Weihbischof Josef Stübi und seine Ministrantinnen und Ministranten aus Baden.
Rauchzeichen

Weihbischof Josef Stübi, Annalena Müller, Rahel Ruch: Was diese Woche wichtig wird

Freude herrscht im Bistum Basel: Der neue Weihbischof Josef Stübi zeigt sich als Hirte mit synodalen Akzenten. Die Mediävistin und Klosterexpertin Annalena Müller verstärkt das Team von kath.ch. Die Koalition für Konzernverantwortung verabschiedet Rahel Ruch. Und die katholische Kirche begeht den Welttag der Kranken.

Raphael Rauch

Was für ein Wochenende! Am Freitag feierte Bischof Joseph Bonnemain mit seinen Kolleginnen und Kollegen der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Schweiz (AGCK.CH) sowie der ukrainischen Botschafterin Venediktova Iryna ein Friedensgebet im Berner Münster. Und am Sonntag weihte Bischof Felix Gmür den Aargauer Pfarrer Josef Stübi zum Weihbischof von Basel.

Bischof Joseph Bonnmain und die ukrainische Botschafterin Venediktova Iryna beim Friedensgebet in Bern.
Bischof Joseph Bonnmain und die ukrainische Botschafterin Venediktova Iryna beim Friedensgebet in Bern.

Freude herrscht seitdem im Bistum Basel und auch in der Weltkirche. Der Kardinal von Cartagena, also der Zweitheimat der Aargauer Heiligen Maria Bernarda Bütler, gratulierte ebenso wie der ehemalige Generalvikar des Bistums Basel, Roland Trauffer. Er weilt seit 2010 in Guatemala. Auch aus Papua-Neuguinea (Schwester Lorena Jenal) und Jerusalem (Patriarch Pierbattista Pizzaballa) gab es Glückwünsche. 

Kurt Koch: das grosse Schweigen

Auffällig ruhig ist es um den Basler Priester Kurt Koch, der seit 2010 Kardinal und Ökumene-Minister im Vatikan ist. Von ihm sind keine Glückwünsche überliefert. Dabei war Josef Stübi Präsident der Liturgischen Kommission, als Kurt Koch Bischof von Basel war. 

Ein Ölbild in Solothurn erinnert an den früheren Bischof von Basel, Kurt Koch (1996–2010).
Ein Ölbild in Solothurn erinnert an den früheren Bischof von Basel, Kurt Koch (1996–2010).

Wer ist Josef Stübi? Vielsagende Antworten gibt Diakon Markus Heil – gerade auch mit Blick auf die liturgische Praxis im Bistum Basel. Der Präsident der Aargauer Kantonalkirche, Luc Humbel, beschreibt Josef Stübi als «Saftwurzel» – und meint das als Kompliment. 

Luc Humbel: Stübi soll sich für glaubwürdige Kirche einsetzen

Luc Humbel hielt eine kurzweilige und dennoch politische Ansprache in der Kathedrale von Solothurn: «Saftwurzel sollst du auch als Weihbischof sein.» Geht es nach Luc Humbel, dann soll Josef Stübi Kirchengeschichte schreiben. Auf dem «Weg der Erneuerung» hin zu einer glaubwürdigen Kirche: «einer Kirche, die nicht diskriminiert und Menschen ausgrenzt».

Josef Stübi ist eine Saftwurzel, meint Luc Humbel. Das meint er als Kompliment
Josef Stübi ist eine Saftwurzel, meint Luc Humbel. Das meint er als Kompliment

Wer der Predigt von Bischof Felix Gmür aufmerksam zuhörte, entdeckte in ihr durchaus progressive Seiten. So betonte der Bischof von Basel, die bestehenden Ämter in der Kirche könnten sich auch ändern. Und Bischof Felix Gmür erinnerte an die Priesterinnen (!) im Alten Testament. Wer mehr über das Ordinationsverständnis im Judentum wissen will: Hier geht’s zum Interview mit Alfred Bodenheimer, Professor für Jüdische Geschichte in Basel.

