Eva Zwimpfer (2. v.l.) erhielt 1996 den Anerkennungspreis der Stadt Luzern. Ganz rechts: der Theologe Dietrich Wiederkehr.
Rauchzeichen

Eva Zwimpfer, Franziska Driessen-Reding, WEF: Was diese Woche wichtig wird

Die Luzerner Künstlerin Eva Zwimpfer ist gestorben – 1996 hatte sie zusammen mit Dietrich Wiederkehr einen Preis erhalten. Die Financiers des Kasernen-Neubaus der Schweizergarde erhalten eine Papst-Audienz. Mit dabei: Franziska Driessen-Reding. Der Heilige Stuhl kommt nicht zum WEF nach Davos. Der Ex-Jesuit Lukas Niederberger hat einen neuen Job. Und Matthias Wenk macht eine Schamanen-Ausbildung.

Raphael Rauch

Im Journalismus gibt es Themen, die wir als «zeitlos» einordnen. Wir bereiten sie vor – und bringen sie dann, wenn es uns passt. Von der David-Hockney-Ausstellung in Luzern blieb mir eine Zufallsbekanntschaft hängen: das Werk der Luzerner Künstlerin Eva Zwimpfer.

Im Alter von 96 Jahren gestorben

Eigentlich wollten wir zwischen den Jahren Eva Meienbergs Porträt über Eva Zwimpfer bringen. Doch dann starb Benedikt XVI. – und wir haben unser Programm umgestellt. Am Sonntag haben wir erfahren, dass Eva Zwimpfer im Alter von 96 Jahren gestorben ist. Eine beeindruckende Künstlerin, die es schaffte, ihren Glauben in Kunst zu verarbeiten. Etwa bei den betenden Händen mit einer Lourdes-Kerze. Oder bei einem Eucharistie-Zitat. Aus dem Porträt wurde nun ein Nachruf.

"Mis tägliche Brot" von Eva Zwimpfer (2011), Kunstmuseum Luzern.
"Mis tägliche Brot" von Eva Zwimpfer (2011), Kunstmuseum Luzern.

Hätte Eva Zwimpfer einen mutigeren Vater gehabt, hätte sie als Oskar-Kokoschka-Schülerin wohl Karriere machen können. Stattdessen blieben ihr Kinder, Kirche, Küche. Immerhin: 1996 erhielt sie den Anerkennungspreis der Stadt Luzern – zusammen mit dem Theologen Dietrich Wiederkehr. Ihre Emanzipation erfolgte sehr spät, stellte Eva Zwimpfer künstlerisch fest:

Kinder, Kirche, Küche… Doch dann folgt die Karriere!
Kinder, Kirche, Küche… Doch dann folgt die Karriere!

Die Kasernenstiftung lädt nach Rom ein

«Seine Heiligkeit Papst Franziskus erweist uns die Ehre, die Spenderinnen und Spender des Kasernenprojekts für die Päpstliche Schweizergarde in einer Privat-Audienz zu empfangen», heisst es in einem Einladungsschreiben von Altbundesrätin Doris Leuthard, der Präsidentin des Patronatskomitees, und Jean-Pierre Roth, dem Präsidenten der Kasernenstiftung.

Papst Franziskus mit Bundesrätin Doris Leuthard 2018 in Genf.
Papst Franziskus mit Bundesrätin Doris Leuthard 2018 in Genf.

Der Neubau der Schweizergarde-Kaserne ist auf gutem Weg, auch wenn es mit dem Nein in den Kantonen Luzern und Basel-Land einen doppelten Dämpfer gab. Und auch wenn im Wallis die Diskussionen anhalten.

«Grossartiges Vorhaben»

Umso wichtiger ist es Doris Leuthard und Jean-Pierre Roth, die anderen Gönnerinnen und Gönnern bei der Stange zu halten. Papst Franziskus wolle «allen seinen persönlichen Dank aussprechen, die zum Gelingen dieses grossartigen Vorhabens beitragen» – und zwar mit einer Audienz, die am Donnerstag, 19. Januar, um 9 Uhr im Apostolischen Palast des Vatikans stattfinden wird.

