Die "Farmacia Vescovile" in Brixen.
Rauchzeichen

Bistum Chur, Ignazio Cassis, Irène Kälin: Was diese Woche wichtig wird

«Unser Bistum ist krank und braucht eine Therapie», sagte Bischof Joseph Bonnemain zu Beginn seiner Amtszeit. Nun nervt ihn der «Churer Priesterkreis». Marian Elegantis Anti-Porno-Predigt an einer Firmung gibt zu reden. Martin Werlen kritisiert Kurienkardinal Kurt Koch: «Die Welt schreit nach einer Ökumene, die anders ist.»

Raphael Rauch

In Brixen steht eine Apotheke mit dem hübschen Namen «Farmacia vescovile». Auch das Bistum Chur sucht nach einer bischöflichen Apotheke, in der es eine Wunderpille gegen die vielen Streitereien, offenen Wunden und Verletzungen gibt.

Wie ein angeschossenes Wildschein?

Seit der «Churer Priesterkreis» am Freitag eine Erklärung veröffentlicht hat, wonach er den neuen Verhaltenskodex nicht unterschreiben könne, geht’s ab im Bistum Chur. Zwar weiss man nicht, wie viele Priester tatsächlich hinter der Erklärung stehen – offiziell bekannt sind nur zwei Priester, genauer gesagt: zwei Gegner Bonnemains. Die Domherren Roland Graf und Franz Imhof haben im November 2020 Bonnemain als Bischof zu verhindern versucht. 

Sie gehören dem "Churer Priesterkreis" an und kritisieren den Verhaltenskodex: die Domherren Roland Graf (l.) und Franz Imhof.
Sie gehören dem "Churer Priesterkreis" an und kritisieren den Verhaltenskodex: die Domherren Roland Graf (l.) und Franz Imhof.

Pfarrer Mario Pinggera vergleicht das Verhalten des «Churer Priesterkreises» mit einem angeschossenen Wildschwein. Pfadi-Mann Thomas Boutellier fühlt sich an «verhaltensauffällige Kinder» erinnert, die «eine besondere Unterstützung beim Lernen» brauchen: «Bischof Joseph Bonnemain und die Landeskirchen sollten die Mitglieder des ‘Churer Priesterkreises’ ein Spezialcoaching anbieten, in dem sie ihr Verhalten reflektieren können.» 

«Churer Priesterkreis» will dem Fernsehen keine Auskunft geben

Die Churer Präventionsbeauftragte Karin Iten erinnert mit einem «Entspannt euch, Churer Priesterkreis!» daran, dass die vom «Churer Priesterkreis» vielbeschworene Sexualmoral nicht in Stein gemeisselt ist.

Monika Rebhan Blättler (rechts) unterschreibt den neuen Verhaltenskodex – zusammen mit Franziska Driessen-Reding (Mitte) und Generalvikar Peter Camenzind. Ganz links: Kanzlerin Donata Bricci.
Monika Rebhan Blättler (rechts) unterschreibt den neuen Verhaltenskodex – zusammen mit Franziska Driessen-Reding (Mitte) und Generalvikar Peter Camenzind. Ganz links: Kanzlerin Donata Bricci.

Der SRF-Sendung «Schweiz aktuell» wollte der «Churer Priesterkreis» nicht Rede und Antwort stehen. Dafür hatte die Zürcher Synodalratspräsidentin am Montagabend einen starken Auftritt: «Wenn die Wissenschaft weiter ist als die Kirche, muss die Kirche dazulernen und Ja sagen für eine gute Zukunft», sagte Franziska Driessen-Reding.

Marian Elegantis Anti-Porno-Predigt

Wie nötig der Verhaltenskodex ist, zeigen auch die peinlichen Predigten des emeritierten Weihbischofs Marian Eleganti, der nach wie vor als Firmspender aktiv ist. So originell es auch sein mag, über gute und schlechte Apps und Downloads zu sprechen: Gibt es an einer Firmung jungen Menschen nicht Wichtigeres mitzuteilen, als dass Pornos «Malware» seien, also eine bösartige, «malicious software»? 

Emeritierter Weihbischof in weiss: Marian Eleganti.
Emeritierter Weihbischof in weiss: Marian Eleganti.

