Daniel Kosch, RKZ-Generalsekretär
Rauchzeichen

Daniel Kosch, Bischof Markus Büchel, Advent: Was diese Woche wichtig wird

Die deutschen Bischöfe lassen sich nicht von Kardinal Ouellet ausbremsen. Bischof Markus Büchel steht in St. Gallen Rede und Antwort. Das Wallis stimmt darüber ab, ob Pflegeheime Sterbehilfe in den eigenen Räumen zulassen müssen. Die RKZ verabschiedet Daniel Kosch. Und am Sonntag geht ein digitaler Adventskalender online.

Raphael Rauch

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, zeigte sich am Wochenende erleichtert. Er fliege «mit einer gewissen Erleichterung» nach Hause, sagte Bätzing: «Weil wir Themen benannt haben und niemand sagen kann, er hätte davon nichts gehört oder sich nicht äussern können». Er fahre aber auch «mit einer gewissen Sorge, weil ich noch nicht abschätzen kann, welche Dynamik die synodalen Prozesse entfalten».

Kardinal Marc Ouellet als Scharfmacher

Auch wenn es laut Bätzing keinen Showdown gegeben hat: Der Synodale Weg stand letzte Woche auf Messers Schneide. Dem Vernehmen nach trat der Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe, Kardinal Marc Ouellet, als Scharfmacher auf: Er brachte ein Moratorium ins Spiel, was das faktische Aus für den Synodalen Weg bedeutet hätte.

Kardinal Marc Ouellet, im August 2022.
Kardinal Marc Ouellet, im August 2022.

Stattdessen einigten sich die deutschen Bischöfe mit Rom darauf, «angesichts der entstandenen Missverständnisse weiteres Nachdenken und gegenseitiges Zuhören zu fördern», wie in einer gemeinsamen Erklärung nachzulesen ist.

Das Frauenpriestertum bleibt ein rotes Tuch

Auch wenn sich manche Reformkatholikinnen und Reformkatholiken nun bestärkt fühlen dürften: Rom liebäugelt nach wie vor mit roten Karten. Bätzing bestätigte, dass sich die konservativen Reformgegner unter den deutschen Bischöfen angesichts des Verlaufs der Gespräche im Vatikan bestärkt fühlen könnten.

Monika Schmid während ihres Abschiedsgottesdienstes.
Monika Schmid während ihres Abschiedsgottesdienstes.

Wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, gehört «zu den roten Linien, die aus Sicht der Kurienchefs nicht überschritten werden dürften», das Thema Frauenpriestertum. Kritisch gesehen würden auch «Forderungen nach Veränderungen beim Zölibat oder der Sexuallehre. Keine offizielle Stellungnahme des Vatikans gab es zum in Deutschland geplanten ‘Synodalen Rat’, einem dauerhaften Leitungsgremium zwischen Bischöfen und Laien – auch wenn dieses in Rom ebenfalls sehr skeptisch gesehen wird.»

Woelkis Zukunft nach wie vor unklar

Wer die Fotos des Ad-limina-Besuchs studiert, kann allein schon bildsprachlich ablesen, wie es um den glücklosen Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki bestellt ist. Mal steht er wenig erfreut in der ersten Reihe, mal versteckt er sich in der zweiten Reihe – oder beobachtet argwöhnisch den herzlichen Austausch zwischen Kardinal Reinhard Marx und Papst Franziskus. Das ist natürlich alles Interpretation, passt aber zur aktuellen Rolle des Kardinals in der Deutschen Bischofskonferenz.

Papst Franziskus lacht mit Kardinal Reinhard Marx (l.), Erzbischof von München und Freising, beim Ad-limina-Besuch. Im Hintergrund Rainer Maria Woelki.
Papst Franziskus lacht mit Kardinal Reinhard Marx (l.), Erzbischof von München und Freising, beim Ad-limina-Besuch. Im Hintergrund Rainer Maria Woelki.

