Domschatz Chur: Luzius-Schrein
Schweiz

Neue Hoffnung für das Churer Domschatzmuseum

Chur, 15.12.17 (kath.ch) Die Stadt Chur beteiligt sich vielleicht doch noch am geplanten Domschatzmuseum. Das Stadtparlament stimmte am Donnerstag mit 16 zu 4 einem Antrag zu, den Beitrag an das Museum im Budget zu belassen. Gründe waren laut Carla Maissen, Präsidentin des Gemeinderats, unter anderem die Reaktionen aus der Bevölkerung. Das Geschäft geht nun zurück an den Stadtrat.

Am 16. November hatte das Stadtparlament einen Beitrag von 600’000 Franken für einen Baubeitrag an das Churer Domschatzmuseum mit 11 zu 10 Stimmen abgelehnt. Nach diesem äusserst knappen Entscheid habe es viele Reaktionen gegeben, sagt Carla Maissen gegenüber kath.ch. Der Präsident der Kulturkommission habe ebenso Stellung genommen wie der Chef von Chur Tourismus, bei den Gemeinderätinnen und -räten seien Briefe und Mails aus der Bevölkerung eingegangen und in den Zeitungen seien diverse Leserbriefe erschienen. «Vor dem Hintergrund des äusserst knapp ausgefallenen Resultats stellte sich somit die Frage, ob das Parlament den Volkswillen wirklich wiedergebe», erklärte Maissen.

Domschatz Chur: Eucharistiekästchen. aus dem 8. Jh. | zVg

In der Debatte vom November hatte sich ausserdem die Frage gestellt, ob das Parlament über die gesetzliche Grundlage verfüge, einen städtischen Beitrag ans Museum zu sprechen. Diese Bedenken konnten dank eines juristischen Gutachtens an der Sitzung vom Donnerstag ausgeräumt werden. Der formelle Antrag, den Posten im Budget zu belassen, wurde laut einem Bericht der «Südostschweiz» (14. Dezember) von der Sozialdemokratischen Partei (SP) gestellt, welche diesmal geschlossen hinter dem Antrag gestanden sei. Im November hätten zwei SP-Mitglieder noch dagegen gestimmt.

Transparenz bei den Finanzen einfordern

Die Frage der fehlenden finanziellen Transparenz, welche im November ebenfalls ins Feld geführt worden war, wird nun den Stadtrat beschäftigen: Dieser nämlich wird eine neue Botschaft zuhanden des Parlaments verfassen. «Dazu wird er mehr Informationen zur Finanzierung des Projekts einfordern müssen», so Maissen. Der Gemeinderat wird laut Maissen voraussichtlich an seiner ersten Sitzung im Februar 2018 erneut über das Geschäft abstimmen.

Maissen freut sich, dass somit nochmals Hoffnung für das geplante Domschatzmuseum besteht. «Ich bin überzeugt, dass die Öffentlichkeit ein solches Museum besuchen wird. Die Totenbilder sind kulturell wertvoll, ich finde sie persönlich sehr eindrücklich», sagte sie gegenüber kath.ch.

Reliquiare und liturgische Geräte

Der Bau des Domschatzmuseums ist Teil einer umfassenden Restaurierung des Bischöflichen Schlosses, das als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung gilt. Das Projekt sieht eine Unterbringung in dem Schloss vor. Der Churer Domschatz, der in dem Museum ausgestellt werden soll, setzt sich grösstenteils aus Reliquiaren und liturgischen Geräten zusammen.

Todesbild Eines der «Churer Todesbilder» | © zVg

Die international bedeutenden Kunstwerke gehörten ursprünglich zur mittelalterlichen Ausstattung der Churer Kathedrale und der Klosterkirche St. Luzi. «Sie illustrieren eindrücklich eine 1500 Jahre dauernde kirchliche Kulturgeschichte von der Bistumsgründung bis heute», heisst es in der Dokumentation des Bistums. Das Museum soll zudem die «Churer Todesbilder», einen Bilderzyklus nach Motiven von Hans Holbein dem Jüngeren, beherbergen.

7,8 Millionen Franken

Die Kosten für das Domschatzmuseum belaufen sich auf rund 7,8 Millionen Franken. Vorgesehen ist, dass die Kathedralstiftung und die private Stiftung Mensa Episcopalis Curiensis (Mensa Episcopalis heisst bischöfliches Tafelgut, gemeint ist das Vermögen eines Bischofs) 1,5 Millionen Franken an Eigenmitteln beisteuern. Die Beiträge von Bund und Kanton betragen 150’000 Franken, wie aus der Dokumentation des Bistums hervorgeht, die der Stadtrat dem Gemeinderat zusammen mit seiner Botschaft unterbreitete. Spenden in der Höhe von rund 6,2 Millionen Franken sollten die Finanzierung sicherstellen.

Nach dem ersten Entscheid des Churer Stadtparlaments hatte das Bistum Chur hat den Bau des Museums sistiert, ebenso das damit verbundene Fundraisingprojekt. Ob die Vorbereitungen nach dem jüngsten Entscheid vom 14. Dezember nun wiederaufgenommen werden, oder ob das Bistum bis zum definitiven Beschluss des Parlaments wartet, war am Freitag nicht in Erfahrung zu bringen. Die Synode der katholischen Kirche im Kanton Zürich hatte letzte Woche trotz der Sistierung einen Betrag von 150’000 Franken für die Sanierung der Bilder ins Budget 2018 aufgenommen. Die Nidwaldner Kantonalkirche hatte einen Antrag auf Mitfinanzierung der Bilder wegen der Sistierung des Projekts gestrichen.  (sys)


Domschatz Chur: Luzius-Schrein | zVg
15. Dezember 2017 | 16:30
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