Bischof Joseph Bonnemain während der Priesterweihe am Josephstag 2022.
Rauchzeichen

«Praedicate Evangelium», Joseph Bonnemain, Urs Brosi: Was diese Woche wichtig wird

Der Vatikan erhält eine neue Verfassung. Das Hochfest des heiligen Benedikt steht im Zeichen des Ukraine-Krieges. Bischof Joseph Bonnemain trifft einen Adamim-Vertreter. Die RKZ wählt Urs Brosi zum neuen Generalsekretär – und feiert mit Star-Architekt Jacques Herzog und Astronaut Claude Nicollier.

Raphael Benedikt Rauch

Heute haben die Benedikts und Benedettas Namenstag. Der heilige Benedikt von Nursia ist der Schutzpatron Europas. «Gerade weil der Frieden in Europa in diesen Tagen und Wochen durch den Krieg in der Ukraine derart gefährdet ist, sind wir eingeladen, den heiligen Benedikt besonders um seine Fürbitte anzurufen», teilt das Kloster Einsiedeln mit. Abt Urban Federer wird heute im Pontifikalamt ein neues Reliquiar des Künstlers Christoph Stooss aus Kriens LU weihen. Wir wünschen einen schönen Festtag!

Priester und «Praedicate Evangelium» zum Josephstag

Seinen Namenstag schön gefeiert hat Bischof Joseph Bonnemain, der am Josephstag drei Diakone zu Priestern des Bistums Chur weihte. Bonnemains Zeremoniar, der argentinische Priester Sebastián Frías, erhielt am Josephstag zusätzliche Arbeit: Frías forscht zur Kurienreform seines Landsmanns Papst Franziskus. Und just am 19. März gab der Vatikan auf 54 Seiten bekannt, wie diese aussehen soll.

Kleider machen Leute: Zeremoniar Sebastián Frías und Bischof Joseph Bonnemain.
Kleider machen Leute: Zeremoniar Sebastián Frías und Bischof Joseph Bonnemain.

Am 5. Juni, dem Pfingstsonntag, tritt die Apostolische Konstitution «Praedicate Evangelium» in Kraft. Das Etikett «Revolution» halte ich für übertrieben – mir erscheint das Papier eher wie eine Reorganisation. Eine Übersicht, wie der Vatikan künftig organisiert sein wird, finden Sie hier

Schon früher hätte es Präfektinnen geben können

Auch wenn es schon bald eine Präfektin geben könnte, die erstmals einem Dikasterium vorsteht: Auch das ist keine Revolution, sondern wäre auch schon bisher möglich gewesen, betont Chantal Götz von «Voices of Faith». Es lohnt sich, ein Video aus dem Jahr 2018 nochmals anzuschauen und den Aussagewunsch zu wiederholen: «The time for change ist now» – «die Zeit für Veränderungen ist jetzt»:

Heute gibt es um 11.30 Uhr im Vatikan eine Medienkonferenz zur Kurienreform mit Kurienkardinal Marcello Semeraro und Kurienbischof Marco Mellino. Vielleicht wissen wir dann mehr, ob die Kurienreform in Richtung Revolution oder Reorganisation tendiert.

Kein Nachfolger für Paul Hinder in Sicht

Auch Paul Hinder, der Schweizer Kapuziner-Bischof in Abu Dhabi, hatte am Josephstag ein strammes Programm: Er hatte Besuch von Kardinalsstaatsekretär Pietro Parolin. Der kam in die Emirate, um die exzellenten Beziehungen zwischen Rom und Abu Dhabi zu unterstreichen und um auf der Expo in Dubai zu flanieren.

Bischof Paul Hinder, Kardinal Pietro Parolin und Sheikh Nahayan Mabarak Al Nahayan auf dem Expo-Gelände in Dubai.
Bischof Paul Hinder, Kardinal Pietro Parolin und Sheikh Nahayan Mabarak Al Nahayan auf dem Expo-Gelände in Dubai.

