Weihbischof Denis Theurillat (mit Sonnenbrille), Thomas Ruckstuhl, Weihbischof Josef Stübi, Agnell Rickenmann und Generalvikar Markus Thürig
Rauchzeichen

Weihbischof Josef Stübi, Thomas Jäger, Synodaler Weg: Was diese Woche wichtig wird

Die Schweizer Bischöfe verteilen in Lugano die Ressorts neu. Welches übernimmt Josef Stübi? Der Priester Thomas Jäger steht wegen Kinderpornos vor Gericht. Die Woelki-Kritikerin Viola Kohlberger kommt zu einer Weltpremiere in die Paulus-Akademie. Am Weltfrauentag erscheinen Gänsweins Memoiren. Und dann kommt’s beim Synodalen Weg zum Showdown.

Raphael Rauch

Wer dachte, in den letzten Wochen sei viel los gewesen, dürfte diese Woche kaum hinterherkommen. Am Montag kommen die Schweizer Bischöfe zu ihrer Vollversammlung in Lugano zusammen. 

Wann bekommt Chur einen Weihbischof?

Trotz der Bischofsweihe von Josef Stübi vor acht Tagen in Solothurn ist die Schweizer Bischofskonferenz nach wie vor nicht vollständig besetzt. So ist der Bischofssitz von Lugano vakant – der Freiburger Weihbischof Alain de Raemy wirkt dort zurzeit als Apostolischer Administrator. 

Vorgänger und Nachfolger: Bischof Valerio Lazzeri (Mitte) und Weihbischof Alain de Raemy (links) beim synodalen Prozess in Einsiedeln.
Vorgänger und Nachfolger: Bischof Valerio Lazzeri (Mitte) und Weihbischof Alain de Raemy (links) beim synodalen Prozess in Einsiedeln.

Und wenn man sich an Bischof Joseph Bonnemains Ankündigung von vor zwei Jahren erinnert, dann dürfte auch das Bistum Chur noch einen Weihbischof bekommen. Mit Peter Alexander denken wir an den Schlager von 1962: «Sag’ mir quando, sag’ mir wann»? 

Rückblick auf Prag

Im Zentrum der Beratungen in Lugano dürfte die europäische Kontinentalsynode in Prag stehen. Ausser Bischof Felix Gmür wird Tatjana Disteli von der Aargauer Landeskirche über ihre Erfahrungen in Prag berichten. Und Valentina Anzini und Felix Terrier sprechen über ihre Erfahrungen als Online-Delegierte. 

Die Schweizer Delegation im Livestream des synodalen Prozesses: Bischof Felix Gmür, Tatjana Disteli und Helena Jeppesen.
Die Schweizer Delegation im Livestream des synodalen Prozesses: Bischof Felix Gmür, Tatjana Disteli und Helena Jeppesen.

Das personell unterdotierte Sekretariat des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) in St. Gallen hat es letzte Woche erst geschafft, die nationalen Statements online zu stellen. Die europäische Vielfalt zeigt sich etwa beim Thema LGBTQ+: Während Länder wie die Schweiz, Deutschland oder Luxemburg Inklusion wollen, ist für die ukrainische Delegation Homosexualität «pervers und sündhaft».

Unterschiedliche Therapieansätze für die kranke Kirche

Das Synthese-Dokument, das längst vorliegen sollte, haben die Delegierten immer noch nicht erhalten. Doch ein Blick in die nationalen Dokumente spiegelt ein wenig die Stimmung in Prag wider: Es gibt unterschiedliche Diagnosen und entsprechend unterschiedliche Therapieansätze, um die kranke Kirche in Europa zu heilen.

Felix Gmür, Bischof von Basel, während der Bischofsweihe von Josef Stübi.
Felix Gmür, Bischof von Basel, während der Bischofsweihe von Josef Stübi.

Mit Spannung wird erwartet, wie die Schweizer Bischöfe die Ressorts unter sich aufteilen werden. Josef Stübi sagte gegenüber kath.ch, er habe sich noch keine Gedanken gemacht, welches Dossier er übernehmen wolle. 

Gibt Markus Büchel das Frauenressort ab?

Sein Vorgänger, Weihbischof Denis Theurillat, hatte das Frauenressort dem Bischof von St. Gallen übergeben, Markus Büchel. Das Frauenressort ist ambivalent: Auf der einen Seite wird hier Zukunft gestaltet. Doch auf der anderen Seite können hier mit Papst Franziskus nur Enttäuschungen produziert werden.

