Die Schweizer Delegation für das Europa-Treffen des synodalen Prozesses in Prag. Zehn weitere Menschen nehmen online teil.
Rauchzeichen

Synodaler Prozess, Martin Föhn, Caritas-Forum: Was diese Woche wichtig wird

Ein Buch zur Synode 72 stellt fest: Die heissen Eisen von heute waren auch schon jene vor 50 Jahren. Diese Woche bereiten sich die Schweizer Delegierten für den synodalen Prozess in Prag vor. Der Jesuit Martin Föhn beerdigt seinen Mitbruder Eugen Frei. Und die Caritas rückt auf ihrem Forum den Algorithmen auf die Pelle.

Raphael Rauch

In den letzten Tagen erstrahlte die Luzerner Jesuitenkirche in ungewohntem Licht: Das Lichtfestival Luzern strahlte den Prachtbau an der Reuss in bunten Farben an.

Lichtspektakel an der Jesuitenkirche in Luzern.
Lichtspektakel an der Jesuitenkirche in Luzern.

Farbenfrohe Achterbahn der Gefühle

«Äon wurde speziell für das Lilu geschaffen und erzählt die berührende Metamorphose von Frühling, Sommer, Herbst und Winter und nimmt das Publikum mit auf eine farbenfrohe Achterbahn der Gefühle. Äon erschafft eine fünfte Jahreszeit, die Raum und Zeit zu verschlingen vermag und den Turnus des Universums auf null stellt», teilten die Veranstalter im Vorfeld mit.

Hansruedi Kleiber, Präfekt der Jesuitenkirche
Hansruedi Kleiber, Präfekt der Jesuitenkirche

Vielleicht wird perspektivisch der Blick auf die Luzerner Jesuitenkirche ein anderer: Das Theater will sich ausbreiten – zulasten des Lichteinfalls in der Jesuitenkirche, befürchten manche. Am heutigen Montag findet eine Podiumsdiskussion zum neuen Luzerner Theater statt – um 17.45 Uhr in der Kornschütte.

Unterwegs zur Abdankung stirbt der Bestatter

Am Dienstag beerdigt der Jesuit Martin Föhn seinen Mitbruder Eugen Frei. Dessen Tod könnte, wie der Theologe Thomas Markus Meier auf Facebook schreibt, einem Drehbuch entstammen: «Fast schon cineastisch: Unterwegs zur Abdankung stirbt Bestatter…»

Martin Föhn, Jesuit und Priester, steht am Kleinbasler Rheinbord.
Martin Föhn, Jesuit und Priester, steht am Kleinbasler Rheinbord.

Eugen Frei ist im Dienst gestorben: Er war trotz seiner 95 Jahre noch ein vielbeschäftigter Priester, unterwegs zu einer Abdankung, der er vorstehen sollte. Das Requiem für Eugen Frei beginnt am Dienstag um 10.30 Uhr in der Kirche St. Marien, Holbeinstrasse 28, in Basel. Die Urnenbeisetzung folgt am Nachmittag um 14.40 Uhr auf dem Friedhof Hörnli, teilen die Jesuiten mit.

Parolin als Zeuge geladen

Am Mittwoch und Donnerstag hat der Finanz-Strafprozess im Vatikan einen hochkarätigen Zeugen: Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin. Im Kern geht es um mögliche Straftaten beim Erwerb einer Londoner Immobilie durch hochrangige vatikanische Funktionäre. Der Vatikan hat durch Kauf und Verkauf der Immobilie rund 130 Millionen Euro verloren.

Synode 72 in Bern: Es wird über Frauenordination, Laienpredigt und Empfängnisverhütung diskutiert.
Synode 72 in Bern: Es wird über Frauenordination, Laienpredigt und Empfängnisverhütung diskutiert.

Zeitgeist? Wirklich? Wer den frisch erschienenen Band «Synode 72 – im Heute gelesen» liest, erlebt viele Déjà-vus: Die Forderungen der Synodalen waren vor über 50 Jahren wagemutiger, als viele denken. So gab es im Bistum Basel eine klare Forderung nach dem Frauenpriestertum. Und nach der Möglichkeit für Nicht-Priester, das Sakrament der Krankensalbung zu spenden.

1972 machte noch ein Viertel aller Katholikinnen und Katholiken mit

Der Sammelband ist eine Pflichtlektüre für die Delegierten des synodalen Prozesses, die im Februar an der europäischen Kontinentalversammlung teilnehmen – vor Ort in Prag oder digital von der Propstei in Wislikofen aus. 

Synodaler Prozess: Der Basler Bischof Felix Gmür bei der Eröffnung der Kampagne "Wir sind Ohr".
Synodaler Prozess: Der Basler Bischof Felix Gmür bei der Eröffnung der Kampagne "Wir sind Ohr".