Auch dürfte sich Parolin mit Bischof Paul Hinder über dessen Nachfolge unterhalten haben. Am 22. April wird der Schweizer Kapuziner 80. Dabei hatte Paul Hinder pflichtgemäss an seinem 75. Geburtstag dem Papst seinen Rücktritt angeboten. «Es findet sich kein Nachfolger im Amt eines Bischofs von Arabien», sagt der Provinzial der Schweizer Kapuziner, Josef Haselbach, im kath.ch-Interview.

Bonnemain trifft Bruno Fluder von «Adamim»

Am Dienstag trifft Bischof Joseph Bonnemain den Präsidenten von «Adamim». Das ist laut eigenen Angaben eine «aktive Gruppe von schwulen Männern im kirchlichen Dienst». Bruno Fluder kritisierte unlängst in der «Sonntagszeitung», in den Schweizer Bistümern herrsche «eine gewisse Willkür» was die Personalpolitik für LGBTQI betrifft. «Bis vor kurzem sei klar gewesen: Homosexuelle verlieren ihren Job, wenn ihre Partnerschaft bekannt wird», schrieb das Blatt, und zitierte Fluder mit den Worten: «Inzwischen wird sich ein Bischof kaum mehr trauen, das öffentlich so zu machen – aber auch heute können wir nicht sicher sein.»

Bischof Joseph Bonnemain
Bischof Joseph Bonnemain

Bruno Fluder sollte Bischof Joseph Bonnemain fragen, was dieser letzte Woche im Priesterrat und im Rat der Theologinnen, Theologen und Diakone des Bistums Chur zum Thema «#OutInChurch» gesagt hat. Wie zwei Quellen gegenüber kath.ch bestätigt haben, soll sich der Bischof von Chur relativ klar gegen die Erteilung einer «Missio canonica» für Schwule und Lesben ausgesprochen haben.

Ein Bischof ist kein Filialleiter

Vielleicht ermutigt Bruno Fluder Bischof Joseph Bonnemain jedoch, sein Amt weniger als Filialleiter einer römischen Kette denn als Vorsteher eines eigenen Bistums zu verstehen. Überzeugen könnte den Kirchenrechtler Joseph Bonnemain womöglich auch, was der führende Kirchenrechtler Thomas Schüller zu sagen hat. 

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller.
Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller.

Schüller findet, die Schweizer Bischöfe könnten «freier und mutiger auftreten», und verweist gegenüber kath.ch auf die Bischöfe von Trier, Essen, Limburg und Hamburg. Die hätten versichert, «dass weder die sexuelle Orientierung noch die damit verbundenen Lebensformen zum Gegenstand entweder einer Beanstandung der erteilten Missio canonica oder zur Verweigerung bei der ersten Beantragung mehr sein werden».  

«Keine Einbahnstrasse von Rom an die Teilkirchen»

«Natürlich steht diese liberale Praxis quer zur Lehre im aktuellen Katechismus. Aber so werden partikularrechtlich Fakten geschaffen», sagt Schüller. Kirchenrechtlich sei das kein Problem, denn: «Lehr- und Rechtsentwicklung ist keine Einbahnstrasse von Rom an die Teilkirchen, sondern auch umgekehrt aus den Teilkirchen in die Weltkirche. Da darf es regionale Unterschiede und Ungleichzeitigkeiten geben. So war es in allen Zeiten der Kirchengeschichte und wird es auch auf Zukunft bleiben.»

Spiritual Care
Spiritual Care

Am Mittwoch findet in Bern die Gründungsversammlung des neuen Berufsverbands «Seelsorge im Gesundheitswesen» statt. Mit Spannung wird erwartet, ob das vorläufige Nein mancher Reformierte zur geplanten «Charta für Seelsorge / spezialisierte Spiritual Care im Gesundheitswesen» Thema wird.

RKZ wählt Urs Brosi und feiert 50-jähriges Bestehen

Die Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ) hält am Freitag und Samstag ihre Plenarversammlung ab. Urs Brosi soll dabei zum Nachfolger von Daniel Kosch als RKZ-Generalsekretär gewählt werden. Läuft alles nach Plan, dann wird Urs Brosi vom 1. November an eingearbeitet und übernimmt dann zum 1. Dezember Daniel Koschs Nachfolge.

