Links vom Papst: Der Churer Priester Francesco Riegger.
Vatikan

Don Francesco ist Bonnemains Mann im Staatssekretariat

Die deutschsprachige Abteilung im Vatikan-Staatssekretariat stellt sich neu auf. Schon länger dabei ist ein Priester des Bistums Chur: Don Francesco Riegger. Ein Überblick nach dem Weggang des langjährigen Koordinators Winfried König.

Anna Mertens

Das Staatssekretariat ist die mächtigste Behörde im Vatikan – und sehr undurchsichtig. Als Zentralorgan des Heiligen Stuhls werden Entscheidungen auf niedriger, hoher und nahezu höchster Ebene getroffen, päpstliche Dekrete mal ausgenommen.

Kardinal Parolin leitet die mächtigste Behörde

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, ein freundlicher und zurückhaltender Italiener, leitet die Behörde quasi seit Beginn des Pontifikats von Franziskus vor mehr als neun Jahren.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin

Im Staatssekretariat gibt es wiederum drei verschiedene Sektionen, die sich mit Allgemeinen Angelegenheiten, den Beziehungen zu anderen Staaten und dem diplomatischen Personal weltweit beschäftigen. Und es gibt zahlreiche Sprachunterabteilungen. Sie legen ein besonderes Augenmerk auf die Belange der jeweiligen Nationen und beantworten deren Korrespondenz.

Die deutschsprachige Abteilung ist auch für die Schweiz zuständig

Auch für die raschen und qualitativ hochwertigen Übersetzungen vatikanischer und päpstlicher Dokumente sind sie zuständig. Offiziell finden sich diese Abteilungen nicht im Organigramm der Kurie, aber es ist allgemein bekannt, dass es sie aus praktischen und organisatorischen Gründen gibt.

Winfried König (Mitte) verlässt das Staatssekretariat. Links der Papst, rechts Bischof Tebartz-van Elst im Jahr 2013.
Winfried König (Mitte) verlässt das Staatssekretariat. Links der Papst, rechts Bischof Tebartz-van Elst im Jahr 2013.

So gibt es auch eine deutschsprachige Abteilung. Ausser für Deutschland ist sie für die Belange der Kirche in Österreich, in der deutschsprachigen Schweiz, in Liechtenstein und in Südtirol zuständig. Da es keine offizielle deutsche Sektion gibt, wird auch kein Leiter offiziell vom Papst ernannt. Dennoch übernimmt einer der deutschsprachigen Mitarbeiter die Koordination – unter anderem erkenntlich an der Einstufung als Mitarbeiter «1. Grades» im vatikanischen Adressbuch «Annuario Pontifico».

Übersetzung für die Kanzlerin

14 Jahre koordinierte der Kölner Priester Winfried König die Unterabteilung. Ende August endete offiziell seine insgesamt 20-jährige Zeit im Vatikan. Noch vom Kölner Kardinal Joachim Meisner (1933–2017) aus dem Erzbistum Köln entsandt, kehrt der 66-Jährige dorthin zurück. Nach kurzer Sabbatphase will er eine Aufgabe in der Pfarreiseelsorge übernehmen.

Die Mitarbeiter des Staatssekretariats müssen für den Papst übersetzen. Don Francesco Riegger (links vom Papst) bei einer Audienz.
Die Mitarbeiter des Staatssekretariats müssen für den Papst übersetzen. Don Francesco Riegger (links vom Papst) bei einer Audienz.

König trat unter Franziskus immer wieder als Dolmetscher zwischen Staatsgästen wie Kanzlerin Angela Merkel und dem Papst in Erscheinung. Doch es gab unter seiner Leitung auch Kritik an der deutschen Sektion. 

König kritisierte den Synodalen Weg

So dauerten Textübersetzungen lange, für manche zu lange. Die Erklärung des Heiligen Stuhls zum Synodalen Weg – ein Schuss vor den Bug der Deutschen Bischofskonferenz und der Laiinnen und Laien – ging kurz vor seinem Abschied noch durch Königs Hände.

