Nebel hängt über Zermatt.
Schweiz

Zermatt im Nebel: Daniel Anrig soll jemanden bedroht haben, «aber diese Person hatte zuvor ihn bedroht»

Düster und schwer liegt der Nebel über Zermatt. Genauso unklar erscheint der Fall des Ex-Kommandanten der Schweizergarde, Daniel Anrig. Der Gemeindeschreiber von Zermatt sitzt in Zürich in U-Haft. «Er soll jemanden bedroht haben, aber diese Person hatte zuvor ihn bedroht», teilt der Anwalt mit. Auch Pfarrer Stefan Roth äussert sich.

Carlo Mertens

Recherchen zur Causa Daniel Anrig gleichen einem Stochern im Nebel. Zuerst war der ehemalige Kommandant der Schweizergarde verschwunden, dann polizeilich gesucht, um schliesslich letzte Woche überraschend in der Untersuchungshaft in Zürich aufzutauchen.

Wie kann es sein, dass die Gemeindeverwaltung die Information der Festnahme so spät erhielt und die Sache publik wurde? Dazu gibt es am Dienstag keine Stellungnahme der Gemeindepräsidentin – sie habe heute ihren freien Tag, heisst es vor Ort.

Journalist wird von Polizei kontrolliert

Stattdessen schlägt 30 Minuten nach dem Besuch im Gemeindehaus eine Polizeikontrolle zu. Warum man in Zermatt so viel fotografiere, lautet die Frage. Die Begründung, über den Fall Anrig zu berichten, wird akzeptiert. Trotzdem nimmt die Polizei Personalien auf. Kommentare zum Fall gibt es natürlich nicht.

Gemeindehaus von Zermatt.
Gemeindehaus von Zermatt.

Doch die Menschen in Zermatt äussern sich. Mit Namen wollen sie nicht auftreten, aber sie wundern sich über die Kommunikation der Verwaltung. Warum wurde aus Sorge um den Gemeindeschreiber Anrigs Wohnung geöffnet? War zu diesem Zeitpunkt der Verwaltung schon klar, dass der Gesuchte mehr oder weniger wohlbehalten in U-Haft sass?

Anrig ging nicht mehr zur Kirche

Direkt neben dem Gemeindehaus steht die wuchtige Pfarrkirche von Zermatt. Anrig habe zurückgezogen gelebt, erinnert sich der katholische Pfarrer Stefan Roth. Anfangs sei ein regelmässiger Gottesdienstbesucher gewesen.

Stephan Roth, katholischer Pfarrer von Zermatt.
Stephan Roth, katholischer Pfarrer von Zermatt.

Familienmitglieder von Anrig habe Roth während seiner Zeit in Zermatt nie kennengelernt. Ansonsten habe der Gemeindeschreiber auf ihn immer einen professionellen Eindruck gemacht.

«Rein familiäre Angelegenheit»

«Ich kann bestätigen, dass mein Mandant in Untersuchungshaft ist. Es geht um eine rein familiäre Angelegenheit. Es gab weder Tätlichkeiten oder Gewalt und schon gar keine Verletzten», teilt Anrigs Anwalt Max Imfeld gegenüber kath.ch mit. Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA zitiert ihn mit den Worten: «Er soll jemanden bedroht haben, aber diese Person hatte zuvor ihn bedroht».

Mutmassliche Straftat hat «nichts mit Zermatt zu tun»

Die mutmassliche Straftat habe «nichts, aber auch gar nichts mit Zermatt zu tun. Das Ganze ist rein persönlicher Natur und gehört nicht in die Öffentlichkeit.»

Die Causa Anrig bleibt an diesem Dienstag in einem undurchsichtigen Nebel verborgen. Es gilt die Unschuldsvermutung.


Nebel hängt über Zermatt. | © Carlo Mertens
29. November 2022 | 17:43
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