Lydia Corradini-Renggli wurde neu in den Vorstand des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds gewählt.
Schweiz

Lydia Corradini-Renggli: «Endlich eine Gleichberechtigung ermöglichen, wie sie in der Bibel geschrieben wird»

Sie ist tatkräftig und entschlossen: Lydia Corradini-Renggli (54) wurde neu in den Vorstand des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF) gewählt. Im Interview stellt sie klar, dass sie sich für die Rechte der Frauen im kirchlichen Milieu stark machen will.

Wolfgang Holz

Herzlichen Glückwunsch, Frau Corradini-Renggli zu Ihrem neuen Vorstandamt im katholischen Frauenbund der Schweiz. Was bedeutet Ihnen diese Wahl?

Lydia Corradini-Renggli*: Vielen Dank. Ich fühle mich geehrt, dass mir die Delegierten des SKFdas Vertrauen geschenkt haben. Genauso freue ich mich mit meinen Vorstandskolleginnen, die kirchlichen-, politischen- und wirtschaftlichen Frauenthemen lösungsorientiert und konstruktiv weiter voranzubringen.

«Die vielen starken Frauen zeigen auf, wie dank ihrer spirituellen Verbundenheit mit dem Göttlichen Probleme gelöst und Vertrauen geschafft werden.»

 Was heisst es für Sie als Frau, katholisch zu sein? Welche Werte verbinden Sie damit?

Corradini-Renggli: Katholisch sein heisst für mich, mich weiterhin für die Stellung und für die Rechte der Frauen im kirchlichen Milieu einzusetzen – damit endlich eine Gleichberechtigung ermöglicht wird, wie sie in der Bibel geschrieben wird. Die vielen starken Frauen zeigen auf, wie dank ihrer spirituellen Verbundenheit mit dem Göttlichen Probleme gelöst und Vertrauen geschafft werden. Daraus lassen sich die drei Grundwerte ableiten: miteinander spirituell verbunden zu sein, auf das Göttliche vertrauen und Probleme anpacken und lösen.

Sie haben vier erwachsene Kinder. Sie sind Pflegefachfrau, sie haben viele ehrenamtliche Aufgaben schon übernommen: Könnte man sagen, Ihre persönliche DNA ist für Andere da zu sein und anderen zu helfen?

Corradini-Renggli: Zum Glück habe ich kein Helfersyndrom! Für mich ist es selbstverständlich, dass Probleme angepackt und gelöst werden müssen. Endlose Diskussionen und Papiertiger bringen selten konkrete Lösungen hervor. Für genau das stelle ich meine Ressourcen gerne zur Verfügung.

«Es gibt nichts Schöneres, als der Sonne entgegen in einen neuen Morgen zu fahren.»

Sie haben auch schon als Lokführerin gearbeitet. Was ist das Schöne und Aussergewöhnliche an diesem Beruf?

Corradini-Renggli: Es gibt nichts Schöneres, als der Sonne entgegen in einen neuen Morgen zu fahren.

Anzeige ↓ Anzeige ↑

Frauen haben es in der katholischen Kirche nicht leicht. Einerseits arbeiten Tausende in der Seelsorge und sorgen dafür, dass Kirchgemeinden und Pfarreien funktionieren. Andererseits dürfen Frauen noch immer nicht Diakonninen oder Priesterinnen werden. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Corradini-Renggli: Es wäre nun schon eine grosse Überraschung, wenn ich die jahrhundertelange Diskriminierung der Frauen nicht als einen eklatanten Missstand ansehen würde. Wie schwierig dieses zu verstehen ist, zeigt die Ostergeschichte. Die Frauen verkündeten als erste die Botschaft der Auferstehung! Nun muss Mann sich vorstellen, dass erst seit 1992 auch Mädchen offiziell als Ministrantinnen zugelassen sind, deutlicher kann die Diskriminierung nicht sein!

*Das Interview wurde schriftlich geführt.


Lydia Corradini-Renggli wurde neu in den Vorstand des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds gewählt. | © zVg
26. Mai 2024 | 15:30
Lesezeit: ca. 2 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!