Von links Ehrendomherr Beat Jung, Bischof Markus Büchel (St. Gallen), Domdekan Peter Schmid, Jacques Oeuvray, Weihbischof Denis Theurillat
Von links Ehrendomherr Beat Jung, Bischof Markus Büchel (St. Gallen), Domdekan Peter Schmid, Jacques Oeuvray, Weihbischof Denis Theurillat

«Gleiche Würde und gleiche Rechte» wird es mit Papst Franziskus nicht geben. Und Franziskus’ Sophisterei von einer petrinischen, marianischen und einer verwaltenden Kirche war selbst für den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nur schwer zu ertragen

Bleibt Alain de Raemy Jugend- und Medienbischof?

Zurück zur Schweiz. Erwartet wird, dass der Basler Bischof Felix Gmür etwas von seinen vielen Dossiers abgeben möchte. Und auch Weihbischof Alain de Raemy könnte argumentieren, dass er aufgrund seiner Verpflichtungen in Lugano Entlastung braucht.

Weihbischof Alain de Raemy
Weihbischof Alain de Raemy

Es könnte also einen neuen Jugend- oder Medienbischof geben. Seit der Frochaux-Affäre von Ende 2019 meidet Alain de Raemy die Medien wie der Teufel das Weihwasser. Sein Freiburger Vorgesetzter, Bischof Charles Morerod, hat der Öffentlichkeit nie gesagt, welche Konsequenzen Alain de Raemys Mitwisserschaft bei einem Missbrauchsfall hatte. 

Missbrauch im Chalet

Erinnern wir uns: Im Februar 2020 enthüllte die SRF-«Rundschau» in Zusammenarbeit mit dem «Tagesanzeiger», dass der Freiburger Domherr Paul Frochaux in einem Chalet im Wallis, das ihm gemeinsam mit Alain de Raemy gehörte, sein minderjähriges Firmpatenkind missbraucht hatte. Kein Wunder, dass unter solchen Vorzeichen Alain de Raemy das Rampenlicht meidet.

Bischofsweihe mit dem «inséparable trio»: Weihbischof Alain de Raemy und seine Freunde Paul Frochaux (rechts) und Edgar Imer (links) im Jahr 2014.
Bischofsweihe mit dem «inséparable trio»: Weihbischof Alain de Raemy und seine Freunde Paul Frochaux (rechts) und Edgar Imer (links) im Jahr 2014.

Bis auf Paul Frochaux hatte der Missbrauchs-Komplex im Bistum Lausanne, Genf und Freiburg keine personellen Konsequenzen.

Schweiz erst am Anfang

Die Mainzer Missbrauchsstudie stellt in einem internationalen Vergleich fest, dass die Schweiz ein europäisches Entwicklungsland ist: «Insgesamt zeigt sich eine sehr unterschiedliche Dynamik zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche und anderen Institutionen. Während in Irland und den USA bereits seit Anfang der 2000er zahlreiche Massnahmen ergriffen wurden und eine hohe Anzahl an Aufklärungsberichten erschienen ist, stehen andere Länder wie Spanien, Italien oder die Schweiz vergleichsweise erst am Anfang.»

Am Dienstag verdichten sich zwei Hauptthemen des synodalen Prozesses: die Missbrauchskrise und die Frauenfrage. Beginnen wir bei der Staatsanwaltschaft in Liechtenstein, die am Dienstag um 11 Uhr den Priester Thomas Jäger in Vaduz anklagen wird

Jäger wird wohl nicht persönlich vor Gericht erscheinen

Der Vorwurf lautet, Jäger habe Kinderpornos konsumiert. Jäger bestreitet dies. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Jäger persönlich anreisen wird, um sich zu verteidigen. Schon beim ersten Prozess 2020 liess er sich in Abwesenheit verteidigen. Wir werden berichten. 

Die «Liechtensteinische Juristenzeitung» berichtet über Anschuldigungen gegen Thomas Jäger.
Die «Liechtensteinische Juristenzeitung» berichtet über Anschuldigungen gegen Thomas Jäger.

Es ist übrigens nicht der einzige Prozess, der gegen Thomas Jäger läuft: Die Staatsanwaltschaft wird in einem gesonderten Verfahren Anklage erheben, weil er eine Ministrantin im Brustbereich massiert haben soll. Auch das bestreitet Jäger. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Woelki-Kritikerin kommt nach Zürich

Ohne die Missbrauchskrise gäbe es den Synodalen Weg in Deutschland nicht. Die Bischöfe baten Laiinnen und Laien, gemeinsam nach Lösungen nach dem Missbrauchsskandal zu finden. Ein Risikofaktor für Missbrauch und Vertuschung sind toxische Männerbunde, die Macht weder teilen noch reflektieren.

