Bischof Huonder lanciert Umfrage zu Bistum Zürich

Chur, 7.3.16 (kath.ch) Bischof Vitus Huonder möchte wissen, wie die Angestellten seiner Diözese über ein mögliches Bistum Zürich denken. Aus diesem Grund hat er eine Umfrage lanciert. Darin wird nach Gründen für und gegen die Errichtung eines Bistums Zürich gefragt sowie für oder gegen die zusätzliche Errichtung eines Bistums Urschweiz.

«Welche Gründe sprechen aus Ihrer Sicht für ein Bistum Zürich, welche dagegen? Bitte notieren Sie Ihre Hauptargumente», so lautet die erste Frage, die im Online-Fragebogen gestellt wird. Dieser geht laut Mitteilung des Bistums Chur an alle aktiven Seelsorgenden im Bistum, die Kadermitarbeiter, Beratungsgremien, Ordensgemeinschaften und Kirchgemeindepräsidenten. Diese werden aufgefordert, Pro- und Contra-Argumente zu notieren. Die zweite Frage ist hypothetischer: «Falls ein Bistum Zürich gegründet werden sollte, was würde aus Ihrer Sicht für oder gegen die zusätzliche Errichtung eines Bistums Urschweiz sprechen?»

Bischof möchte Stimmungsbild der verschiedenen Haltungen

Die Umfrage ging an etwa 900 Mailadressen, sagte Bistumssprecher Giuseppe Gracia auf Anfrage von kath.ch.  Ziel sei, ein Stimmungsbild über die verschiedenen Meinungen im Bezug auf ein Bistum Zürich zu erhalten. Die Umfrage sei entstanden, nachdem die römisch-katholische Körperschaft des Kantons Zürich 2012 das Gespräch über die Schaffung eines Bistums Zürich lanciert hatte, schreibt das Bistum Chur in seiner Mitteilung vom 7. März. Nach Gesprächen mit den Präsidenten der Exekutiven der staatskirchenrechtlichen Körperschaften, einer Beratung im Bischofsrat sowie in Absprache mit dem Apostolischen Nuntius nehme Bischof Huonder dieses Anliegen nun auf.

Nebst dieser internen Befragung will der Churer Bischof direkt Stellungnahmen einholen bei den Kantonsregierungen, den Körperschaften und den evangelisch-reformierten Landeskirchen.Dies haben laut Gracia denselben Stellenwert wie die Antworten der Umfrage: «Es ist die Meinung aller gefragt.»

Die Umfrage wird vom «Zentrum für Human Capital Management» der «Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften» in Winterthur durchgeführt, antworten kann man online. Resultate werden bis Ende April erwartet.

Der Kanton Zürich gehört seit 1819 nur provisorisch zum Bistum Chur, zusammen mit weiteren Teilen der Diözese. Diese Situation ist seit langem unbefriedigend für die Zürcher Katholiken, deren Zahl in dem ursprünglich protestantischen Kanton stark zugenommen hat. Seit 1970 denken sie über ein eigenes Bistum nach. 1990 gelangten sie mit einem Gesuch zur Errichtung eines Bistums Zürichs an die Schweizer Bischofskonferenz. (sys)

Hintergrund zu einem Bistum Zürich

Kirchenrechtler: Keine Gründe gegen ein Bistum Zürich

7. März 2016 | 11:15
Lesezeit: ca. 1 Min.
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Die Unzufriedenheit der Zürcher Katholiken

Die Zürcher Katholiken sind unzufrieden mit der gegenwärtigen Situation. Ende 2012 erneuerten sie das Gesuch von 1990 für ein eigenes Bistum zuhanden der Schweizer Bischofskonferenz (SBK). Anlass dafür war eine Anfrage in der Synode (Kirchenparlament). Der Ist-Zustand sei vor allem pastoral «nicht sinnvoll», sagte Josef Annen, Generalvikar für die Kantone Zürich und Glarus, 2014 gegenüber der Presseagentur Kipa: «Der Bischof von Chur ist meistens in Chur.»

In Anspielung auf das konfliktgeladene Verhältnis der Zürcher Katholiken zu Vitus Huonder sagte Annen damals: «Der ganze Konflikt hat auch damit zu tun: Der Bischof ist weit weg. Er erlebt oft gar nicht, was die Leute hier empfinden, welche Entscheidungsprozesse sie mitmachen. Wenn man nicht täglich im Dialog ist, kann man nicht leiten und führen.»

Stimme der katholischen urbanen Welt

Annen kritisierte zudem die fehlende Vertretung der rund 390’000 Zürcher Katholiken in der Bischofskonferenz. Die «Stimme der katholischen urbanen Welt in Zürich» sollte auch in der SBK gehört werden, so der Stellvertreter des Churer Bischofs. Die Agglomeration Zürich müsse ihre Erfahrungen mit Kirchesein auch in die Schweizer Kirche einbringen können, etwa die Erfahrungen in der Ökumene oder mit der Migration.

Nach Ansicht von Annen wäre ein Zürcher Bischof auch wichtig für die Präsenz der römisch-katholischen Kirche in Zürich. Wenn etwa katholische Kardinäle oder koptische Bischöfe ihre ausgewanderten Gläubigen in Zürich besuchten und auch der römisch-katholischen Kirche «Grüezi» sagen wollten, müsse er als Generalvikar den Bischof vertreten. Das sei «ein bisschen eigenartig», so Annen. «Ich sage immer, der Bischof ist in Chur.» Aber die ausländischen Kirchenführer hätten oft keine Zeit, bis nach Chur zu reisen. Der Austausch mit der globalen Kirche sei so nur begrenzt möglich. «Alle grossen Missionen sind in Zürich. Das Leben spielt hier.»