Generalvikar Martin Grichting
Schweiz

Bistum Chur: Felix Caduff fordert Martin Grichtings Rücktritt

Die Zürcher Katholiken sind stinksauer: Konservative Domherren um Generalvikar Martin Grichting haben die Bischofswahl platzen lassen. Der Präsident der Zürcher Synode Felix Caduff (67) fordert Grichtings Rücktritt.

Raphael Rauch

«Mich empört Vieles», sagt Felix Caduff. Er ist Präsident der Katholischen Synode des Kantons Zürich. Wie viele Katholiken im Bistum Chur hofft er auf einen Neuanfang. «Wir wünschen uns einen Brückenbauer», sagt Caduff.

Bonnemain hätte Bischof werden können

Ein solcher wäre Joseph Maria Bonnemain, der Offizial des Bistums. Als Opus-Dei-Mitglied ist er konservativ genug, um die Rechtskatholiken im Bistum einzufangen. Und als Spitalseelsorger und Ansprechpartner für die staatskirchenrechtlichen Beziehungen hat er immer wieder bewiesen, dass er ein Kirchenmann ist, der in der Welt von heute lebt. Und Verständnis hat für moderne Ansichten.

Felix Caduff
Felix Caduff

Felix Caduff hat Generalvikar Martin Grichting einen Brief geschrieben, der kath.ch exklusiv vorliegt. «Auch nach 30 Jahren kehrt im Bistum Chur keine Ruhe ein. Wie verschiedene Medien berichten, hat die Mehrheit des Domkapitels unter Ihrer Führung die Wahlvorschläge für einen neuen Bischof zurückgewiesen. Dabei bot die Wahlliste von Papst Franziskus offenbar drei valable und moderate Kandidaten», heisst es in dem Schreiben.

«Einen Bärendienst erwiesen»

«Sie haben mit Ihrem Vorschlag der Nichtwahl und der Rückweisung an den Papst der ganzen katholischen Kirche in der Schweiz einen Bärendienst erwiesen. Dass Sie das duale System der Kirche ablehnen, ist das eine. Dass Sie gar jeglichen Schritt zur Befriedung der Situation im Bistum Chur hintertreiben, das andere.»

Prominenter Gast der Paulus-Akademie: Joseph Bonnemain – damals noch Offizial und noch nicht Bischof von Chur.
Prominenter Gast der Paulus-Akademie: Joseph Bonnemain – damals noch Offizial und noch nicht Bischof von Chur.

Caduff wirft Grichting vor, «das verbriefte Privileg der Bischofswahl durch das Domkapitel ausser Kraft» gesetzt zu haben. «Das ist für alle demokratisch denkenden Mitglieder unserer Kirche ein inakzeptabler Affront! Auch im Wissen um die Kompetenz der pastoralen Seite fordere ich Sie auf, im Interesse des religiösen Friedens im Bistum Chur zurückzutreten.»

Vom Bistum Chur war keine Stellungnahme zu erhalten.


Generalvikar Martin Grichting | © Regula Pfeifer
25. November 2020 | 12:48
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