Viola Kohlberger äussert sich in einem Instagram-Video kritisch über Kardinal Woelki.
Viola Kohlberger äussert sich in einem Instagram-Video kritisch über Kardinal Woelki.

Aber auch unabhängig von der Missbrauchskrise ist es im 21. Jahrhundert nicht mehr hinnehmbar, dass die Taufe durch Männer mehr wert sein soll als die Taufe durch Frauen. Die Zürcher Dokumentarfilmerin Henriette Bornkamm hat den Synodalen Weg aus Sicht von Frauen gemeinsam mit der Wuppertaler Co-Autorin Heike Fink verfolgt. Unter anderem begleiteten sie die Pfadfinderin Viola Kohlberger, die sich mit dem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki angelegt hatte.

Weltpremiere in der Paulus-Akademie

kath.ch und die Paulus-Akademie laden am Dienstagabend zu einer Weltpremiere ein. Zu sehen ist die Doku «Die katholische Krise und die Frauen». Anschliessend diskutieren Filmautorin Henriette Bornkamm, die Pfadfinderin Viola Kohlberger und die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding über den bevorstehenden Showdown des Synodalen Weges – und die nächsten Schritte.

Franziska Driessen-Reding ist ehemalige Zürcher Synodalratspräsidentin.
Franziska Driessen-Reding ist ehemalige Zürcher Synodalratspräsidentin.

Dieser Dienstag ist voller Termine. So sollte am Dienstagmorgen im Oberwallis der Pfaffencup stattfinden – zum ersten Mal seit Corona. Doch die milden Temperaturen machen das unmöglich. Selbst in Walliser Höhenlagen fehlt der Schnee. 

Pfaffencup ohne Skirennen

«Wir treffen uns um 10.30 Uhr in Gluringen. Angesichts der prekären Schneeverhältnisse müssen wir in diesem Jahr ein Alternativprogramm auf die Beine stellen. Also Skier und Ski- und Langlaufschuhe zuhause lassen!», sagt Pfarrer Konrad Rieder zu kath.ch. 

Pfarrer Konrad Rieder mit Skiern.
Pfarrer Konrad Rieder mit Skiern.

Wenn das keine Steilvorlage für das Hilfswerk Fastenaktion ist! Die Ökumenische Kampagne führt auch dieses Jahr den Zusammenhang von Klimawandel, Armut und Hunger auf der Welt vor Augen. Wenn sogar der Pfaffencup nicht mehr stattfinden kann, sollte auch wirklich jeder verstanden haben, dass es so nicht weitergehen kann. 

Klima-Abstimmung in Nidwalden und Obwalden

Diese Botschaft kommt hoffentlich auch in Nidwalden und Obwalden an, wo am Sonntag über ein Klimagesetz abgestimmt wird: Sollen die Kantonsverfassungen einen Klimaartikel erhalten und bis 2040 klimaneutral werden?

Ursprünglich dem Klerus vorbehalten: Die Ursulinen von Brig im Stundengebet, 2018.
Ursprünglich dem Klerus vorbehalten: Die Ursulinen von Brig im Stundengebet, 2018.

Am Dienstag steht im Wallis ein weiterer spannender Termin an: Eine Urversammlung, die über die Zukunft von St. Ursula in Brig und einen Verpflichtungskredit von 6 Millionen Franken diskutieren und abstimmen möchte. Mehr dazu hier

Georg Gänswein: «Nichts als die Wahrheit»

Pünktlich zum Weltfrauentag am 8. März erscheint Georg Gänsweins Autobiographie «Nichts als die Wahrheit». Da das italienische Original bereits im Januar erschienen war, dürfte die deutsche Übersetzung nicht für grosse Überraschungen sorgen. Erinnert sei an dieser Stelle an die Rezension auf kath.ch: «Ratzingers Welt durch Gänsweins Augen: Warum Benedikt und Franziskus theologisch nicht zueinander fanden».

Erzbischof Georg Gänswein (l.), Präfekt des Päpstlichen Hauses, küsst die Hand des aufgebahrten Leichnams von Benedikt XVI.
Erzbischof Georg Gänswein (l.), Präfekt des Päpstlichen Hauses, küsst die Hand des aufgebahrten Leichnams von Benedikt XVI.