Nach wie vor ist unklar, ob Papst Franziskus Woelkis nicht ganz freiwilliges Rücktrittsangebot annehmen wird oder nicht. Er wolle in der Sache selbst entscheiden, stellte Franziskus gegenüber den deutschen Bischöfen klar. Der Papst habe «aber nicht gesagt, ob, wann und wie er dazu entscheiden wolle», beklagte Bätzing am Wochenende. Dabei wachse der Druck in Köln immer weiter und sei «schon nicht mehr auszuhalten».

Kardinal Woelki rechts in der zweiten Reihe.
Kardinal Woelki rechts in der zweiten Reihe.

Was sagten die Bischöfe zu Kurt Kochs NS-Vergleich?

Über das Gespräch der deutschen Bischöfe mit dem Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch drang wenig nach draussen. Schon länger gilt das Verhältnis zwischen Deutschland und dem Ökumene-Minister als belastet. Die deutschen Bischöfe würden gerne im Bereich der Ökumene vorwärts machen – wie etwa bei der im Jahr 2021 zum Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt eingeführten Praxis «Gemeinsam am Tisch des Herrn». Kurt Koch lehnt das Papier weitgehend ab. Der Ökumene-Minister will nicht, dass Katholiken Protestantinnen zur Eucharistie einladen. Und dass Katholiken am reformierten Abendmahl teilnehmen.

Kurt Koch
Kurt Koch

Über die Begegnung mit Kurt Koch wurde bislang lediglich bekannt, dass es eine Debatte um mögliche Wege zu einer Abendmahl- oder Eucharistiegemeinschaft gegeben habe. Laut der Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles, leitete Koch zu diesem Thema eine «spannende Disputation» mit mehreren deutschen Bischöfen. Es sei das «theologischste Gespräch» des gesamten Ad-limina-Besuchs gewesen. 

Beate Gilles ist Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz.
Beate Gilles ist Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz.

Inwiefern Kochs umstrittener NS-Vergleich Thema war, ist unklar. Offiziell haben der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und Koch bereits Anfang Oktober ein klärendes Gespräch geführt. Doch mehrere Bischöfe hatten im Vorfeld angekündigt, dass es hierzu noch Redebedarf gebe.

Bischof Markus Büchel im Kantonsratssaal

Und nun zur Schweiz. Am Dienstag beginnt um 9.15 Uhr die Kollegiumssitzung im Kantonsratssaal St. Gallen. Roger Fuchs, der Kommunikationsverantwortliche des Katholischen Konfessionsteils, wird nach der Begrüssung einen etwa 45-minütigen Talk mit Bischof Markus Büchel führen – und zwar vor 180 Parlamentarierinnen und Parlamentariern.

Die Bischöfe Markus Büchel (links) und Felix Gmür stehen derzeit in Kritik.
Die Bischöfe Markus Büchel (links) und Felix Gmür stehen derzeit in Kritik.

Hintergrund ist das Jubiläum «175 Jahre Bistum St. Gallen». «Die Fragen drehen sich nicht nur um das Zusammenspiel zwischen pastoraler und staatskirchenrechtlicher Ebene, auch der synodale Prozess und die daraus resultierenden kritischen Rückmeldungen kommen zur Sprache», kündigt Roger Fuchs gegenüber kath.ch an. «Darunter befinden sich zweifelsfrei Punkte wie die Rolle der Frau in der Kirche oder das Zölibat.»

Roger Fuchs macht einen guten Job

Ob Bischof Markus Büchel auch etwas zu seiner Zukunft und der verbleibenden Zeit als Bischof von St. Gallen sagt – wir dürfen gespannt sein. Roger Fuchs, der erst seit dem 1. März im Dienst ist, hat innerhalb kürzester Zeit die Kommunikationsarbeit des Konfessionsteils auf Vordermann gebracht. Er hat sicher genügend Punkte für seinen Fragenkatalog. Trotzdem hier die aus meiner Sicht drängendsten Fragen:

