Abdankung in Trun GR.
Schweiz

Tragödie von Trun: Gardisten erweisen ihrem Kameraden die letzte Ehre

Vor drei Jahren, am «Sacco di Roma», ist Silvan Wolf in Rom als Schweizergardist vereidigt worden. Drei Jahre später trägt ihn Trun zu Grabe. Auch Papst Franziskus trauert um den getöteten Ex-Gardisten.

Eva Meienberg

«Alles hat seine Zeit.» Die Worte aus dem Buch Kohelet am Anfang des Gottesdienstes sind schrecklich und tröstlich zugleich. Diese Tage in Trun sind eine Zeit zum Weinen.

«Silvan lebt im Haus Gottes»

Letzten Sonntag sollte es eine fröhliche Geburtstagsparty werden. Ein Mann (30) zeigt seine Waffe. Plötzlich löst sich ein Schuss – und tötet Silvan Wolf (25). Die Kantonspolizei geht von einem Schiessunfall aus, die Ermittlungen dauern an.

Die Schweizergardisten in Rom trauern um ihren Kameraden.
Die Schweizergardisten in Rom trauern um ihren Kameraden.

Pfarrer Tomasz Piotr Drwal hat Silvan Wolf persönlich gekannt. Er war sein Schüler und Ministrant. «Es bleiben uns nur Erinnerungen und die Gewissheit, dass Silvan im Haus Gottes lebt», sagt der Pfarrer. 

«Das grösste Weihnachtsgeschenk warst du, Mamma»

In seiner Predigt beschreibt der Pfarrer Silvan Wolf als jungen Mann, der für seine Träume kämpfte. Der bereit war für die Abenteuer des Lebens. Ein Mensch mit einem offenen Herzen für seine Mitmenschen. Manchmal, so der Pfarrer, habe er sich gedacht, dieser junge Mann wolle alles sofort. Als hätte er gewusst, dass ihm nur wenig Zeit bleibt.

Abdankung für den erschossenen Schweizergardisten in Trun GR.
Abdankung für den erschossenen Schweizergardisten in Trun GR.

Silvan Wolf habe seine Mutter sehr geliebt, sagt Pfarrer Tomasz Piotr Drwal. Ein Instagram-Post mit einem Bild von sich und seiner Mutter in Rom zeigt die beiden innig umschlungen. Silvan Wolf kommentierte den Post mit den Worten: «Das grösste Weihnachtsgeschenk warst du, Mamma, gewesen. Danke, dass du die Weihnachtszeit mit mir in Rom erlebt hast.» Die Mutter ist untröstlich, ihr Weinen und Schluchzen erfüllt die fassungslose Stille des Friedhofs.

Von Rom nach Bern

Neun uniformierte Schweizergardisten erweisen ihrem ehemaligen Kameraden die letzte Ehre. Im Mittelgang der Kirche stehen sie bereit, um ihn zum Grab zu begleiten. Auch die Kameradinnen und Kameraden des Jugend- und Musikvereins sind da für das letzte Geleit. Die Kirche ist voll. Viele junge Menschen sind unter den Trauergästen.

Der Friedhof in Trun GR.
Der Friedhof in Trun GR.

Vor kurzem kam Silvan Wolf aus Rom zurück. Eben erst habe er seine Wohnung in Bern eingerichtet, erzählt ein Freund und Gardekamerad. In Bern hat Silvan Wolf eine Arbeit bei der Schweizer Nationalbank begonnen. Nach einer Lehre als Detailhändler, dem Militärdienst und der Schweizergarde ein Schritt, auf den er stolz gewesen sei.

Papst Franziskus: «Ein guter Junge, fröhlich, heiter»

Wie schön sei die Zeit gewesen mit Silvan. Die Zeit in der Garde, die Zeit in den Ferien, die Zeit im Ausgang. «Ein Jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit», heisst es im Buch Kohelet. Silvan Wolfs Zeit auf Erden ist für immer vorbei.

Papst Franziskus bei einer Audienz mit den neuen Gardisten am 6. Mai 2022 im Vatikan.
Papst Franziskus bei einer Audienz mit den neuen Gardisten am 6. Mai 2022 im Vatikan.

Die Tragödie von Trun, sie beschäftigt auch die Schweizergardisten in Rom. Nächste Woche feiern die Gardisten einen Gedenkgottesdienst. Papst Franziskus sagt am Freitag: «Leider ist er von uns gegangen – ein guter Junge, fröhlich, heiter. Ein Unfall hat ihn uns entrissen. In Stille gedenken wir Silvan und beten für ihn.»


Abdankung in Trun GR. | © Eva Meienberg
6. Mai 2022 | 18:10
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