Weihbischof Marian Eleganti kann sich solche Äusserungen freilich leisten. Er hat keine Konsequenzen zu befürchten, solange ihn Pfarrer nach wie vor zu Firmungen einladen. Auf die Frage, ob auch der emeritierte Weihbischof Marian Eleganti den Verhaltenskodex unterschreiben müsse, sagte Bischof Joseph Bonnemain im April: «Es wäre wünschenswert – aber ich habe keine Autorität über Marian Eleganti. Sein Vorgesetzter ist der Papst, nicht ich.»

Zoff in Gebenstorf-Turgi

Am Montag sollte ein Treffen zwischen Daniel Ric und der Landeskirche Aargau stattfinden. Es könnte Daniel Rics letzter Tag als Kirchenpflegepräsident von Gebenstorf-Turgi gewesen sein. Wie unterschiedlich die Positionen in Gebenstorf-Turgi sind, kann man im Pfarreiblatt «Horizonte» nachlesen.

Umstrittener Kirchgemeindepräsident: Daniel Ric.
Umstrittener Kirchgemeindepräsident: Daniel Ric.

Immerhin: Nach dem 10. und 12. April gab es in Gebenstorf-Turgi keinen Polizeieinsatz mehr. Die Kantonspolizei Aargau teilt mit: «Seit den beiden Einsätzen hat sich keine polizeiliche Intervention mehr aufgedrängt. Die Kantonspolizei Aargau nahm damals je einen Strafantrag wegen Hausfriedensbruchs entgegen. Es ist nun Sache der Staatsanwaltschaft, die Rechtmässigkeit des ausgesprochenen Hausverbots zu prüfen.»

Von Dienstag bis Freitag hat der Päpstliche Rat zur Förderung der Einheit der Christen seine Vollversammlung. Für den Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch gab es schon mal erfreulichere Zeiten. Der frühere Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, kritisiert in aller Schärfe die vatikanische Ökumene-Politik:

Martin Werlen: «Die Welt schreit nach einer Ökumene, die anders ist»

Lieber Papst Franziskus!

(…) Der Patriarch treibt den Bischof von Rom seit Jahren vor sich her, er instrumentalisiert das online-Treffen mit dir und Kardinal Kurt Koch für seinen Machtdienst im Kriegsverbrechen. Das alles ist nicht neu. Die Konsequenzen dieses Verhaltens hast du bereits im Jahre 2014 erfahren, als du dich mit allen Vertretern der christlichen Gemeinschaften in Jerusalem in der Grabeskirche zum Gebet getroffen hast. Wegen der Haltung der griechisch-katholischen Kirche zur Annexion der zur Ukraine gehörigen Insel Krim blieb der russisch-orthodoxe Bischof dem Treffen fern. Von solchen Machenschaften distanzierst du dich ansonsten in aller Klarheit. 

Du hast den Krieg gegen die Ukraine deutlich «gewaltsame Aggression gegen die Ukraine» genannt, «sinnloses Massaker», für das es keine Rechtfertigung gibt. Viele nehmen dir übel, dass du den Aggressor nie namentlich genannt hast. Ist das nur Diplomatie oder nicht vor allem ein Kniefall vor dem Patriarchen? Welch starkes Zeichen wäre es gewesen, wenn nicht nur die Kardinäle Konrad Krajewski (Sozialbeauftragter) und Michael Czerny(Entwicklungsbehörde), sondern auch Kurt Koch (Ökumene) in die Ukraine gereist wären? Wenn darauf aus ökumenischen Gründen verzichtet wurde, dann steht unsere Ökumene auf falschem Boden. Mit glaubenden Menschen können wir die Einheit suchen, aber nicht mit Mächtigen, die sich von einem Kriegsverbrecher kaufen lassen.

Die Welt schreit nach einer Ökumene, die anders ist. Die gemeinsame Sorge für den Menschen, der Gott am Herzen liegt, führt auch uns zusammen, nicht aber menschenverachtende Machtspiele.

