Gedanken zur Synodalität - geäussert auf dem RKZ-Fokus in Bern.
Rauchzeichen

Synodaler Prozess, Joseph Ratzinger, Urban Federer: Was diese Woche wichtig wird

Das Bistum Basel lädt zur synodalen Versammlung ein. Das Münchner Missbrauchsgutachten wird veröffentlicht. Der Vaduzer Generalvikar Markus Walser kehrt nach seiner Covid 19-Infektion aus der Reha zurück. Und Abt Urban Federer interviewt in Zürich eine Jodlerin und einen Theatermann.

Raphael Rauch

Manchmal gehen im Nachrichtengeschäft Meldungen unter. Etwa die Nachricht, wonach der Sekretär der römischen Glaubenskongregation aufhört: Giacomo Morandi wird neuer Bischof der Diözese Reggio Emilia. Mit anderen Worten: Karriere nach unten!

Deutschsprachige Bistümer kritisieren Papier

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» mutmasst über den Grund: der Name Morandi werde «mit einem Dokument verbunden (…), das wie kein zweites in jüngster Zeit auch innerkirchlich Widerspruch und Empörung hervorgerufen hat». Gemeint ist das vatikanische Nein zum «Segen für alle» im März 2021. 

Faules Ei aus Rom: Der Jesuit Ladaria ist Präfekt der Glaubenskongregation.
Faules Ei aus Rom: Der Jesuit Ladaria ist Präfekt der Glaubenskongregation.

Der Basler Bischof Felix Gmür hatte das Papier letzten März ebenso kritisiert wie der St. Galler Pastoralamtsleiter Franz Kreissl. Der Churer Bischof Joseph Bonnemain nannte das Schreiben später gar eine «Provokation».

Papier dem Papst vorenthalten?

Bereits im Mai 2021 hatte der Kirchenrechtler Wolfgang Rothe in einem Gastkommentar die Rechtmässigkeit des Vatikan-Papiers relativiert: «Fakt ist jedoch, dass eine ausdrückliche inhaltliche Approbation des Segensverbots durch den Papst fehlt. Die kirchenrechtliche Gültigkeit dieser Entscheidung ist damit zumindest fraglich.»

Giacomo Morandi 2018 im Vatikan
Giacomo Morandi 2018 im Vatikan

Was nun die wahren Gründe für Giacomo Morandis Karriere nach unten sind – wir wissen es nicht. Laut FAZ soll Morandi Papst Franziskus kurz vor dessen wichtigen «Fratelli tutti»-Irak-Reise mit dem Papier überrumpelt haben: «Der italienische Geistliche habe den Papst nur summarisch über das geplante Schreiben in Kenntnis gesetzt, ihm jedoch nicht den vollständigen Text vorgelegt», schreibt das Blatt.

Die Kirche entwickelt sich

Stimmt die FAZ-Lesart, dürfte dies ein Beleg dafür sein, dass sich die Kirche entwickelt – und zwar in die richtige Richtung. Nun liegt es an den Teilnehmenden der synodalen Versammlung im Bistum Basel, ihren Beitrag dafür zu leisten, dass es mit der Entwicklung weitergeht.

Synodaler Prozess: Der Basler Bischof Felix Gmür bei der Eröffnung der Kampagne "Wir sind Ohr".
Synodaler Prozess: Der Basler Bischof Felix Gmür bei der Eröffnung der Kampagne "Wir sind Ohr".

Die Synodalen tagen von Donnerstag bis Samstag. Rund 100 Menschen werden teilnehmen – von Priorin Irene Gassmann vom Kloster Fahr bis zum Gesamtbischofsrat. 

Thürig wirbt um «Atmosphäre des Vertrauens»

Omikronbedingt dürfte es in den nächsten Tagen noch zu einzelnen Absagen kommen. Der Aargauer Kirchenratspräsident Luc Humbel kann nicht nachvollziehen, dass die synodale Versammlung in der aktuellen Pandemie-Situation stattfindet, wie er kath.ch mitteilte.

Irene Gassmann nimmt an der synodalen Versammlung des Bistums Basel teil.
Irene Gassmann nimmt an der synodalen Versammlung des Bistums Basel teil.

Generalvikar Markus Thürig wirbt in einem Brief an die Teilnehmenden um eine «Atmosphäre des Vertrauens». Dazu gehört: «Über den laufenden Prozess in der Versammlung herrscht Stillschweigen, sowohl mündlich wie auch schriftlich.» Bis Samstag, 15 Uhr, sollen die Teilnehmenden sich nicht öffentlich äussern.

Kritik an Rom und Solothurn

Mit Spannung wird erwartet, ob Tacheles gesprochen wird oder nicht. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht beim Zuhören bleibt, sondern möglichst konkrete Schritte formuliert werden, die ebenso konkret nach Rom gemeldet werden wie nach Solothurn.

Katharina Jost schreibt Befürchtungen zum synodalen Prozess auf.
Katharina Jost schreibt Befürchtungen zum synodalen Prozess auf.

Wo, wenn nicht an der synodalen Versammlung, ist der richtige Ort, um Antworten zu liefern und an konkreten Schritten zu arbeiten, die bereits ohne Rom sofort umsetzbar wären? Schliesslich ist der Gesamtbischofsrat anwesend, der laut «GFS-Studie» nicht nur gut wegkommt.