Wer Ja zur Synode 72 sagt, sagt auch Ja zur Frauenfrage

Ein politisches Manifest hat Weihbischof Josef Stübi an seiner Bischofsweihe nicht verkündet. Seine Aussage, dass er kein Bischof von gestern sein wolle, sondern von heute und morgen, dürfte jedoch klarmachen, dass er für Franziskus’ Vision einer synodalen Kirche einsteht.

Explizit sagte Josef Stübi: «Hören wir – auch und gerade heute – auf die Botschaften und Anregungen des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Synode 72 und achten wir besonders auch auf den aktuell sich gestaltenden synodalen Prozess.» Sowohl die Synode 72 als auch der synodale Prozess im Bistum Basel fordern neue Zulassungsbedingungen für Weiheämter. Auch für Frauen!

Kein Aprilscherz: Josef Stübi fängt am 1. April in Solothurn an

Wer den neuen Weihbischof erleben möchte, könnte in den katholischen Messen in Baden Erfolg haben. Dort ist Josef Stübi nach wie vor tätig, bis er am 1. April offiziell in Solothurn anfängt. Wobei er vorerst auch weiterhin Gottesdienste in Baden übernehmen wird – etwa an Ostern. Vielleicht wird Josef Stübi am 19. März, dem Josefstag, in seiner Heimat Dietwil ein Pontifikalamt feiern. Wir werden sehen.

Gut drauf: Bischofsvikar Valentine Koledoye (links) mit Bischof Felix Gmür und Tobias Fontein
Gut drauf: Bischofsvikar Valentine Koledoye (links) mit Bischof Felix Gmür und Tobias Fontein

Die deutsche Theologin Johanna Rahner kritisiert Form und Inhalt der europäischen Synode in Prag. In der «Herder Korrespondenz» kritisiert sie konkret, die Rolle und Auswahl der Gäste der Prager Versammlung sei unklar geblieben. Für Online-Teilnehmende sei die Chat-Funktion blockiert worden. Und der zentrale Text sei nur vorgelesen, nicht aber verteilt worden.

Wann wird der Prager Text veröffentlicht?

Weiter kritisiert Johanna Rahner: Es habe kaum Raum für Debatten gegeben. Nach wie vor unklar ist übrigens, wann das vorläufige Abschlussdokument vorgestellt werden soll. In Prag war versprochen worden, dass es die Delegierten zeitnah bekommen – um auch Feedback geben zu können.

Die Schweizer Delegation in Prag: Von links Helena Jeppesen, Tatjana Disteli und Bischof Felix Gmür.
Die Schweizer Delegation in Prag: Von links Helena Jeppesen, Tatjana Disteli und Bischof Felix Gmür.

Was denkt die Junia-Initiative – eine Gruppe von Frauen, die gerne Sakramente spenden würden – über das Treffen in Prag? Darüber gibt es am Dienstag um 17 Uhr einen Austausch via Zoom.

Herzlich willkommen, Annalena Müller!

Am Mittwoch, 1. März fängt Annalena Müller als Redaktorin bei kath.ch an. Bislang war Annalena Müller eine gefragte Interview-Partnerin, wenn es um Nonnen und Klöster ging. So hat sie auf kath.ch erklärt, warum früher eine Äbtissin sogar Priester ernennen konnte. Zuletzt wirkte Annalena Müller an den Universitäten Freiburg i.Ü. und Basel und schrieb für kath.ch Gastbeiträge, etwa die Serie «Zwölf eigenwillige Töchter Gottes».

Annalena Müller
Annalena Müller

Eine erste Kostprobe des Reporterinnendaseins machte Annalena Müller beim synodalen Prozess in Prag, wo sie unter anderem den Präsidenten der französischen Bischofskonferenz interviewte. Herzlich willkommen im Team!