Zwölf Fragen an Bischof Markus Büchel

  1. Werden Sie als Mitglied der CCEE-Finanzkommission an der europäischen Synode im Februar 2023 in Prag teilnehmen?
  2. Was sagen Sie zur Milo-Rau-Mumiendiskussion?
  3. Wie kann die nächste Bischofswahl in St. Gallen möglichst synodal gestaltet werden – unter Einbezug des Volkes Gottes?
  4. Wann dürfen Nicht-Geweihte im Bistum St. Gallen nicht nur taufen, sondern auch trauen?
  5. Warum wollen Sie nicht, dass eine Vertretung der Frauenverbände bei der Bischofskonferenz mit am Tisch sitzt?
  6. Welche Fehler haben Sie bei der Aufarbeitung des Missbrauchskomplexes gemacht?
  7. Warum wollen Sie keinen Verhaltenskodex à la Bistum Chur?
  8. Was sagen Sie zum Coming-out-Buch des St. Galler Priesters Heinz Angehrn?
  9. Was steht auf Ihrer To-do-Liste bis zu Ihrer Emeritierung?
  10. Was sagen Sie zum Konflikt mit Schwester Scholastika im Kloster Wonnenstein?
  11. Was halten Sie von Monika Schmids Konzelebration?
  12. Charlotte Küng-Bless sagt, sie habe gegen das Kirchenrecht verstossen. Was sagen Sie dazu?

Damaskus: Glanz, Gloria und Zerfall

Rafik Schami ist die bekannteste syrische Stimme im deutschsprachigen Raum. Der Bestseller-Autor stammt aus einer katholischen Familie in Damaskus, lebt aber seit Jahrzehnten in Deutschland.

Wer seine Bücher liest, erfährt nicht nur viel vom einstigen Glanz des bürgerkriegszerrütteten Landes, sondern auch, wie unkompliziert interreligiöses Zusammenleben sein kann. So werden in Damaskus, wie Rafik Schami es beschreibt, christliche Jungs ebenso beschnitten wie ihre muslimischen Kameraden. Am Dienstagabend stellt er sich den Fragen von Nicola Steiner im Zürcher Bernhard-Theater

Lorenz Bösch ist Präsident der Kantonalkirche Schwyz und gehört zu den Kritikern Loppachers.
Lorenz Bösch ist Präsident der Kantonalkirche Schwyz und gehört zu den Kritikern Loppachers.

Am Mittwoch hat der Schwyzer Kantonsrat ein Thema mit katholischer Relevanz traktandiert. Es geht um einen Zuschuss für den Kasernen-Neubau der Schweizergarde. «Ich gehe davon aus, dass die Schweizergarde das Geld bekommt», sagt Lorenz Bösch von der Schwyzer Kantonalkirche zu kath.ch. Konkret geht es um 160’000 Franken.

In den nächsten Monaten dürfte es im Schwyzer Kantonsrat auch um Kirchensteuern für juristische Personen gehen. Eine entsprechende Motion, die deren Abschaffung fordert, wurde eingereicht. «Sie ist aber kein Thema anlässlich der Session vom Mittwoch», sagt Lorenz Bösch zu kath.ch. «Zuerst muss der Regierungsrat die Motion beantworten und einen Antrag auf Erheblichkeit oder nicht Erheblichkeit stellen. Erst dann wird der Kantonsrat über die Motion diskutieren.» 

Daniel Kosch war Mr. RKZ

Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ) verabschiedet am Freitag den profiliertesten nicht-geweihten Katholiken der Schweiz: den langjährigen Generalsekretär Daniel Kosch. Nach zwei Jahrzehnten hat sich erstmals «Vatican News» für Daniel Kosch interessiert und ihn interviewt.

Ein wichtiger Tag für Daniel Kosch (rechts): SBK und RKZ unterzeichnen 2015 eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit.
Ein wichtiger Tag für Daniel Kosch (rechts): SBK und RKZ unterzeichnen 2015 eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit.