Eliah Cinotti ist der neue Medienverantwortliche der Schweizergarde.
Eliah Cinotti ist der neue Medienverantwortliche der Schweizergarde.

Eingeladen sind etwa Vertreterinnen und Vertreter der zahlenden Kantone und Landeskirchen. Bereits am Mittwoch trifft sich die illustre Runde an der Porta Sant’Anna. Um 17 Uhr empfängt sie Gardekommandant Christoph Graf. Anschliessend gibt’s eine Führung durch den Apostolischen Palast. Vielleicht zeigt Graf seinen Landsleuten auch, wo Georg Gänswein künftig wohnen wird. Zum 1. Februar muss er bekanntlich Mater Ecclesiae verlassen. Anschliessend lädt Christoph Graf zum Aperitif und Abendessen in die Räumlichkeiten der Kaserne ein. 

Übersetzt ein Churer Priester?

Am Donnerstag ist dann der grosse Tag. Um 7.45 Uhr trifft sich die Schweizer Delegation erneut vor der Porta Sant’Anna – danach ist die «Audienz bei Seiner Heiligkeit Papst Franziskus». Der Dresscode lautet: dunkle Kleidung. 

Don Francesco Riegger (Mitte) übersetzt zwischen Papst Franziskus und Bischof Heinrich Timmerevers.
Don Francesco Riegger (Mitte) übersetzt zwischen Papst Franziskus und Bischof Heinrich Timmerevers.

Vielleicht wird ein Priester des Bistums Chur während der Papst-Audienz übersetzen: In der deutschsprachigen Sektion des Staatssekretariats arbeitet Francesco Riegger.

Die ehemalige Medienministerin will keine Medien dabei haben

Diejenigen, die mehr Zeit haben, können bereits am Mittwoch an der Generalaudienz von Papst Franziskus teilnehmen. Und am Freitag, 20. Januar, gibt’s nachmittags einen Festgottesdienst anlässlich des Gedenktages des heiligen Sebastian. Dieser ist Patron der Päpstlichen Schweizergarde – und auch anderer Männer.

Bundespräsidentin Doris Leuthard 2010 bei Papst Benedikt XVI.
Bundespräsidentin Doris Leuthard 2010 bei Papst Benedikt XVI.

Die Reise hat ein pikantes Detail. Ausgerechnet die ehemalige Medienministerin Doris Leuthard schreibt in der Einladung: «Insbesondere werden Medien nicht eingeladen und auch nicht über die Audienz informiert. Trotzdem ist es nicht auszuschliessen, dass Medienschaffende von der Veranstaltung erfahren und versuchen, unsere Spenderinnen und Spender zu identifizieren. Unserer Stiftung ist es ein grosses Anliegen, die Namen ihrer Spenderinnen und Spender nicht bekannt zu geben.»

Die Kasernenstiftung spricht von einer «Privatangelegenheit»

Warum diese Geheimnistuerei, wo es sich doch weitgehend um öffentliche Gelder handelt? «Die Kasernenstiftung hat nichts zu verbergen», sagt Thomas Röthlin, der Medienbeauftragte der Kasernenstiftung. Die Papst-Audienz am kommenden Donnerstag sei «nicht die erste Reise nach Rom für Spenderinnen und Spender. Wie bisher, handelt es sich auch hierbei um eine geschlossene Veranstaltung.»

Korridor des geplanten Schweizergarde-Neubaus: Visualisierung des Architekturbüros Durisch + Nolli.
Korridor des geplanten Schweizergarde-Neubaus: Visualisierung des Architekturbüros Durisch + Nolli.

Es kommt noch besser: Thomas Röthlin behauptet allen Erstens, das finanzielle Engagement der Spenderinnen und Spender sei «deren Privatangelegenheit, und die Kasernenstiftung ist um die entsprechende Diskretion bemüht».

