Ausser Spesen nichts gewesen
Die Churer Domherren haben am Montag keinen neuen Bischof gewählt. Die Bistumsleitung stört sich an den Journalisten am Churer Hof – und ruft die Polizei.
“Dieser einmalige Vorgang zeigt die unheilvolle Spaltung auf, die im Bistum Chur besteht.”
Thomas M. Bergamin, Präsident der Katholischen Landeskirche Graubünden
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Das Wahlprozedere für den Bischof von Chur
Das Vorgehen bei der Wahl des Bischofs von Chur ist im päpstlichen Dekret «Etsi salva» vom 28. Juni 1948 festgelegt. Nach der Annahme des Rücktritts des amtierenden Bischofs von Chur durch den Papst erkundigt sich jeweils der Apostolische Nuntius, zur Zeit ist das Thomas E. Gullickson, in der Schweiz nach geeigneten Kandidaten. Ihm ist freigestellt, wie er dabei vorgeht. Das Ergebnis seiner Befragungen meldet er der Kongregation für die Bischöfe in Rom. Dort wird unter den Vorschlägen eine Auswahl getroffen. Der Nuntius muss anschliessend Referenzen zu den ausgewählten Kandidaten einholen. Aufgrund dieser Ergebnisse erstellt der Vatikan eine Liste mit drei Kandidaten. Aus dieser Liste wählt dann das 24-köpfige Churer Domkapitel den neuen Bischof.
Dem Domkapitel gehören neben den sechs «residierenden Domherren» Domherren aus den verschiedenen Bistumskantonen an. Das Bistum Chur umfasst die Kantone Zürich, Schwyz, Glarus, Graubünden, Uri, Ob- und Nidwalden.
Viel Lärm bei Ernennung von Haas und Huonder
Bei der Ernennung von Wolfgang Haas zum Bischof von Chur im Jahr 1990 wurde das Domkapitel umgangen. Denn Papst Johannes Paul II. ernannte 1988 mit Haas den damaligen Bischöflichen Kanzler unter Diözesanbischof Johannes Vonderach zum Weihbischof und Bischofs-Koadjutor mit Nachfolgerecht. Seit diesem Zeitpunkt ist es zum offenen Streit zwischen der Bistumsleitung und den Bistumskantonen gekommen. Letztere beklagen, dass das Bistum mit Haas und dem aktuellen Bischof Vitus Huonder durch sehr konservative und wenig kooperative Bischöfe geführt wurde beziehungsweise werde.
Auch bei der Wahl von Vitus Huonder im Jahr 2007 zum Bischof von Chur wurde Unmut laut. Neben Vitus Huonder seien auf der Dreierliste zwei Geistliche aufgeführt worden, die für das Domkapitel nicht wählbar waren. (gs)