb als Märtyrerin. Seitdem wird sie als Heilige verehrt. Die Heilige Sabine ist eine Zeugin der frühen Kirche in Rom, ganz nahe am Ursprung der ersten Begeisterten. Der Gedanke gefällt mir!

Sabine Zgraggen, 2016, vor dem Eingang der Spitalkirche St. Joseph-Krankenhaus, Berlin Tempelhof.
Sabine Zgraggen, 2016, vor dem Eingang der Spitalkirche St. Joseph-Krankenhaus, Berlin Tempelhof.

Was bedeutet Ihnen Ihr Namenstag?

Zgraggen: Meine Mutter stammt aus dem Allgäu. Dort wurde ausschliesslich der Namenstag gefeiert – und nicht der Geburtstag. Der spielte nur eine Rolle, wenn man 80 wurde. Ich bin in Berlin aufgewachsen – da war’s ganz anders. Wir haben nie Namenstag gefeiert.

«. Damals war es üblich, wenige Tage später in der Spitalkirche getauft zu werden.»

Sie sind in Westberlin aufgewachsen, mitten im kalten Krieg. Wie fand eine Taufe in der Diaspora statt?

Zgraggen: Ich wurde im Josephskrankenhaus in Berlin-Tempelhof geboren. Damals war es üblich, wenige Tage später in der Spitalkirche getauft zu werden. Die Schwestern der Heiligen Elisabeth waren damals noch in der Pflege tätig. Die Taufe wurde umgehend organisiert.

Zur Taufe reiste meine Tante extra aus dem Allgäu als Taufpatin an und so wurde ich dort drei Tage nach der Geburt getauft. Damals konnte niemand wissen, dass ich Jahre später dort meine Ausbildung zur Pflegefachfrau machen würde. Zu der Spitalkirche hatte ich immer einen besonderen Bezug, wusste aber lange Jahre gar nicht, dass ich dort getauft war. Ich ging dort in meinen Pausen gerne beten. Bis heute gibt es diese Kirche. Der Geist der Schwestern hat die Ausstrahlung des Spitals bis in unsere Tage geführt.

Die Theologin Sabine Zgraggen (53) leitet in Zürich die Spital- und Klinikseelsorge.


Sabine Zgraggen, Leiterin der Dienststelle Spital- und Klinikseelsorge, Zürich | © zVg
29. August 2022 | 14:37
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