Der aus St. Gallen stammende Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof spricht beim Synodalen Weg in Frankfurt.
Der aus St. Gallen stammende Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof spricht beim Synodalen Weg in Frankfurt.

Darüber hinaus veröffentlichte der Prälat vor seinem Ausscheiden in der konservativen katholischen Zweimonats-Zeitschrift «Die Neue Ordnung» (August) einen Aufsatz, in dem er eine wichtige Neuerung der Kurienreform von Franziskus deutlich kritisierte. 

Priester als «Moderatoren und Kultpfleger»?

Zur Öffnung von Leitungsämtern in der Römischen Kurie für Laiinnen und Laien schreibt König: «Auch hier löst sich das Regiment vom Sakrament. Entscheidungen werden offenbar nicht mehr auf der Basis der Weihevollmacht des Amtsträgers getroffen, sondern durch die monarchische Vollmacht des Jesuitenpapstes.»

Bischöfe und Kardinäle beim Gottesdienst zur Jugendsynode 2018
Bischöfe und Kardinäle beim Gottesdienst zur Jugendsynode 2018

Und weiter: «Die Männer, die man früher ‘Geistliche’ oder gar ‘Hochwürden’ nannte, werden zu Moderatoren und Kultpflegern. Ihre Aufgaben erscheinen als blosse Funktionen und könnten damit von jedem oder jeder Getauften übernommen werden.»

Erzbischof Wolfgang Haas weihte Francesco Riegger zum Priester

Mit Königs Weggang ist die Koordination nach KNA-Informationen an Johannes Palus (45) übergegangen. Der zuvor im Chiemgau tätige Pfarrer wechselte 2017 von Aschau nach Rom – entsandt von der Erzdiözese München-Freising. Vermutlich nicht von Nachteil in Anbetracht der guten Verbindungen des Münchner Erzbischofs, Kardinal Reinhard Marx, in die Kurie.

Don Francesco Riegger (Mitte) übersetzt zwischen Papst Franziskus und Bischof Heinrich Timmerevers.
Don Francesco Riegger (Mitte) übersetzt zwischen Papst Franziskus und Bischof Heinrich Timmerevers.

Ebenfalls seit einigen Jahren in Rom tätig ist Francesco Riegger. Der Mittdreissiger wuchs in Süddeutschland auf und ist mittlerweile in der Schweiz ansässig. Er hatte einst in Wigratzbad bei den Petrusbrüdern studiert und wurde von Erzbischof Wolfgang Haas zum Priester geweiht.

Die Petrusbruderschaft hat er schon länger verlassen, auch ist er mittlerweile im Bistum Chur inkardiniert. Francesco Riegger hat eine sonore Stimme, die auch seinem Namensvetter Franziskus positiv aufgefallen ist.

Wegen seiner sonoren Stimme ist Don Francesco Riegger öfter als Lektor gefragt.
Wegen seiner sonoren Stimme ist Don Francesco Riegger öfter als Lektor gefragt.

Mali, Hamburg, Rom

Paul Markowitsch, Jahrgang 1988, vertritt als vierter Mitarbeiter mit deutschen Sprachwurzeln quasi das Land Österreich. Der gebürtige Klagenfurter wechselte im März aus der Diözese Graz-Seckau ins Staatssekretariat.

Der letzte Neuzugang ist der Osnabrücker Priester Marco Schrage. Er kam als Ergänzung Anfang September nach Rom. Der 47 Jahre alte Jurist und Theologe war seit 2018 am Institut für Theologie und Frieden in Hamburg tägig. Zuvor war er drei Jahre lang in der Militärseelsorge im Einsatz, unter anderem einige Monate in Mali.

Damit sind, so heisst es aus dem Vatikan, alle vier Planstellen sowie zwei Teilzeitassistenzen besetzt. Spekulationen über eine fünfte volle Stelle scheinen bislang Spekulationen zu sein. (cic)


Links vom Papst: Der Churer Priester Francesco Riegger. | © KNA
2. Oktober 2022 | 10:20
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