Im Ernst? Zu den Eingeladenen gehört auch der Regierungsrat Michael Stähli als offizieller Vertreter aus Schwyz – zum Dank für die 162’000 Franken, die der Kanton Schwyz aus dem Lotteriefonds beisteuert. Von einer «Privatangelegenheit» kann also keine Rede sein. Immerhin kommt Stähli mit Fach-Expertise: Laut Website hat er an der Ingenieurschule in Zürich studiert und ist Diplom-Architekt.

«Die Sicherheit der Schweiz ist weiblich»

Auch Franziska Driessen-Reding dürfte weniger als Privatperson eingeladen worden sein denn als Zürcher Synodalratspräsidentin. Für Driessen-Reding ist es die zweite Papst-Audienz in weniger als 14 Monaten. Zuletzt war sie am 11. November 2021 bei ihrem «tocayo», ihrem Namensvetter Franziskus. Vielleicht erklärt sie dem Papst, was Stählis Parteifreundin Viola Amherd ein wichtiges Anliegen ist: «Die Sicherheit der Schweiz ist weiblich.» Bislang können nur Männer Schweizergardisten werden.

Audienz bei Papst Franziskus am 11.11.2021: Links umrandet Carlo de Stasio, rechts umrandet Franziska Driessen-Reding.
Audienz bei Papst Franziskus am 11.11.2021: Links umrandet Carlo de Stasio, rechts umrandet Franziska Driessen-Reding.

Und vielleicht fragt Franziska Driessen-Reding, ganz im Sinne von Compliance und Good Governance, nach den Hintergründen der Absetzung des Gardekommandanten Daniel Anrig. Diese liegt zwar schon Jahre zurück, doch eine Körperschaft, die mit Kirchensteuergeldern die Schweizergarde mitfinanziert, hat ein Recht zu erfahren, welche Probleme es damals gab – und was seitdem unternommen wurde.

Der Heilige Stuhl bleibt dem WEF fern

Während diese Woche also viele Schweizerinnen und Schweizer den Vatikan besuchen, lässt sich der Heilige Stuhl dieses Jahr nicht beim Weltwirtschaftsforum (WEF) in Davos blicken. In den letzten Jahren hatte Kardinal Turkson eine Art WEF-Dauer-Abo. Auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, Kardinal Renato Raffaele Martino von «Justitia et Pax» oder der damalige Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick, standen früher auf WEF-Gästelisten. Übrigens: McCarrick ist mittlerweile ein wegen Missbrauchsfällen abgesetzter Ex-Kardinal.  

Kritikerinnen und Kritiker des WEF haben sich auf den Weg nach Davos gemacht.
Kritikerinnen und Kritiker des WEF haben sich auf den Weg nach Davos gemacht.

Auch wenn der Stuhl des Heiligen Stuhls dieses Jahr unbesetzt bleibt, hat das WEF dennoch etwas in religiöser Hinsicht zu bieten. Etwa am Donnerstag mit der Veranstaltung «Keeping faith». Es gehe um die friedensstiftende Kraft der Religionen, ist dem Programm zu entnehmen: «Wo und wie können Glaube, Wirtschaft und andere Führungspersönlichkeiten angesichts zunehmender sozialer Schwachstellen zusammenarbeiten, um Freiheit zu schaffen?» 

Gebete und Aktionen zum WEF

Auch die israelische Künstlerin Noa kommt zum WEF. Manche kennen sie noch von ihrem Auftritt 2009 beim «Eurovision Song Contest». Sie setzt sich für den Frieden zwischen Israel und Palästina ein und war die erste israelische Künstlerin, die im Vatikan performte.

Papst Franziskus begrüsst die israelische Sängerin Noa auf dem Petersplatz.
Papst Franziskus begrüsst die israelische Sängerin Noa auf dem Petersplatz.

Die Kirchgemeinden in Davos werden wie in den vergangenen Jahren mit Gebeten und Aktionen das WEF kritisch-loyal begleiten. Am Montag gibt’s um 19 Uhr den Gottesdienst «Schweigen & Beten», dazu ein Tischgespräch zum Thema: «Zusammenarbeit in einer zerrissenen Welt». Mit dabei: die reformierte Pfarrerin Hannah Thullen, der methodistische Pfarrer Stefan Pfister und der katholische Diakon Ernst Niederberger.

