Papst Franziskus feiert den Palmsonntagsgottesdienst auf dem Petersplatz am 10. April 2022 im Vatikan.
Vatikan

Papst fordert «echten Oster-Waffenstillstand» in der Ukraine

Papst Franziskus hat am Palmsonntag zu Vergebung und «Feindesliebe» gerade in Kriegszeiten aufgerufen. Zugleich forderte er vor Tausenden Gläubigen einen «echten Oster-Waffenstillstand» in der kriegsgeplagten Ukraine.

Anna Mertens

«Nichts ist unmöglich für Gott», lautete der eindringliche Appell des 85-Jährigen vor der Menschenmenge, in der zahlreiche Ukraine-Flaggen zu sehen waren. Franziskus nutzte die erste grosse Messfeier seit Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren, um seine anhaltenden Friedensappelle mit dem Ruf nach Vergebung zu untermauern. Jesus werde «angesichts unserer gewalttätigen und verletzten Welt nicht müde, zu wiederholen: ‘Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun’», so der 85-Jährige.

Nach offiziellen Vatikanangaben lauschten rund 50’000 Gottesdienstteilnehmer den Papst-Worten. An der Prozession zu Beginn der Messe nahm Franziskus aufgrund seiner bekannten Kniebeschwerden nicht teil. Er fuhr aber zum Abschluss mit dem offenen Papamobil über den Platz.

Noch am Kreuz den Feind lieben

«Während seiner Kreuzigung lebt Jesus sein schwierigstes Gebot: die Feindesliebe», so Franziskus in seiner Predigt. Im heftigsten, körperlichen Schmerz der Passion, schreie er nicht vor Wut und Schmerz, sondern bitte um Vergebung für jene, die ihn durchbohrten. Und er nenne auch den Grund: ihr Unwissen.

«Wenn man Gewalt anwendet, weiss man nichts mehr von Gott, der der Vater ist, noch von den anderen, die Geschwister sind», erläuterte der Papst. Man vergesse, warum man auf der Welt sei, «und gelangt dazu, absurde Grausamkeiten zu begehen». Das sei in diesen Tagen offensichtlich in der Torheit des Krieges, führte er mit Blick auf den Ukraine-Krieg weiter aus.

«Christus wird in den Müttern, die über den ungerechten Tod ihrer Männer und Kinder weinen, nochmals ans Kreuz genagelt.

«Ja, Christus wird in den Müttern, die über den ungerechten Tod ihrer Männer und Kinder weinen, nochmals ans Kreuz genagelt. Er wird gekreuzigt in den Flüchtlingen, die mit den Kindern im Arm vor den Bomben fliehen. Er wird gekreuzigt in den alten Menschen, die zurückgelassen werden und einsam sterben müssen, in den jungen Menschen, die ihrer Zukunft beraubt werden, in den Soldaten, die ausgesandt werden, um ihre Geschwister zu töten.»

Es sei eine egoistische Denkweise, welche die Kreuzigung hervorgebracht habe, sagte Franziskus. «Sich selbst retten, sich um sich selbst kümmern, an sich selbst denken; nicht an andere, sondern nur an die eigene Gesundheit, den eigenen Erfolg, die eigenen Interessen denken». Aber Gottes Denkweise sei dieser entgegengesetzt.

Den Teufelskreis des Bösen unterbrechen

Denn es genau darum, den Teufelskreis des Bösen und des Bedauerns zu durchbrechen: «auf die Nägel des Lebens mit Liebe zu antworten, auf die Schläge des Hasses mit der Zärtlichkeit der Vergebung», so der Appell des Pontifex. Die Vergebung Jesus gelte für alle und für jede Sünde. Keiner sei davon ausgeschlossen, «es ist nie zu spät». (cic)


Papst Franziskus feiert den Palmsonntagsgottesdienst auf dem Petersplatz am 10. April 2022 im Vatikan. | © KNA
10. April 2022 | 17:43
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