Medienpreis der Schweizer Bischofskonferenz

Am Mittwochabend wird im Rotonda-Saal der Pfarrei der Dreifaltigkeitsbasilika in Bern der Medienpreis der Schweizer Bischofskonferenz verliehen. Coronabedingt mussten die Preisverleihungen 2020 und 2021 ausfallen. Insofern wird’s dieses Mal eine grössere Geschichte als sonst. Die Ausgezeichneten heissen:

  • Christine Mo Costabella, Gewinnerin des Preises im Jahr 2022 für ihre auf cath.ch erschienene Artikelserie über Unfruchtbarkeit;
  • Astrid Alexandre, Gewinnerin des Preises im Jahr 2021 für ihren Podcast «1,7 milliuns», der im RTR ausgestrahlt wurde; 
  • Martin Schmidt, besondere Erwähnung im Jahr 2021 mit seinem Interview «Kronig muss gehen» aus dem «Walliser Boten» – es ist das letzte Gespräch mit dem Walliser Priester Raphael Kronig, der 2021 im Alter von 38 Jahren gestorben ist;
  • Gabrielle Desarzens, Gewinnerin des Preises im Jahr 2020 für ihre RTS-Radioreportage «Cul-de-sac bosnien»;
  • Christine Lather und Felix Huber, besondere Erwähnung im Jahr 2020 mit ihrer Aufführung «Ich habe den Himmel gegessen».

Als Gast ist die Astrophysikerin Kathrin Altwegg nach Bern eingeladen. Sie wird mit Medienbischof Alain de Raemy über das Thema Hoffnung diskutieren.

Rahel Ruch hört beim Verein Konzernverantwortung auf

Die Konzernverantwortungsinitiative ist 2020 knapp gescheitert – und zwar am Ständemehr. Die Mehrheit der Schweizerinnen und Schweizer indes wollte auch hierzulande ein Lieferkettengesetz. Trotz der Niederlage gelang den KVI-Verantwortlichen ein Achtungserfolg.

Rahel Ruch an der Lesung der deutschen Buchautorin Eva Herman ("Das Eva Prinzip") mit einem Spruchband "Eva go home".
Rahel Ruch an der Lesung der deutschen Buchautorin Eva Herman ("Das Eva Prinzip") mit einem Spruchband "Eva go home".

Mit der KVI ist auch der Name Rahel Ruch verbunden, die im katholischen Milieu in Bern aufgewachsen ist. Mit dem Betreff «Mein Abschied, unsere Weiterarbeit» hat sich Rahel Ruch nun verabschiedet. «Nach über zehn Jahren als Geschäftsleiterin der Koalition für Konzernverantwortung habe ich mich entschieden, eine neue berufliche Herausforderung zu suchen und die Geschäftsleitung weiterzugeben», teilte Rahel Ruch mit.

Rahel Ruch kritisiert den Bundesrat

Rahel Ruch wäre nicht Rahel Ruch, wenn sie in ihrer Abschieds-E-Mail die Politik des Bundesrates nicht kritisieren würde: «Mit dem empörenden Bundesratsbericht von Anfang Dezember ist klar, dass es noch einen langen Schnauf brauchen wird, bis wir am Ziel sind. 2023 wird ein wichtiges Jahr: Unsere Petition kommt bald ins Parlament.»

Rahel Ruch bei der Einreichung der KVI 2016. Übergabe der Unterschriften an die Bundeskanzlei.
Rahel Ruch bei der Einreichung der KVI 2016. Übergabe der Unterschriften an die Bundeskanzlei.

Und was macht Rahel Ruch künftig? Erst einmal chillen, heisst es aus ihrem Umfeld. Will heissen: Kunst, Kultur, Reisen. Und dann? Die wohl sympathischste Lobbyistin Berns wird spannende Job-Angebote haben. Vielleicht erfahren wir am Donnerstag mehr? Dann feiert sie in Bern ihren Abschied.

Kann man den Papst essen?

Computerspiele leben von guten Geschichten. Die Bibel und die Kirchengeschichte liefern Motive, die auch für Gamedesignerinnen und Gamedesigner interessant sind. Ebenfalls am Donnerstag gibt’s in Bern einen vielversprechend klingenden Vortrag: «Ist es realistisch, den Papst zu essen? Das Mittelalter im digitalen Spiel». Mehr dazu hier.

Inkulturation in Taiwan: Weihnachten in der Kirche in Taitung: rot und gold, nicht weiss!
Inkulturation in Taiwan: Weihnachten in der Kirche in Taitung: rot und gold, nicht weiss!

