Bischof Joseph Maria Bonnemain
Schweiz

Verhaltenskodex: Churer Bischof äussert Bedauern über Stellungnahme des Priesterkreises

Mitglieder des Churer Priesterkreises weigern sich, den Verhaltenskodex des Bistums zum Umgang mit Macht zu unterzeichnen. Der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, bedauert, dass die Gruppierung den Kodex öffentlich kritisierte, «bevor eine persönliche Begegnung» stattgefunden habe.

Der Churer Priesterkreis, dem rund 40 Priester angehören, hat in einer öffentlichen Stellungnahme den Verhaltenskodex der Diözese Chur kritisiert. Mit dem Kodex will das Bistum spirituellen Missbrauch und sexuelle Gewalt verhindern. Ein Ziel, mit dem sich auch der Priesterkreis identifiziert.

Das Dokument, das für alle Mitarbeitenden im Bistum verbindlich ist, verletze jedoch «mehrfach die Lehre und die Disziplin der katholischen Kirche», heisst es in der Stellungnahme der Gruppierung vom 28. April. Am Freitag wurde der Widerspruch des Priesterkreises publik.

Der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, hat gleichentags darauf reagiert. Er nehme, die Stellungnahme ernst, teilte die Kommunikationsverantwortliche des Bistums Chur, Nicole Büchel, in einer Medienmitteilung mit. «Alles andere würde bedeuten, diese Gruppe von Priestern der Diözese nicht zu respektieren».

Bonnemain bietet «konstruktive Aussprache» an

Bonnemain hatte den Kodex am 5. April unterzeichnet. Einen Tag zuvor war er vom Priesterkreis gebeten worden, diesen nicht zu unterschreiben, wie aus dem Communiqué hervorgeht. Bereits damals habe der Bischof dem Präsidenten des Priesterkreises geschrieben, er wolle «mit ihnen allen für eine konstruktive Aussprache zusammenkommen».

Passagen «im richtigen Zusammenhang» lesen

Einzelne Passagen des Verhaltenskodex müssten «im richtigen Zusammenhang gelesen und gedeutet werden», heisst es in der Mitteilung des Bistums. «Auch hier ist die Gabe der Differenzierung und Unterscheidung ausschlaggebend, was in den Ausführungen der jetzigen Erklärung des Churer Priesterkreises zu wenig Raum findet.»

Bischof Bonnemain sei sich seiner Aufgabe als Diözesanbischof «in Einheit mit dem Papst und dem gesamten Bischofskollegium bewusst». In verschiedenen Interviews habe er klar gesagt, dass er von allen Seelsorgenden erwartet, «dass sie ein Leben im Einklang mit dem Evangelium führen, welches zu einer glaubwürdigen Verkündigung gehört», so die Mitteilung. Der Priesterkreis befürchtet, dass das Bistum Chur mit dem Verhaltenskodex zum «Sonderfall» innerhalb der Weltkirche wird und eine «Doppelmoral» installiert wird.

Klärung in Aussicht gestellt

Bischof Bonnemain bringe sein Bedauern zum Ausdruck und es schmerze, dass der Churer Priesterkreis mit seinen Beanstandungen an die Öffentlichkeit gelangt sei, bevor eine persönliche Begegnung stattgefunden habe. Er wolle sich auf jeden Fall einsetzen, damit diese Klärung stattfinden könne, versichert das Bistum in seiner Mitteilung. (bal)


Bischof Joseph Maria Bonnemain | © Bernard Hallet
29. April 2022 | 18:00
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