Ausschnitt aus "Jezebel" von "The Rasmus", dem finnischen ESC-Beitrag 2022.
Rauchzeichen

Verhaltenskodex, Eurovision Song Contest, Kurt Koch: Was diese Woche wichtig wird

Bischof Joseph Bonnemain tappt in die klerikale Falle. Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» will heute etwas konkreter werden. Die Jugendverbände fühlen sich von den Bischöfen nicht gehört. Die Ukraine dürfte den Eurovision Song Contest gewinnen. Und Kurienkardinal Kurt Koch kommt nach Sachseln. 

Raphael Rauch

Papst Franziskus sei mit Bischof Joseph Bonnemain «sehr zufrieden», sagte Bundespräsident Ignazio Cassis nach seiner Begegnung mit dem Papst am Freitag in Rom.

Bischof Bonnemain über Karin Iten: «Keine Theologin»

Eigentlich könnte sich Joseph Bonnemain zurücklehnen und die Kritik des Churer Priesterpreises am neuen Verhaltenskodex in einem mitbrüderlichen Gespräch mit Roland Graf und Franz Imhof besprechen. Sollten auch weitere Priester den Protestbrief unterschrieben haben, könnte er diese ebenfalls einladen.

Nicole Büchel, Karin Iten, Stefan Müller, Bischof Joseph Maria Bonnemain stellen den Verhaltenskodex vor.
Nicole Büchel, Karin Iten, Stefan Müller, Bischof Joseph Maria Bonnemain stellen den Verhaltenskodex vor.

Stattdessen tappte Bischof Joseph Bonnemain am Freitag jedoch in eine klerikale Falle. Er liess dem reaktionären Portal kath.net mitteilen, Karin Iten sei «eine ausgewiesene Fachperson im Bereich Prävention, aber keine Theologin. Demzufolge bedauere ich, dass sie sich über theologische Zusammenhänge geäussert hat. Ich bin mit ihr im Gespräch, um diesen Sachverhalt zu klären.»

Kardinal Schönborn: «Ein Bischof hat kein geheimes Wissen»

Warum der Bischof von Chur nicht einfach ausrichten liess, er habe seinem Statement von vorletzter Woche nichts hinzuzufügen, ist schleierhaft. Bischof Joseph Bonnemain, der sonst Synodalität predigt, kanzelt seine Präventionsbeauftragte öffentlich ab – und zeigt, dass er den Kulturwandel, den er für sein Bistum versprochen hat, noch selbst einüben muss.

Kardinal Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn

«Ein Bischof hat kein geheimes Wissen, nur weil er Bischof ist», sagte Kardinal Christoph Schönborn letzten Mittwoch in der Wiener Franziskanerkirche. Es wäre ein klerikaler Rückschritt, Deutungshoheit über bestimmte Fragen für bestimmte Berufsgruppen zu reklamieren. 

Entschuldigt sich Bonnemain bei Iten?

Dem Bischof von Chur bleibt wohl nichts anderes übrig, als sich für seine missglückte Äusserung bei Karin Iten zu entschuldigen. Und klarzustellen, dass eine Querschnittsaufgabe – wie die Präventionsarbeit nun einmal eine ist – erfordert, sich auch in Dinge einzumischen, für die andere Menschen bislang alleinige Deutungshoheit reklamierten.

Das vorläufige Team von Bischof Joseph Bonnemain. Ein paar Posten sind noch vakant.
Das vorläufige Team von Bischof Joseph Bonnemain. Ein paar Posten sind noch vakant.

Bezeichnend ist, dass sich von der Churer Bistumsleitung bislang niemand zum Verhaltenskodex geäussert hat: kein Dekan, kein Mitglied im Bischofsrat hatte den Mut, öffentlich Klartext zu reden. Vielleicht braucht es in der Bistumsleitung doch noch ein paar profiliertere Stimmen. 

Befördert Bonnemain Flurina Cavegn-Tomaschett?

Dem Vernehmen nach läuft sich zurzeit die Bündnerin Flurina Cavegn-Tomaschett für eine Beförderung warm. Die romanischsprechende Frau wäre für das dreisprachige Bistum Chur nicht nur sprachlich eine Bereicherung. Auch ihre offene Haltung wäre ein gutes Korrektiv zum bisherigen Bischofsrat, der eine klerikale Schlagseite hat. 

Flurina Cavegn-Tomaschett, Screenshot von "Pled sin via" / SRF vom 25.12.2019.
Flurina Cavegn-Tomaschett, Screenshot von "Pled sin via" / SRF vom 25.12.2019.