Zukunft wird im Hier und Jetzt gestaltet

In letzter Zeit waren immer wieder pessimistische Stimmen zum synodalen Prozess zu lesen. Ich halte es mit der Westschweizerin Isabelle Vernet: «Wenn wir einander wirklich zuhören und ernst nehmen, ist alles möglich. Das ist doch das Geniale am synodalen Prozess.» Zukunft wird immer im Hier und Jetzt gestaltet. Nur weil die Hoffnungen der Synode 72 von Johannes Paul II. begraben wurden, heisst es noch lange nicht, dass es dieses Mal wieder so enden muss.

Kardinal Joseph Ratzinger (l.) 1992 bei der Präsentation des Weltkatechismus.
Kardinal Joseph Ratzinger (l.) 1992 bei der Präsentation des Weltkatechismus.

An diesem Donnerstag wird auch das Münchner Missbrauchsgutachten vorgestellt. Allein dass es auch um Kardinal Marx geht, einem engen Berater von Papst Franziskus, dürfte für die Weltpresse von Interesse sein. Potenziert wird dieses Interesse durch den Namen Joseph Ratzinger, dem früheren Erzbischof von München und Freising. Heute ist er emeritierter Papst Benedikt XVI. Hat der Papa emeritus Pflichtverletzungen begangen? Wir werden berichten.

Gute Besserung, Markus Walser!

An diesem Donnerstag kehrt der Generalvikar des Erzbistums von Vaduz, Markus Walser, aus der Reha zurück. Einem lokalen Pfarrblatt ist zu entnehmen: «Eine Corona-Infektion hat bei mir zu einer schweren Lungenentzündung geführt. Das erste Mal seit meiner Geburt war ich im Krankenhaus. Die Hausärztin sagt mir, dass nicht viel gefehlt hätte, und ich wäre schon in der Ewigkeit.» Bei vollen Kräften sei er noch nicht, schreibt Markus Walser. «Aber ich bin zuversichtlich, dass es stets mehr wird.» Wir wünschen gute Besserung!

Urban Federer in der Klosterkirche Einsiedeln
Urban Federer in der Klosterkirche Einsiedeln

Am Sonntag lädt Abt Urban Federer ins Zürcher Bernhard-Theater ein. Er wird eine ehemalige Stiftsschülerin aus Einsiedeln interviewen: Nadja Räss, die berühmteste Jodlerin der Schweiz, die einst sogar im Petersdom in Rom gejodelt hat. Und den Bündner Giovanni Netzer, der es nach einem Semester im Churer Priesterseminar nicht mehr ausgehalten hat und stattdessen die Schwabinger Bohème in München kennen lernte.

Sakrales Theater auf dem Julierpass

«Kunst muss offenbaren. Kunst muss immer wahr sein. Das ist meine Meinung. Und dabei stellen wir uns doch die gleichen Fragen wie vor 2000 Jahren», sagte Netzer letztes Jahr. Mit seinem Theater-Projekt «Origen» sorgt der Liturgiker aus Leidenschaft auf dem Julierpass immer wieder für spektakuläre Inszenierungen. Sakrales Theater! 

Jodlerin Nadja Räss
Jodlerin Nadja Räss

Ebenfalls am Sonntag feiert ein grosser Freund der Ökumene Abschied: der reformierte Pfarrer Christoph Knoch (64) wird Ende Februar pensioniert und verlässt die Kirchgemeinde Muri-Gümligen BE.

Gebetswoche für die Einheit der Christen

Der Abschiedsgottesdienst ist bewusst auf den Sonntag der Gebetswoche für die Einheit der Christen gelegt und wird ökumenisch gefeiert: von Korea und Äthiopien über Serbien und Griechenland werden verschiedene Traditionen den Gottesdienst bereichern. Und wer Christoph Knoch kennt, weiss: Das wird am Sonntag kein Abschied von der Ökumene. Schon jetzt freut er sich auf das Jahr 2025. Dann feiern östliche und westliche Kirchen Ostern am gleichen Sonntag.

Pfarrer Christoph Knoch
Pfarrer Christoph Knoch

Sein katholischer Kollege, Pfarrer Nicolas Betticher von Bruder Klaus, kann nicht zum Abschied kommen – er ist mit Familienfeierlichkeiten beschäftigt. Bettichers Mutter feiert an diesem Wochenende ihren 90. Geburtstag. Opernsängerin Nikolina Pinko, ein Gemeindemitglied von Bruder Klaus, wird Bettichers Mutter ein Lied singen, das diese einst als junge Frau gesungen hat. Auch Bettichers 95 Jahre alter Vater wird dabei sein. «Ich möchte meinen Eltern besonders danken, dass sie mir die Freude am Glauben geschenkt haben», sagt der ehemalige Generalvikar des Bistums Lausanne, Genf und Freiburg.

Ferienbedingt erscheint das nächste «Rauchzeichen» am 31. Januar 2022. Einen guten Start in die synodale Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Gedanken zur Synodalität – geäussert auf dem RKZ-Fokus in Bern. | © Vera Rüttimann
17. Januar 2022 | 05:00
Lesezeit: ca. 5 Min.
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