2012 durfte ich im Rahmen eines Forschungsprojekts zum Thema Basisgemeinden nach Taiwan reisen. Ein beeindruckendes Land, das viele chinesische Kulturschätze vor den Kommunisten gerettet hat. Schon damals war das Verhältnis zwischen Taipei und Peking nicht zum Besten bestellt. Doch das Säbelrasseln im süd- und ostchinesischen Meer ist nicht mit der Situation heute zu vergleichen. Manche Sicherheitsstrategen gehen davon aus, dass China bis 2027 den Putin macht – und Taiwan besetzen wird.

Taiwan steht im Zentrum des Weltgebetstages

Umso wichtiger erscheint es, wachsam zu sein. Insofern hat der Weltgebetstag der Frauen dieses Jahr ein politisch besonders brisantes Land ins Zentrum gestellt. Mehr dazu hier

Weihbischof David O'Connell
Weihbischof David O'Connell

Ebenfalls am Freitag findet das Requiem für den erschossenen Weihbischof von Los Angeles statt, für David O’Connell (69). Dem Requiem wird der Erzbischof von Los Angeles vorstehen, José Horacio Gómez Velasco. Er ist ein Opus-Dei-Mitbruder des Churer Bischofs Joseph Bonnemain. Die beiden wurden 1978 vom Wiener Kardinal König in Spanien zum Priester geweiht. Das verbindet, auch wenn sich die beiden aus den Augen verloren haben.

«Brutaler Akt der Gewalt»

Der Ehemann der Häushälterin des erschossenen Weihbischofs steht unter Mordverdacht, wobei noch kein Motiv bekannt ist. Staatsanwalt George Gascón verurteilte den Mord als «brutalen Akt der Gewalt gegen einen Menschen, der sein Leben der Aufgabe gewidmet hat, unsere Nachbarschaft sicherer und gesünder zu machen und der immer mit Liebe bedient wurde» , wie die «Los Angeles Times» berichtet.

Der ukrainische Priester Nazar Zatorskyy.
Der ukrainische Priester Nazar Zatorskyy.

Am Samstag findet in Bern eine nationale Friedensdemo statt. Das Motto lautet: «Stand With Ukraine». Beginn ist um 14 Uhr in der Schützenmatte beim Bahnhof. Der Umzug führt zum Bundesplatz. Mit dabei: der ukrainische Sänger Nazar Sadivsky.

Tag der Kranken – es geht auch um Einsamkeit

Am Sonntag ist Tag der Kranken. «Die Statistik sagt uns, dass 2.3 Millionen Menschen aller Altersstufen in der Schweiz von einer chronischen Krankheit betroffen sind», schreibt der St. Galler Bischof Markus Büchel zum Tag der Kranken. «Sie sind im Alltag auf Unterstützung angewiesen – sei es von Fachpersonen, Familienangehörigen, Freunden oder Freiwilligen. Dieses Miteinander ist das Beziehungsnetz, das kranken Menschen ihr Schicksal zu tragen hilft und sie vor Einsamkeit und Verzweiflung bewahrt.»

Bischof Markus Büchel bei der Bischofsweihe von Josef Stübi.
Bischof Markus Büchel bei der Bischofsweihe von Josef Stübi.

Bereits am Donnerstag, 2. März, nimmt der Bischof von St. Gallen an einer Podiumsdiskussion in St. Gallen zum Thema Einsamkeit teil. Er diskutiert mit Sonja Lüthi (Stadträtin St. Gallen), Sarah Horsch (Psychiatrie St. Gallen), Alfons Loher (Amtsarzt St. Gallen), Claudia Schnetzler (Dargebotene Hand) und Birgit Janka (Pro Senectute). Mehr dazu hier.

Der Priester Thomas Jäger mit dem früheren Bischof von Chur, Vitus Huonder.
Der Priester Thomas Jäger mit dem früheren Bischof von Chur, Vitus Huonder.

Was wird nächste Woche wichtig? Ausser dem Prozess gegen den mutmasslichen Pädo-Priester Thomas Jäger in Liechtenstein und dem Synodalen Weg in Deutschland? Ich freue mich über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche mit vielen freudvollen Momenten

Ihr

Raphael Rauch


Weihbischof Josef Stübi und seine Ministrantinnen und Ministranten aus Baden. | © Christian Merz
27. Februar 2023 | 16:59
Lesezeit: ca. 7 Min.
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