Rauchzeichen
Abt Urban Federer, Heiliger Fidelis, «50 Halleluja»: Was diese Woche wichtig wird
Die Churer Chrisam-Messe ist keine Männer-Bastion mehr. Bei der Chrisam-Messe in Bern stellt sich die Frage: Wer wird Weihbischof? Abt Urban Federer leitet heute die nationale Gedenkfeier für die Opfer der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges.
Raphael Rauch
Vor 46 Tagen hat Russland die Ukraine angegriffen. Die Lage ist unübersichtlich, noch immer ist kein Friede in Sicht. Papst Franziskus forderte gestern an Palmsonntag einen «echten Oster-Waffenstillstand» in der Ukraine.
Passion in der Ukraine
In seiner ersten grossen Messe auf dem Petersplatz seit Beginn der Corona-Pandemie sagte der Pontifex: «Christus wird in den Müttern, die über den ungerechten Tod ihrer Männer und Kinder weinen, nochmals ans Kreuz genagelt. Er wird gekreuzigt in den Flüchtlingen, die mit den Kindern im Arm vor den Bomben fliehen. Er wird gekreuzigt in den alten Menschen, die zurückgelassen werden und einsam sterben müssen, in den jungen Menschen, die ihrer Zukunft beraubt werden, in den Soldaten, die ausgesandt werden, um ihre Geschwister zu töten.»
«Kirche gegen Frontex»
Eine Aktualisierung der Passionsgeschichte erleben wir nicht nur in der Ukraine, sondern auch in anderen Kriegs- und Konfliktregionen. Ein zwölf Meter langer Grenzzaun erinnert in der Karwoche in Luzern an das Schicksal von Flüchtlingen und wirbt implizit gegen den Frontex-Ausbau.
«Father Moses», der eritreische Priester und Flüchtlingshelfer Mussie Zerai, war in den letzten Tagen in der Schweiz, um die Initiative «Kirche gegen Frontex-Ausbau» zu unterstützen. Die politische Kraft des Evangeliums, sie wird an Ostern besonders aktuell. Anspruch und Wirklichkeit, Evangelium und Realität, sie klaffen oft weit auseinander. Davon berichtet der Schweizer Regisseur Milo Rau in einer Rückschau auf seinen Film «Das Neue Evangelium».
Nationales Gedenken in Einsiedeln
Am heutigen Montag stehen in Einsiedeln die zwei grössten Krisen der letzten Zeit im Zentrum: die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Um 11.15 Uhr beginnt die Messe mit Abt Urban Federer.
«Diese besondere Eucharistiefeier geht auf eine Initiative des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) zurück», teilt die Schweizer Bischofskonferenz mit. «Jedem Tag der Fastenzeit wurde in einem Land Europas ein solcher Gedenkgottesdienst gefeiert. Am Montag in der Karwoche ist nun die Schweiz an der Reihe, um besonders für die Menschen in der Ukraine und um ein Ende des Krieges zu beten. Gleichzeitig wollen wir auch die Opfer und Leidtragenden der Corona-Pandemie nicht vergessen und ihrer im Gebet gedenken.» Hier geht’s zum Livestream.
Chrisam-Messe in Chur nicht nur für Kleriker
Ebenfalls am heutigen Montag finden Chrisam-Messen statt. Um 10.30 Uhr lädt der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, «alle Gläubigen, insbesondere alle in der Seelsorge Tätigen, herzlich zur Teilnahme an der Chrisam-Messe ein».
Chrisam-Messen sind per se klerikale Veranstaltungen, geht es doch darum, die Bereitschaft zum priesterlichen Dienst zu erneuern. Und doch ist es ein Zeichen, dass Bischof Joseph Bonnemain explizit alle einlädt – und nicht, wie in den vergangenen Jahren, nur Kleriker. Mit Spannung wird erwartet, ob der Bischof auch Frauen in die Liturgie einbindet.
Chrisam-Messen – eine Art katholischer Catwalk
Auch der Bischof von Basel, Felix Gmür, lädt heute zur Chrisam-Messe ein – und zwar nach Bern. In Basel nimmt die Chrisam-Messe schon länger alle Seelsorgenden in den Blick. Eine Chrisam-Messe ist immer auch ein bisschen katholischer Catwalk: «Sehen und gesehen werden.» Manche werden heute nach Bern fahren in der Hoffnung, herauszufinden, wer der neue Weihbischof des Bistums Basel wird.
Die Frage nach einem neuen Weihbischof ist in Chur hingegen aktuell kein Thema. Von Bischof Joseph Bonnemain gab es hierzu unterschiedliche Signale. Auf der einen Seite ist er der Ansicht, dass die Bischofskonferenz Weihbischöfe braucht, um die vielen Dossiers kollegial aufzuteilen.
