Strafgericht Vaduz
International

Prozess wegen Missbrauch: Priester Thomas Jäger will nicht vor Gericht erscheinen

Der deutsche Priester Thomas Jäger soll 2019 versucht haben, ein Mädchen in Ruggell (FL) zu missbrauchen. Am Donnerstag muss er sich vor dem Fürstlichen Landgericht in Vaduz verantworten. Doch Thomas Jäger will nicht erscheinen – auch schon beim ersten Prozess wegen Besitz von Kinderpornografie liess er sich von seinem Anwalt vertreten.

Jacqueline Straub

Thomas Jäger war von 2012 bis 2019 Pfarrer im liechtensteinischen Ruggell. Der Deutsche wurde von Erzbischof Wolfgang Haas zum Priester geweiht – in seinem Heimatbistum Limburg wurde er abgelehnt, da er noch nicht reif genug sei, für die Priesterweihe und es einige Bedenken gab.

Am 24. Oktober 2019 soll Thomas Jäger ein damals acht-jähriges Mädchen nach dem Ministrantenunterricht, mit dem Vorwand, ihr ein Büchlein schenken zu wollen, ins Pfarrhaus gelockt haben. In seinem «Entspannungsraum» sollte sich das Kind auf ein Massagebett legen. Er soll ihr das T-Shirt hochgezogen und im Brustbereich mit einem Öl massiert haben.

Eltern gingen direkt zur Polizei

Die Eltern des Mädchens erstatteten Anzeige gegen Thomas Jäger und kontaktierten umgehend eine Opferberatungsstelle. Der Priester bestreitet die Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Innenraum der Kirche Ruggell, FL
Innenraum der Kirche Ruggell, FL

Es kam zur Hausdurchsuchung. Allerdings nicht direkt. «Uns wurde mitgeteilt, dass aufgrund der Wahrung des religiösen Friedens die Durchsuchung nicht vor Allerheiligen stattfinden kann», sagte der Vater des Kindes gegenüber kath.ch.

Bei der Hausdurchsuchung fanden IT-Spezialisten auf dem Laptop und dem Handy des Priesters verdächtige Dateien – 196 Hinweise auf Kinderpornografie. Ebenso fanden die Ermittlerinnen und Ermittler «Mein Kampf» von Adolf Hitler und eine Adresse-Liste von Neonazis in Liechtenstein.

Freispruch wegen Besitz von Kinderpornografie

In einem ersten Prozess wurde Thomas Jäger wegen Besitz von Kinderpornografie auf seinem Handy freigesprochen. Er soll mit seinem Handy nach Begriffen wie «nude kids», «nudist mother daughter» oder «teen mushi» gesucht haben. Doch um «den wissentlichen Zugriff auf Kinderpornographie» – so der Straftatbestand – nachzuweisen, hätte man einschlägiges Material auf dem Handy finden müssen. Oder es hätte nachgewiesen werden müssen, dass der Priester nicht nur nach Kinderpornos gesucht hat, sondern diese auch tatsächlich konsumiert hat. Laut dem Fürstlichen Landgericht in Vaduz konnte das nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.

Kirche in Ruggell, FL
Kirche in Ruggell, FL

Am morgigen Donnerstag muss sich Thomas Jäger vor dem Fürstlichen Landgericht in Vaduz wegen versuchtem Kindesmissbrauch verantworten. Thomas Jäger will aber nicht erscheinen, wie der «Sonntagsblick» schreibt. Er sei «nicht ordnungsgemäss vorgeladen». Der Deutsche lebt inzwischen wieder bei seinen Eltern in Hessen und hätte eine Vorladung über die deutschen Behörden erhalten müssen – das war nicht der Fall.

Mädchen muss nicht aussagen

Auf Anfrage des «Sonntagsblick» teilt eine Gerichtssprecherin des Fürstlichen Landgericht mit: «Sie können davon ausgehen, dass die Ladungen durch das Landgericht gesetzmässig erfolgen.»

Der Prozess wird stattfinden – auch, wenn der Priester nicht erscheinen wird. Das Mädchen muss nicht vor Gericht aussagen. Ihr Vater wird aber als Zeuge aussagen, bestätigt er gegenüber kath.ch.


Strafgericht Vaduz | © Christian Merz
13. Dezember 2023 | 17:05
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