Spannender ist die die Frage, wie die berufliche Zukunft von Georg Gänswein aussieht. Der Bischofssitz von Paderborn ist vakant – doch das Domkapitel hat kein Interesse am eitlen Don Giorgio. Das Erzbistum Bamberg ist ebenfalls vakant – doch hier tut dem Vernehmen nach Kardinal Marx alles in seiner Macht stehende, um Gänswein zu verhindern. 

Warum Vaduz für Gänswein komfortabel wäre

Liechtenstein gilt nach wie vor als Option – Erzbischof Wolfgang Haas muss am 7. August 2023 Papst Franziskus altersbedingt seinen Rücktritt anbieten. Gänswein würde etwas Glamour in das krisengeschüttelte Erzbistum bringen – und befände sich in einem geographisch interessanten Dreieck zwischen Schwarzwälder Heimat, Benedikts Bayern und dem Zürcher Flughafen, von wo aus er zu den vielen Benedikt-Anhängern in aller Welt fliegen könnte.

Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing.
Irme Stetter-Karp und Bischof Georg Bätzing.

Am Donnerstag beginnt das Finale Furioso des Synodalen Wegs in Frankfurt. Mit dabei aus der Schweiz sind als Beobachter der ehemalige Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz, Daniel Kosch, Bischofsvikar Georges Schwickerath als Vertreter der Schweizer Bischofskonferenz und der aus St. Gallen stammende Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof, der an der LMU in München lehrte.

Gibt es beim Synodalen Weg wieder einen Eklat?

Bereits bei der letzten Synodalversammlung kam es zu einem Eklat. Wie geht’s nun weiter, da manche Bischöfe Rückenwind aus Rom verspüren, den Synodalen Weg in die Schranken zu weisen? Wir werden berichten.

Der Schweizer Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof beobachtet den Synodalen Weg in Frankfurt.
Der Schweizer Kirchenhistoriker Franz-Xaver Bischof beobachtet den Synodalen Weg in Frankfurt.

Die Schweizer Professorinnen Eva-Maria Faber und Barbara Hallensleben haben einen neuen Kollegen im ökumenischen Beraterkreis von Kurienkardinal Kurt Koch. Es ist der Bischof von Augsburg, Bertram Meier. Er trägt den Spitznamen «Aussenminister der Deutschen Bischofskonferenz». 

Bertram Meier: Kurt Koch ist kein Ökumene-Polizist

Das hängt zum einen mit seiner früheren Tätigkeit für das Staatssekretariat in Rom zusammen – Bertram Meier gilt als bestens vernetzt. Zum anderen reist er gerne und viel – egal ob zu den Petrusbrüdern nach Wigratzbad oder hinaus in die weite Welt. Erst kürzlich war Bertram Meier bei Bischof Paul Hinder in Abu Dhabi zu Gast. 

Bertram Meier, Bischof von Augsburg
Bertram Meier, Bischof von Augsburg

Über Kurt Koch sagte Bertram Meier am Rande des Bodensee-Kirchentages 2021 zu kath.ch: «Kardinal Kurt Koch ist keiner, der als Ökumene-Polizist rumgeht. Er rammt manchmal Pflöcke ein, das ist gut. Er setzt Duftmarken, auch durch Statements und Korrespondenzen. Aber er ist ein guter Kommunikator und ein angenehmer Gesprächspartner. Wenn das so bleibt, dann ist es gut.»

Kurt Koch besucht Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands

Auch wenn Bertram Meier diese Woche mit dem Synodalen Weg beschäftigt sein dürfte, wird er mit Interesse verfolgen, was Kurt Koch in Norddeutschland treibt. Die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands hat ihn ins Kloster Loccum eingeladen – laut eigenen Angaben «eines der am besten erhaltenen Zisterzienser-Klöster nördlich der Alpen», das der Landeskirche Hannover gehört. 

Papst Franziskus am 13. März 2013 nach seiner Wahl auf der Loggia des Petersdomes.
Papst Franziskus am 13. März 2013 nach seiner Wahl auf der Loggia des Petersdomes.

Was wird nächste Woche wichtig – ausser dem zehnten Jahrestag des Konklaves, das Jorge Bergoglio zum Papst wählte? Und natürlich dem Josephstag, der zugleich zweiter Jahrestag der Weihe von Joseph Bonnemain zum Bischof von Chur ist? Ich freue mich über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen Ihr

Raphael Rauch


Weihbischof Denis Theurillat (mit Sonnenbrille), Thomas Ruckstuhl, Weihbischof Josef Stübi, Agnell Rickenmann und Generalvikar Markus Thürig | © Christian Merz
6. März 2023 | 06:35
Lesezeit: ca. 8 Min.
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