Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK)
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Petrinisch? Marianisch? Verwaltung für die Frauen? Bischof Bätzing: «Fast unerträglich, dem zuzuhören»

Papst Franziskus lehnt das Frauenpriestertum ab – und begründet das laut Nuntius Eterović mit dem petrinischen und marianischen Bild der Kirche. Hinzu komme «das Prinzip der Administration, das nicht theologisch» sei und wo Frauen vorwärts machen könnten. Für Bischof Georg Bätzing war es «fast unerträglich, dem zuzuhören».

«Der Nuntius hat uns eine lange Passage vorgetragen aus einem Interview des Papstes. Ich will noch einmal sagen: So geschieht Lehramt nicht! Das ist nicht die Qualität, in der lehramtliche Texte deutlich werden!

Mir ist aber schon lange klar, und daran hat der Papst nie Zweifel gelassen, dass er in der Frage der Frauenordination zum Priesteramt keinen Spielraum sieht. Da sagt er wie seine beiden Vorgänger, und er wird auch eine solche Entscheidung nicht treffen. Ich glaube, das ist auch jedem im Synodalen Weg klar. 

Das, was uns vorgetragen wurde, war nicht hilfreich, denn es war der Versuch einer geistlichen Erläuterung dessen, warum es nicht möglich ist, Frauen ins Priesteramt zu bringen. Und ich kenne diese Argumentation – aber in einer ganz anderen Tiefe. Durch die Auseinandersetzung mit der Theologie von Hans Urs von Balthasar kenne ich die sehr wohl. 

Es war aber hier kein Dualismus und das hat es für mich fast unerträglich gemacht, dem zuzuhören – das muss ich ehrlich sagen. Denn es wurde eine Trias aufgemacht. Es gibt das petrinische Prinzip, also das Amt. Es gibt das marianische Prinzip – um es deutlich zu machen: Das ist die Kirche als Ganze, die ist dem Bräutigam Christus gegenüber bräutlich.

Und dann sagt der Papst jetzt – das hat er uns beim Ad-limina-Besuch nicht gesagt: Es gibt auch noch ein Verwaltungsprinzip.  Da sage ich: Heiliger Vater, das kannst du vortragen. Ja, aber dann kannst du nicht verlangen, dass man das annimmt. Das ist auch kein Lehramt.

Ich stimme zu, es gibt ein Amtsprinzip in der Kirche und es gibt ein umfassendes Prinzip, das Marianische. Das ist für mich auch eine wertvolle Situation. Aber damit, ohne es überhaupt noch zu thematisieren, zu sagen: Und dieses amtliche Prinzip, das Petrinische, sind immer Männer. Und das Marianische, was sind das? Immer Frauen? Nein, das sind doch alle! Da stimmt doch was nicht in der Übertragung in die jeweilige Konkretion hinein. 

Es gab einen Mitbruder, der einer geistlichen Gemeinschaft angehört. Er sagte, in seiner geistlichen Gemeinschaft sind diese beiden Prinzipien sehr wichtig. Aber beide Prinzipien, das Petrinische und Marianische, werden von Männern wahrgenommen.»

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, antwortete am Donnerstag auf die Frage von kath.ch, wie er das dualistisch klingende Kirchenbild Petrinisch–Marianisch von Papst Franziskus bewerte, das Nuntius Eterović unterstrichen habe.

Erzbischof Nikola Eterovic, Apostolischer Nuntius in Deutschland.
Erzbischof Nikola Eterovic, Apostolischer Nuntius in Deutschland.

Erzbischof Nikola Eterović, Apostolischer Nuntius in Berlin, hatte die deutschen Bischöfe in Dresden in seinem Grusswort auf ein Interview mit Papst Franziskus in der Zeitschrift der US-Jesuiten «American Magazine» hingewiesen.