«Titanic» und Benedikt XVI. – eine Hassliebe

Am Freitag erscheint die nächste Ausgabe des Satire-Magazins «Titanic». Mit Spannung wird erwartet, wie die «Titanic» auf den Tod von Benedikt XVI. reagiert. Die deutsche «Titanic» und der deutsche Papst – das war eine Art Hassliebe.

Papst Benedikt XVI. war ein gefundenes Fressen für "Titanic"-Titelbilder.
Papst Benedikt XVI. war ein gefundenes Fressen für "Titanic"-Titelbilder.

Gegen ein unappetitliches Titelbild liess Benedikt XVI. juristische Schritte einleiten – ohne Erfolg. Mittlerweile wissen wir dank Georg Gänswein, dass Benedikt XVI. keine Verdauungsprobleme hat. Manche finden die Titanic-Bilder nach wie vor geschmacklos – sie sind jedoch längst zu einem Dokument der Zeitgeschichte geworden.

Das Satire-Magazin "Titanic" über die VatiLeaks-Affäre.
Das Satire-Magazin "Titanic" über die VatiLeaks-Affäre.

Meinradstag in Einsiedeln

Am Samstag lädt das Kloster Einsiedeln den Rottenburger Diözesanbischof Gebhard Fürst zum Meinradstag ein. Er wird dem Pontifikalamt um 09.30 Uhr vorstehen und die Predigt halten. Bischof Fürst ist der Heimatbischof des heiligen Meinrad, der um 800 im Sülchgau geboren ist, dem heutigen Landkreis Tübingen. Auch ist Bischof Fürst der Heimatbischof vieler Priester des Bistums Chur, die aus ganz unterschiedlichen Gründen im Bistum Rottenburg nicht geweiht wurden oder nicht geweiht werden wollten.

Lukas Niederberger.
Lukas Niederberger.

Zum Schluss noch zwei Personal-News: Der Ex-Jesuit Lukas Niederberger fängt nach seinem unschönen Abgang als Geschäftsleiter der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) nun bei der Zürcher Hamasil-Stiftung an. Vom 1. Februar an ist er Geschäftsführer jener Stiftung, die den Kulturpark in Zürich-West betreibt und somit auch Vermieterin von kath.ch ist. Herzlich willkommen!

Matthias Wenk macht eine Schamanen-Ausbildung

Beruflich verändern wird sich auch der St. Galler Seelsorger Matthias Wenk. Er hört im Sommer 2023 bei der Ökumenischen Gemeinde Halden auf. «Ich arbeite ja jetzt schon zu 40 Prozent in der Cityseelsorge St. Gallen», sagt Matthias Wenk zu kath.ch. «Dort werde ich auch weiterhin arbeiten und etwas aufstocken. Nebenbei mache ich noch eine Schamanen-Ausbildung. Ich bleibe also in St. Gallen.» Wer wissen will, was Matthias Wenks Tochter beschäftigt, dem empfehle ich seine jüngste Radiopredigt über «Mord auf Ex».

Mit allen Sinnen den Wald erspüren: Matthias Wenk
Mit allen Sinnen den Wald erspüren: Matthias Wenk

Hiermit verabschiede ich mich in die Skiferien. Ich freue mich auf den Schnee im Oberengadin und wünsche auch Ihnen eine zauberhafte Winterwoche! Inputs fürs nächste Rauchzeichen bitte an rauchzeichen@kath.ch– und für Themen, die nicht zeitlos sind, bitte an redaktion@kath.ch

Herzlich

Ihr

Raphael Rauch


Eva Zwimpfer (2. v.l.) erhielt 1996 den Anerkennungspreis der Stadt Luzern. Ganz rechts: der Theologe Dietrich Wiederkehr. | © Keystone
16. Januar 2023 | 05:00
Lesezeit: ca. 6 Min.
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