Die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» lädt heute Abend nach Olten ein, um über ihre Arbeit zu informieren. Man tritt den vielen Engagierten sicher nicht zu nahe, wenn man festhält, dass es Zeit für substanzielle, innovative Ideen wird. 

Jugendverbände fühlen sich von den Bischöfen nicht gehört

Bislang war die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» vor allem mit organisatorischen Fragen beschäftigt. Ein Ruck oder wegweisende Impulse sind von ihr aber noch nicht ausgegangen. Vielleicht ändert sich das ja heute Abend.

Quo vadis, Pfadi?
Quo vadis, Pfadi?

In jedem Fall sollte sich die «Allianz Gleichwürdig Katholisch» mit den Jugendverbänden solidarisieren, die bislang nicht zur nationalen synodalen Versammlung nach Einsiedeln eingeladen worden sind. Auch gab es bislang kein Treffen mit der Bischofskonferenz, wie es für den «Weg der Erneuerung» eigentlich vorgesehen war. «Das vereinbarte Treffen hat nicht stattgefunden», sagt Pfadi-Mann Michael Weber. Auch für die nationale synodale Versammlung in Einsiedeln wartet der Verband Katholischer Pfadi bislang vergeblich auf eine Einladung.

Zum Start des synodalen Prozesses war die Jugend dabei

Kritik kommt auch von der Jubla: «Wir würden es sehr begrüssen, am 30. Mai eingeladen zu werden. Dieses Anliegen haben wir bereits mehrfach bei der Schweizer Bischofskonferenz platziert – bisher ohne positive Rückmeldung», sagt Jubla-Bundespräses Moritz Bauer. «Für uns ist klar: Die Jugend ist die Zukunft der Kirche. Sie ist das ‘Jetzt Gottes’, wie Papst Franziskus in ‘Christus Vivit’ zum Ausdruck gebracht hat. Die Zwischenergebnisse des synodalen Prozesses haben dies aus unserer Sicht eindrücklich unterstrichen. Die angekündigte Synodalität muss sich nun in der Praxis bewähren.»

Der Start des synodalen Prozesses in Einsiedeln.
Der Start des synodalen Prozesses in Einsiedeln.

Momentan stehen die Jugendverbände und die Jugend-Fachstellen vor einer absurden Ausgangslage: Im Bistum Chur hat Bischof Joseph Bonnemain sie eingespannt, um am 17. Oktober den synodalen Prozess jugendlich in Einsiedeln zu starten. Und ausgerechnet zum Abschluss der nationalen Phase in Einsiedeln ist die Jugend nicht mehr erwünscht?

RKZ kritisiert Bischöfe

Das sorgt auch bei der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz für Kopfschütteln: «Im Rahmen der Vorbereitung für die Synodale Versammlung vom 30. Mai 2022 habe ich erfahren, dass bisher noch keine Vertretung der Jugendverbände vorgesehen ist», teilt RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch mit.

RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch
RKZ-Generalsekretär Daniel Kosch

«Wie viele andere würde ich mich sehr freuen, wenn die Bischofskonferenz sie noch einbeziehen würde. Jungwacht-Blauring, katholische Pfadi sowie die Minis prägen die Beziehung unzähliger junger Menschen zur Kirche. Diese Verbände sind zahlenmässig und strukturell zentrale Akteure im Bereich der Jugendpastoral», sagt Kosch. 33 Prozent der Mitglieder der katholischen Kirche seien weniger als 30 Jahre alt. «Auch das rechtfertigt eine starke Vertretung der jungen Generation, zumal ihre Partizipation für die Zukunft der Kirche entscheidend ist.»

Gedenkgottesdienst für den getöteten Silvan

Am Dienstag gedenken die Schweizergardisten ihres verstorbenen Kameraden, der in Trun GR bei einem mutmasslichen Schiessunfall ums Leben gekommen ist. Sogar Papst Franziskus beschäftigt die Tragödie von Trun. Der Pontifex sagte am Freitag: «Leider ist er von uns gegangen – ein guter Junge, fröhlich, heiter. Ein Unfall hat ihn uns entrissen. In Stille gedenken wir Silvan und beten für ihn.» Den Bericht über die Abdankung finden Sie hier.

Die Schweizergardisten in Rom trauern um ihren Kameraden.
Die Schweizergardisten in Rom trauern um ihren Kameraden.

«Segen für alle» in Zürich

Drei Seelsorgende  – ein Priester, eine Spitalseelsorgerin und ein City-Seelsorger – spenden am Dienstag in der sogenannten «Mutterkirche» den Segen für alle: in der Pfarrei St. Peter und Paul in Zürich.

