Spiritual Care
Schweiz

Dieser Text sorgt bei manchen Reformierten für rote Köpfe

Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK), die Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz (EKS) und der Berufsverband für Seelsorge / spezialisierte Spiritual Care im Gesundheitswesen der Schweiz (BSG) wollten am 1. März eine Charta vorstellen. Daraus wird vorerst nichts. kath.ch veröffentlicht den Text in voller Länge.

Charta für Seelsorge / spezialisierte Spiritual Care im Gesundheitswesen

Jeder Mensch kann jederzeit von schwerer Krankheit betroffen sein und mit körperlicher und seelischer Not, mit Todesnähe, Abschied und Trauer konfrontiert werden. Hier stellen sich oft auch schwerwiegende Entscheidungen. Seelsorge/spezialisierte Spiritual Care im Gesundheitswesen – in Heimen, Kliniken, Spitälern oder in der ambulanten Gesundheitsversorgung – öffnet Patientinnen und Patienten, Angehörigen und Mitarbeitenden wichtige Räume der Orientierung, des Trostes, der Ermutigung, der Entscheidungsfindung und des Halts. So trägt sie zur Linderung von Leiden, zur Heilung und zum Wohl der Menschen bei und erfüllt damit eine wichtige Aufgabe im schweizerischen Gesundheitswesen insgesamt, nämlich die systematische Berücksichtigung der spirituellen Dimension im Umgang mit Gesundheit und Krankheit. Die Grundlagen dafür haben die Kirchen gemeinsam mit der WHO bereits in den 1980er Jahren gelegt.

Unter den Bedingungen des heutigen Gesundheitswesens und in einer zunehmend säkularen und religionspluralen Gesellschaft sind vermehrte Anstrengungen notwendig, um auch in Zukunft eine gute und qualitätsvolle Seelsorge/spezialisierte Spiritual Care sicherzustellen. Die Seelsorgenden im Gesundheitswesen der Schweiz benötigen dazu tragfähige und anerkannte Rahmenbedingungen, um in einem hochdynamischen Umfeld zum Wohl der Menschen in hoher Qualität arbeiten zu können.

Wir setzen uns ein

  • für eine angemessene Berücksichtigung der Spiritualität als einer wichtigen Dimension im Verständnis von Gesundheit und Krankheit
  • für eine Klärung der spezifischen Aufgabe der Seelsorge im Gesundheitswesen
  • für hohe Standards und Qualitätskriterien professioneller Seelsorge/spezialisierter Spiritual Care sowie für deren Überprüfung
  • für die schweizweite Anerkennung der Seelsorge im Gesundheitswesen als spezialisierte Spiritual Care
  • für eine gezielte Pflege und Weiterentwicklung der beruflichen Ethik und Grundhaltung in der Seelsorge im Gesundheitswesen
  • für eine Gewährleistung qualitativ hochstehender Seelsorge mit Berücksichtigung religiöser und spiritueller Pluralität und interreligiöser Zusammenarbeit
  • für gute Aus-, Fort- und Weiterbildung
  • für eine Stärkung der Forschung zur Wirkung seelsorglicher Tätigkeit
  • für eine Stärkung der Seelsorgenden in ihrer Selbstorganisation bei der Vertretung gegenüber anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen
  • für eine Förderung interprofessioneller Zusammenarbeit im Bereich Spiritual Care (inkl. Kooperationen mit medizinischen, pflegefachlichen, palliativen usw. Organisationen)
  • für eine Stärkung der spirituellen Verwurzelung der Seelsorgenden und des Seelsorgeberufs
  • für eine vertiefte theologische, pastorale und kirchliche Reflexion der Seelsorge im Gesundheitswesen
  • für die Anliegen der Seelsorge/spezialisierten Spiritual Care sowie der Seelsorgenden in Politik, Kirchen, Glaubensgemeinschaften und im Gesundheitswesen.

Wir verpflichten uns zu Engagement und Zusammenarbeit sowie zu ideeller, personeller und materieller Unterstützung der Seelsorge/spezialisierten Spiritual Care im Gesundheitswesen. 


Spiritual Care | © Raphael Rauch
18. Februar 2022 | 11:04
Lesezeit: ca. 2 Min.
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