Urs Brosi
Urs Brosi

Die RKZ befindet sich in Festlaune: Sie feiert, coronabedingt mit einem Jahr Verspätung, ihr 50-jähriges Bestehen. Und zwar am Freitag in Näfels und Filzbach mit einem gemeinsamen Anlass mit der Schweizer Bischofskonferenz. Am 24. Juni folgt dann in Solothurn die eigentliche Jubiläumsfeier. 

Zwischen Himmel und Erde

Claude Nicollier, der erste und bislang einzige Schweizer Astronaut, und Star-Architekt Jacques Herzog gehören zu den Festrednern. «Ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen reflektieren unsere beiden Gäste die Situation der Menschen, der Religion und der Kirche zwischen Himmel und Erde», kündigt die RKZ an. 

Wie kalt wird es diesen Winter beim Gottesdienst?: Pfarrkirche St. Hilarius in Näfels.
Wie kalt wird es diesen Winter beim Gottesdienst?: Pfarrkirche St. Hilarius in Näfels.

Dass die Party in Näfels steigt, hat eine gewisse Ironie, schliesslich zeichnet sich in Näfels ein Showdown ab, der auch die Schattenseiten des dualen Systems zeigt. Pfarrer Kurt Vogt verlies Näfels völlig entnervt ob der Querelen mit der langjährigen Kirchgemeindepräsidentin. Seinem Nachfolger geht es nicht besser. 

Wie lässt sich das System weiterentwickeln?

Am 2. April soll es nun eine ausserordentliche Kirchgemeindeversammlung geben. Um «Good Governance» und Transparenz – also genau das, was die staatskirchenrechtlichen Gremien von den Bischöfen immer wieder einfordern –, scheint es in der Näfelser Kirchgemeinde nicht zum Besten bestellt sein. Das Glarner Urgestein Fridolin Hauser freut sich jedenfalls schon jetzt auf die Kirchgemeindeversammlung am 2. April: «Wir haben viele Fragen.»

Abt Urban Federer, Bischof Felix Gmür, Kardinal Pietro Parolin, Bundesrat Ignazio Cassis, Renate Asal-Steger, Erwin Tanner und Daniel Kosch.
Abt Urban Federer, Bischof Felix Gmür, Kardinal Pietro Parolin, Bundesrat Ignazio Cassis, Renate Asal-Steger, Erwin Tanner und Daniel Kosch.

Näfels eignet sich also nicht nur, um 50 Jahre zwischen Himmel und Erde zu feiern, sondern auch um die Frage zu stellen: Wie lässt sich das duale System in der Schweiz weiterentwickeln – und welche Fehlentwicklungen müssen geklärt werden? Pfarrer Kurt Vogt ist überzeugt: Das RKZ-Papier über das Zusammenspiel wäre eine gute Diskussionsbasis. 

Bischof Felix Gmür stellt Ukraine-Hilfspaket vor

Ebenfalls am Freitag findet in Bern eine Medienkonferenz mit Bischof Felix Gmür statt. Der Bischof von Basel wird mit der katholischen Kirche Region Bern ein Ukraine-Hilfspaket vorstellen. Wir werden darüber ebenso berichten wie über die Antwort des Weltkirchenrats (ÖRK) in Genf auf den Appell der First Lady der Ukraine, Olena Selenska: Diese hatte den ÖRK um Hilfe gebeten – es geht um die Einrichtung von geschützten Evakuierungswegen in der Ukraine.

Wen sollten wir nächste Woche in den April schicken? Und was wird nächste Woche wichtig ausser Martin Werlens 60. Geburtstag am 28. März? Ich freue mich über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Bischof Joseph Bonnemain während der Priesterweihe am Josephstag 2022. | © Christian Merz
21. März 2022 | 05:00
Lesezeit: ca. 5 Min.
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