Auf die Beobachtung, dass viele Frauen darunter litten, dass sie in der katholischen Kirche nicht zu Priesterinnen geweiht werden können, antwortete Papst Franziskus: 

«Das ist ein theologisches Problem. Ich glaube, dass wir das Wesen der Kirche amputieren, wenn wir nur den Weg der Weiheämter im Leben der Kirche berücksichtigen. Der Weg ist nicht nur der des Weiheamtes. Die Kirche ist Frau, die Kirche ist Braut. Wir haben keine Theologie der Frau entwickelt, die dies widerspiegelt. Die Dimension des geweihten Amtes, so können wir sagen, ist die der petrinischen Kirche. Ich beziehe mich dabei auf eine bestimmte theologische Kategorie. Das petrinische Prinzip ist das des Amtes. Aber noch wichtiger ist ein anderes Prinzip, wovon nicht gesprochen wird, und dies ist das marianische Prinzip, das Prinzip des Weiblichen in der Kirche, der Frau in der Kirche, in dem sich die Kirche widerspiegelt, weil sie Frau und Braut ist. Eine Kirche mit nur dem petrinischen Prinzip wäre eine Kirche, von der man meinen könnte, sie sei auf das Weiheamt reduziert, nicht mehr. Stattdessen ist die Kirche viel mehr als das. Sie ist das ganze Volk Gottes, die Kirche ist Frau, die Kirche ist Braut. So spiegelt sich auf diesem Weg die Würde der Frau wider.» (American Magazine, 28. November 2022, nach der englischen Übersetzung)

Diesen beiden Dimensionen des Marianischen und des Petrinischen habe Papst Franziskus dann noch eine «dritte, die sogenannte administrative Dimension» hinzufügt, sagte Nuntius Eterović, und zitierte aus dem Papst-Interview wie folgt: 

«Und dann gibt es noch einen dritten Aspekt: den der Administration …, die keine theologische Sache ist, sondern die Sache einer normalen Verwaltung. Und in diesem Bereich glaube ich, dass wir den Frauen mehr Raum geben müssen. Hier im Vatikan funktionieren alle Orte, an denen wir Frauen berufen haben, besser. Im Wirtschaftsrat gibt es beispielsweise sechs Kardinäle und sechs Laien. Vor zwei Jahren habe ich von diesen sechs Laien fünf Frauen ernannt; und es war eine Revolution. Der Vizegouverneur des Vatikans ist eine Frau. Wenn eine Frau in die Politik einsteigt oder Dinge leitet, gelingt es ihr im Allgemeinen besser. Viele Ökonomen sind Frauen, und diese Frauen erneuern die Wirtschaft konstruktiv. Es gibt also drei Prinzipien, zwei theologischer Natur und eines administrativer Natur. Das petrinische Prinzip steht für die Dimension des Weiheamtes, aber die Kirche kann nicht nur damit funktionieren. Das marianische Prinzip, das ist das der bräutlichen Kirche, der Kirche als Braut, der Kirche als Frau. Und dann gibt es das Prinzip der Administration, das nicht theologisch ist.

Und warum kann eine Frau nicht in den ordinierten Dienst eintreten? Weil das petrinische Prinzip dafür keinen Raum bietet. Ja, es ist wahr, wir müssen im marianischen Prinzip sein, das wichtiger ist. Die Frau ist mehr, sie ist der Kirche ähnlicher, die Frau und Mutter ist. Ich denke, dass wir allzu oft in unserer Katechese versagt haben, wenn wir diese Aspekte erklärt haben. Wir haben uns bei der Erklärung zu sehr auf das Verwaltungsprinzip verlassen, was auf Dauer nicht funktioniert. Das ist eine sehr knappe Erklärung, aber ich wollte die beiden theologischen Prinzipien hervorheben: das petrinische Prinzip und das marianische Prinzip, die die Kirche ausmachen. In diesem Sinne ist die Tatsache, dass Frauen nicht in das Leben der Dienstämter eintreten, kein Mangel: nein. Ihr Platz ist ein viel wichtigerer Platz, und das müssen wir noch katechetisch im Sinn des marianischen Prinzips entwickeln.» (rr)


Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) | © KNA
2. März 2023 | 16:27
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