Quelle: «Gemeinsam Glauben»

Feierlichkeiten in Rom

Am Mittwoch unterzeichnen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und die «Stiftung für die Renovierung der Kaserne der Päpstlichen Schweizergarde im Vatikan» eine Zusammenarbeitsvereinbarung. Die Renovierungsarbeiten, die auch der Bund finanziell unterstützt, verzögern sich. Die Unterzeichnung kann als Auftakt der Feierlichkeiten zur Vereidigung neuer Gardisten am 5. und 6. Mai gesehen werden.

Hier zieht die Schweizer Botschaft am Heiligen Stuhl ein.
Hier zieht die Schweizer Botschaft am Heiligen Stuhl ein.

Am Freitag wird auch das Gebäude vorgestellt, in das die neue Schweizer Botschaft am Heiligen Stuhl einziehen wird: Die gemietete Liegenschaft in der Via Crescenzio 97 befindet sich fünf Minuten vom Annator entfernt.

Spricht Irène Kälin den kirchlichen Reformstau an?

Mit Spannung wird erwartet, was Bundespräsident Ignazio Cassis, Nationalratspräsidentin Irène Kälin und Ständeratspräsidnet Thomas Hefti von der Papst-Audienz berichten werden. Papst-Audienzen haben keine starre Agenda – der Papst und seine Gäste haben Raum für Spontaneität und konkrete Anliegen.

Nationalratspräsidentin Irène Kälin
Nationalratspräsidentin Irène Kälin

Der Ukraine-Krieg wird sicher Thema sein. Vielleicht wird Nationalratspräsidentin Irène Kälin dem Heiligen Vater aber auch mitteilen, dass viele Katholikinnen und Katholiken in der Schweiz unzufrieden sind mit dem römischen Reformstau. Als Partnerin des katholischen Theologen und Publizisten Werner De Schepper weiss Kälin bestens um die Herausforderungen der katholischen Kirche.

Vielleicht wird die Grünen-Politikerin dem Papst auch sagen, dass sie Mühe damit hat, dass die Schweiz und der Heilige Stuhl sich weltweit für Frieden und Menschenrechte einsetzen, der Vatikan es mit den Menschenrechten aber selbst nicht so genau nimmt. Wir werden berichten.

Digitale Glaubenskommunikation

Am Donnerstag hält der Verein Katholisches Medienzentrum seine Generalversammlung ab. Der digitale Raum ist längst zu einem «Locus theologicus» geworden, digitale Glaubenskommunikation wird immer wichtiger und auch zu einem strategischen Ziel des Katholischen Medienzentrums. Was sich alles tut «Von katholischen Influencer:innen bis zum interaktiven Gebetsnetz», darüber wird die Radio- und Fernsehbeauftragte Sibylle Hardegger berichten. 

Sibylle Hardegger ist Radio- und Fernsehbeauftragte des Katholischen Medienzentrums.
Sibylle Hardegger ist Radio- und Fernsehbeauftragte des Katholischen Medienzentrums.

Pandemiebedingt holt die Missionsgesellschaft Bethlehem am Wochenende ihr 100-jähriges Bestehen nach: «1921 wurde unsere Missionsgesellschaft durch ein päpstliches Dekret beglaubigt. Dieses Jubiläum möchten wir gemeinsam mit Gläubigen, Freunden, Unterstützern, Wegbegleitern und der gesamten Öffentlichkeit feiern», teilt Generaloberer Josef Meili mit

Wir suchen Ihr Marienbild!

Am Sonntag hat der Marienmonat Mai begonnen. Darin erinnert auch das «Bild des Tages» auf kath.ch, das zum Beispiel den Bischof von Chur zeigt, wie er mit dem Hammer an die Pilgerpforte des Marienwallfahrtsorts Kevelaer klopft. Gerne veröffentlichen wir Ihr Marienbild, das Sie an redaktion@kath.ch mailen können.

Bischof Joseph Maria Bonnemain eröffnet die Wallfahrtssaison in Kevelaer.
Bischof Joseph Maria Bonnemain eröffnet die Wallfahrtssaison in Kevelaer.

Was wird nächste Woche wichtig? Ich freue mich über Ihren Input an rauchzeichen@kath.ch.

Einen weiterhin guten Start in den Marienmonat Mai

Ihr

Raphael Rauch


Die «Farmacia Vescovile» in Brixen. | © Raphael Rauch
2. Mai 2022 | 20:45
Lesezeit: ca. 5 Min.
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