Sie können sich nicht nur auf die Ergebnisse der «Wir sind Ohr»-Befragung aus dem Jahr 2021 berufen, sondern auch auf jene der Synode 72. Die Forderungen sind praktisch dieselben geblieben. Nur die Zahl der Fordernden wird immer kleiner. Nahmen an einer Umfrage der Synode 72 ein Viertel aller Katholikinnen und Katholiken teil, waren es 2021 weniger als ein Prozent.

Vorbereitung für Prag

Am Donnerstag kommen die Schweizer Delegierten des synodalen Prozesses zu einer vorbereitenden Online-Konferenz zusammen. Die Prager Delegation besteht aus dem Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür, Tatjana Disteli von der Aargauer Landeskirche, Helena Jeppesen von Fastenaktion sowie Cristina Vonzun vom Bistum Lugano. 

Hinzu kommen zehn Delegierte, die online von Wislikofen aus zugeschaltet werden. Einen ersten Eindruck der virtuellen Teilnehmenden finden Sie hier und hier. Und hier gelangen Sie zu einem Porträt über den Priester Felix Terrier.

Muss der Bischof von Lugano ein Tessiner sein?

Das Bistum Lugano debattiert die Frage, ob ein Detail in einem völkerrechtlichen Vertrag zwischen dem Bundesrat und dem Heiligen Stuhl noch seine Existenzberichtigung hat: ob der Bischof des Bistums Lugano zwingend ein Tessiner sein muss. Es gibt eine Online-Petition, die das ändern will.

Tränenreicher Abschied: Bischof Valerio Lazzeri bei seiner Verabschiedung als Bischof von Lugano.
Tränenreicher Abschied: Bischof Valerio Lazzeri bei seiner Verabschiedung als Bischof von Lugano.

Was ich nicht verstehe: Bis auf Sans-Papiers hat jeder, auch jeder Italiener, die Möglichkeit, Tessiner zu werden. Wichtiger erscheint mir die Frage, wie mit Blick auf die Nachfolge von Bischof Valerio Lazzeri das Kirchenrecht eingehalten wird.

Hört Nuntius Martin Krebs «die Mitglieder des Gottesvolkes»?

Die neue Kurienverfassung «Praedicate Evangelium» sieht vor, dass bei der Besetzung von Bischofsstühlen «in geeigneter Form auch die Mitglieder des Gottesvolkes der betreffenden Diözesen» einbezogen werden. Dasselbe gilt übrigens auch für das Erzbistum Vaduz. Was unternimmt Nuntius Martin Krebs, um «die Mitglieder des Gottesvolkes» im Tessin und in Liechtenstein zu hören? Wir haken nach.

Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau
Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

Jeweils am 27. Januar wird weltweit der Opfer des Holocausts gedacht. Das Datum erinnert an die Befreiung der überlebenden Häftlinge des grössten NS-Konzentrationslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen am 27. Januar 1945. Seit 1996 gedenken die Deutschen an diesem Tag der Millionen Opfer des Völkermords. Im November 2005 verabschiedete auch die Vollversammlung der Vereinten Nationen eine Resolution, die den 27. Januar zum weltweiten Gedenktag machte.

Martin Candinas bei der israelischen Botschaft

In Bern findet am Freitag eine Gedenkveranstaltung in der israelischen Botschaft statt – unter anderem mit dem Nationalratspräsidenten Martin Candinas und dem Präsidenten des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), Ralph Lewin. «Weitere Veranstaltungen sind uns nicht bekannt. Die Gemeinden organisieren in der Regel eher an Jom ha’Schoah (18. April 2023) Gedenkveranstaltungen», teilt der SIG mit. Der Jom ha’Schoah ist der israelische Gedenktag für die Opfer der Shoah.

SIG-Präsident Ralph Lewin
SIG-Präsident Ralph Lewin

Am Freitag findet auch das Caritas-Forum statt. «In der reichen Schweiz ist der Wohlstand äusserst ungleich verteilt. Hunderttausende Personen, Familien und Alleinerziehende mit Kindern sind armutsgefährdet oder gar armutsbetroffen», teilt Caritas Schweiz mit. «Die aktuelle Inflation und die wirtschaftliche Unsicherheit erhöhen den Druck zusätzlich.»

Algorithmen können soziale Ungleichheit verschärfen

Besonders spannend erscheint mir der Bericht von Konstantin Kehl von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). Er stellt ein Projekt vor, das mit Begegnungen ungleiche Startchancen bekämpfen will. Vielversprechend klingt auch der Vortrag «Wie Algorithmen und Künstliche Intelligenz soziale Ungleichheit verschärfen können» von Angela Müller, der Leiterin von «AlgorithmWatch Schweiz».

Was wird nächste Woche wichtig – ausser der Papst-Reise in den Kongo und in den Südsudan? Ich freue mich über Inputs an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Die Schweizer Delegation für das Europa-Treffen des synodalen Prozesses in Prag. Zehn weitere Menschen nehmen online teil. | © kath.ch
23. Januar 2023 | 13:35
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