"Liebe gewinnt": Der schwule Seelsorger Meinrad Furrer segnete am 10. Mai 2021 alle Liebenden - auch schwule, lesbische und bisexuelle Paare.
"Liebe gewinnt": Der schwule Seelsorger Meinrad Furrer segnete am 10. Mai 2021 alle Liebenden - auch schwule, lesbische und bisexuelle Paare.

«Der 10. Mai ist der Gedenktag des Noah. Er ist in der Bibel der Stammvater aller Geschlechter. Gott sandte ihm den Regenbogen als Zeichen seiner Zuwendung zu allen Menschen», teilen die Seelsorgenden mit. «Im Zeichen des Regenbogens machen wir deutlich, dass viele Menschen in der Kirche die bunte Vielfalt an Lebensentwürfen und Liebesgeschichten als Bereicherung und Segen empfinden.»

Gewinnt die Ukraine den Eurovision Song Contest?

Am Samstag ist das Finale des Eurovision Song Contest. Die Ukraine dürfte den Grand Prix gewinnen. Auf Platz zwei und drei stehen laut Wettbüros Italien und Schweden. Auch der Eurovision Song Contest hat eine spirituelle Dimension, vor allem implizit. 

Doch es gibt auch explizite Stellen, die auf religiöse Motive verweisen. So etwa der finnische Song «The Rasmus» von Jezebel, wo es heisst: «Hands tied, like Jesus on the cross» – «Gefesselte Hände, wie Jesus am Kreuz». Wir veröffentlichen diese Woche ein digitales Programmheft zum Mitfiebern auf kath.ch.

75 Jahre Bruder Klaus

Am 15. Mai 1947 hat Papst Pius XII. Bruder Klaus heiliggesprochen. Das Datum jährt sich dieses Jahr zum 75. Mal. 

Bruder Klaus in Einsiedeln.
Bruder Klaus in Einsiedeln.

Vor 75 Jahren verzichtete Bundesrat Philipp Etter mit Rücksicht auf die Reformierten darauf, der Heiligsprechung in Rom beizuwohnen. Dafür dankte der Präsident des evangelischen Kirchenbundes Alphons Koechlin dem katholischen Bundesrat mit den Worten: «Es kann gar nicht anders sein, als dass das für Sie ein grosses und wohl auch schmerzliches Opfer bedeutet hat und dass Sie es nur gebracht haben im Bewusstsein Ihrer Verantwortung für die Erhaltung des konfessionellen Friedens unter unserm Volk.»

Kurt Koch kommt nach Sachseln

Seitdem hat sich die Schweiz weiterentwickelt. Auch Reformierte können mit Bruder Klaus vermehrt etwas anfangen. Und seit Freitag hat die Schweiz auch eine residierende Botschaft am Heiligen Stuhl in Rom.

Kardinal Kurt Koch und Garde-Kaplan Pater Kolumban Reichlin in Rom.
Kardinal Kurt Koch und Garde-Kaplan Pater Kolumban Reichlin in Rom.

Der ranghöchste Schweizer Katholik reist eigens aus Rom an, um Bruder Klaus zu ehren: Kurienkardinal Kurt Koch steht am Sonntag in Sachseln dem Festgottesdienst vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg war Bruder Klaus eine wichtige Identifikationsfigur für den Wiederaufbau Europas. Kurt Koch, der mit Papst Franziskus versucht hat, den Moskauer Patriarchen Kyrill in einer Video-Konferenz zur Vernunft zu bringen, dürfte am Sonntag wohl auch eine Brücke zum Krieg in der Ukraine schlagen.

Vortrag von Albert Gasser

Bereits am Mittwoch feiert Luzern Bruder Klaus – und zwar mit einem Vortrag des emeritierten Kirchenhistorikers Albert Gasser: «Bruder Klaus – Heiliger mit Bodenhaftung und zuhörender Berater»

Der Kirchenhistoriker Albert Gasser.
Der Kirchenhistoriker Albert Gasser.

Am Sonntag stehen zwei wichtige Abstimmungen an. Zum einen geht es um mehr Geld für Frontex, zum anderen um die Widerspruchslösung bei der Organspende. Wir werden berichten.

Was wird nächste Woche wichtig? Ich freue mich über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Ausschnitt aus «Jezebel» von «The Rasmus», dem finnischen ESC-Beitrag 2022. | © YouTube
9. Mai 2022 | 05:00
Lesezeit: ca. 6 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!