Ein Weihbischof in Chur «schlichtweg überflüssig»
Auf der anderen Seite steht auf der Website des Churer Bistumsarchivs: «Im ausklingenden 20. Jahrhundert schliesslich wurden Weihbischöfe keineswegs aufgrund pastoraler Notwendigkeit, sondern aus kirchenpolitischem Kalkül eingesetzt.» Bei der «heutigen Strukturierung in drei regionale Generalvikare» und einem «vom Kirchenrecht vorgeschriebenen Generalvikar für die ganze Diözese» sei das Amt des Weihbischofs «schlichtweg überflüssig».
All zu schnell, da sind sich die Auguren im Bistum Chur sicher, wird es jedenfalls keinen Weihbischof geben. Zumal zwei Posten im Bischofsrat erst einmal besetzt werden wollen: das Ressort für Diakonie und jenes für pastorale Entwicklung. Auch muss der Bischof von Chur noch zwei Domherren ernennen.
Skandal am Sankt Bernhard: Was wusste Bischof Jean-Marie Lovey?
Die Chrisam-Messe in St. Gallen findet am Dienstag statt, im Bistum Sitten am Donnerstag. Für den dortigen Bischof Jean-Marie Lovey dürfte es kein einfacher Termin werden: Der Bischof von Sitten war von 2009 bis 2014 Propst der Kongregation vom Grossen Sankt Bernhard. Einer seiner Mitbrüder soll vor rund 30 Jahren eine Minderjährige vergewaltigt haben.
Bereits im November 2021 war bekannt geworden, dass der betreffende Chorherr Vater und Grossvater ist. Was genau wusste der Bischof von Sitten? Auf Bischof Jean-Marie Lovey kommen unangenehme Fragen zu.
Gedenken an den Heiligen Fidelis
Der Heilige Fidelis wurde als Marcus Roy in Sigmaringen geboren. Er wurde Kapuziner und kam als Missionar in die Schweiz. Am 24. April 1622 starb er als Märtyrer inmitten der konfessionellen Spannungen in Seewis GR.
Eine Gruppe aus Feldkirch und Sigmaringen macht sich zu Fuss auf den Weg, um einen Versöhnungsweg vom Kapuzinerkloster Feldkirch nach Seewis zu gehen. Zum Abschluss der Versöhnungsreise gibt es am Dienstag um 17 Uhr einen gemeinsamen Gottesdienst mit Bischof Joseph Bonnemain in der reformierten Kirche von Seewis. Es gibt einen Livestream.
«Die Passion» im RTL-Fernsehen
Am Mittwochabend erlebt der deutschsprachige Raum ein TV-Novum: Der private Fernsehsender RTL führt «Die Passion» auf – eine Art modernes Oberammergau mit Popsongs.
«Ich werde kein Gewand tragen. Ich werde nicht so aussehen, wie man Jesus auf vielen Bildern sieht. Ich stelle ihn in der heutigen Zeit dar», sagt Jesus-Darsteller Alexander Klaws, den manche von «Deutschland sucht den Superstar» kennen. Die Passion bei RTL «ist nicht auf Alt gemacht so wie in früheren Filmen. Sie findet in der heutigen Zeit statt», verspricht Alexander Klaws.
Ob das TV-Ereignis mit modernen Popsongs wirklich zu einem TV-Spektakel wird – wir werden berichten. Und darüber mit Hildegard Scherer am Mittwochabend online diskutieren. Die ehemalige Professorin für Neues Testament an der Theologischen Hochschule Chur ist nun in Essen tätig – also dort, wo die RTL-«Passion» auch aufgeführt wird.
Wie funktioniert die Kommunion unter beiderlei Gestalt?
Am Donnerstag ist Hoher Donnerstag – und zum ersten Mal seit 2019 können die Kar- und Ostertage ohne Corona-Einschränkungen beginnen. Wobei sich die Frage stellt, wie die schöne Tradition der Kommunion unter beiderlei Gestalt in endemischen Zeiten gestaltet wird. Kennen Sie Pfarreien, die eine Lösung für die Kommunion unter beiderlei Gestalt gefunden hat? Ich freue mich über Hinweise an rauchzeichen@kath.ch.
Am Sonntag ist Ostern. In der Osternacht erklingt zum ersten Mal seit dem Aschermittwoch wieder das «Halleluja». Was bedeutet Ostern im Alltag? Das zeigen wir bis Pfingsten in «50 Halleluja».
Ausblick auf Ostern: Panoramaplatz in Saas-Fee
Leider kann ich am Ostermontag nicht ins Wallis fahren. Allzu gerne wäre ich dabei, wenn Pfarrer Konrad Rieder in Saas-Fee Ostern im Schnee feiert: Und zwar am Ostermontag um 11 Uhr auf dem Panoramaplatz.
Das Osterevangelium vom Engel des Herrn («Sein Aussehen war wie ein Blitz und sein Gewand weiss wie Schnee») lädt in einem Skigebiet sicher zu Assoziationen ein. Welche ausgefallenen Gottesdienste finden bei Ihnen an den Kar- und Ostertagen statt? Auch hierzu freue ich mich über Hinweise an rauchzeichen@kath.ch!
Gesegnete Kar- und frohe Ostertage wünscht Ihnen
Ihr
Raphael Rauch
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