Kosch nutzte die Bühne, um für den synodalen Prozess in der Schweiz zu werben: Er sieht hierin eine riesige Chance für die Kirche. Auch wenn Daniel Kosch vom 1. Dezember an offiziell Privatier ist, wird von ihm auch weiterhin zu hören sein. Etwa auf dem Synodalen Weg, wo er weiterhin die RKZ als Beobachter vertreten wird.

16 Tage gegen Gewalt an Frauen

Jede zweite Woche wird in der Schweiz eine Frau getötet, weil sie eine Frau ist. Meist ist der Täter ihr Partner oder Ex-Partner. Diese Verbrechen werden Feminizide genannt.

Brutale Realität: geschlagene Frauen.
Brutale Realität: geschlagene Frauen.

«Einem Feminizid gehen häufig Gewalterfahrungen wie übertriebene Eifersucht, Stalking und häusliche Gewalt voraus. In der Schweiz gibt es keine Statistiken zu Feminiziden. Die Tötungen werden oft als ‘Familiendrama’ verharmlost. Gewalt an Frauen wird noch immer nicht genügend ernst genommen», kritisiert ein Aktionsbündnis. Es hat die Präventions- und Sensibilisierungskampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» lanciert. Über 100 Organisationen beteiligen sich von Freitag an mit Aktionen – der Freitag ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen.

Priesterweihe bei den Kapuzinern

Die Kapuziner sind in Feststimmung: Am Vorabend des ersten Adventssonntags, am Samstag, 26. November, wird der Kapuziner-Bruder Kletus Hutter aus Sargans zum Priester geweiht. Priesterweihen sind nicht nur im Diözesanklerus, sondern auch in Orden eine Rarität geworden.

Kletus Hutter
Kletus Hutter

«Zu meinen Zeiten fanden jährliche Priesterweihen statt. Da wurden in der Regel drei bis zehn junge Kapuziner zu Priestern geweiht», erinnert sich der Kapuziner Willi Anderau gegenüber kath.ch. «Bei uns wurde im Jahre 2012 der letzte Schweizer Kapuziner zum Priester geweiht. Nun zehn Jahre später: Bruder Kletus Hutter.»

Abstimmung im Wallis

Am Sonntag stimmen die Walliserinnen und Walliser darüber ab, ob Alters- und Pflegeheime dazu verpflichtet werden sollen, dass in den eigenen Räumen Sterbehilfe durchgeführt werden darf. Die katholische Kirche lehnt diese Verpflichtung ab. Ein Interview mit dem Bischof von Sitten, Jean-Marie Lovey, finden Sie hier. Und hier geht’s zu einer Übersicht, wie andere Kantone diese Frage handhaben.

Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten.
Jean-Marie Lovey, Bischof von Sitten.

Bild, Bibelwort und Impulsfragen für die Adventszeit

Am Sonntag ist der erste Adventssonntag. Das Katholische Medienzentrum lädt Sie – zusammen mit dem Bistum Basel und dem Schweizerischen Katholischen Bibelwerk – zu einem digitalen interaktiven Adventskalender ein. 

Christbaum in der Bahnhofshalle.
Christbaum in der Bahnhofshalle.

Der Adventskalender «Adventsworte» stellt einzelne Worte aus den alttestamentlichen Lesungen zum Advent aus dem Buch Jesaja ins Zentrum. Die täglichen Fenster bestehen aus einem Bild, dem Bibelwort und Impulsfragen. Sie können diese kommentieren und mit anderen Userinnen und Usern teilen. Mehr dazu hier.

Was wird nächste Woche wichtig – ausser dem Barbaratag? Ich freue mich über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die erste Adventswoche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch

21.11.2022, 19.40 Uhr: Wir haben die Angaben zur Kantonsratssitzung in Schwyz und die Frage zu Kirchensteuern für juristische Personen präzisiert und ergänzt.


Daniel Kosch, RKZ-Generalsekretär | © Christian Merz
21. November 2022 | 10:34
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