Restaurierung bischöfliches Schloss Chur
Schweiz

Gegner des Churer Domschatzmuseums kritisierten fehlende Finanz-Transparenz

Chur, 23.11.17 (kath.ch) Vergangene Woche lehnte das Churer Stadtparlament einen Beitrag von 600’000 Franken an das geplante bischöfliche Domschatzmuseum ab. Einer der Gründe für das Nein war die «fehlende finanzielle Transparenz», sagte Carla Maissen, Präsidentin des Gemeinderates, auf Anfrage. Der Gemeinderat könne an seiner Budgetsitzung vom 14. Dezember auf seinen Entscheid zurückkommen. Ob er das tut, ist laut Maissen aber schwierig abzuschätzen.

Barbara Ludwig

Der Entscheid fiel mit 11 zu 10 Stimmen knapp. Und nicht immer entlang der Parteigrenzen, wie Maissen sagte. Im Ja-Lager waren die beiden Vertreter der CVP, darunter sie selber, und die drei Vertreter der Grünen, Grünliberalen und der Freien Liste Verda. Die Parteien FDP und BDP waren sich einig in der Ablehnung, während die SP und die SVP gespalten waren. Die SP stand mehrheitlich hinter dem Projekt, die SVP votierte in ihrer Mehrheit dagegen.

Braucht das Bistum tatsächlich mehr Geld?

Die Vertreter der FDP sagten zum einen, es fehle die gesetzliche Grundlage für einen städtischen Beitrag ans Museum. Ein Argument, das laut Maissen nicht stichhaltig ist. Die Verfassung der Stadt erlaube sehr wohl, solche Beiträge zu gewähren, sagte die Gemeindepräsidentin gegenüber kath.ch.

Zum anderen hätten sie moniert, es gebe «keinen Businessplan», so Maissen. Sie hätten kritisiert, dass die vorhandenen Finanzen der Projektträger zu wenig detailliert ausgewiesen würden. Von Seiten der FDP habe es auch geheissen, das Bistum habe «genug Geld». Auch Gegner aus anderen Parteien hätten die «fehlende finanzielle Transparenz» bemängelt. «Der Bedarf an zusätzlichen Finanzen ist aus der Sicht der Kritiker zu wenig genau dargelegt worden», sagte Maissen.

Domschatz Chur: Reliquienbüste des heiligen Luzius | © zVg

Die Kosten für das Domschatzmuseum belaufen sich auf rund 7,8 Millionen Franken. Vorgesehen ist, dass die Kathedralstiftung und die private Stiftung Mensa Episcopalis Curiensis (Mensa Episcopalis heisst bischöfliches Tafelgut, gemeint ist das Vermögen eines Bischofs) 1,5 Millionen Franken an Eigenmitteln beisteuern. Die Beiträge von Bund und Kanton betragen 150’000 Franken, wie aus der Dokumentation des Bistums hervorgeht, die der Stadtrat dem Gemeinderat zusammen mit seiner Botschaft unterbreitete. Spenden in der Höhe von 6’178’000 sollten die Finanzierung sicherstellen.

Bistum nimmt keine Stellung

Das Bistum Chur hat den Bau des Museums nach dem Entscheid des Gemeinderates sistiert, ebenso das damit verbundene Fundraisingprojekt, wie es am Dienstag mitteilte. Der Entscheid stelle die «Glaubwürdigkeit» des Projekts in Frage, «insbesondere gegenüber anderen Personen und Institutionen, die im Zuge des Fundraisings angesprochen wurden».

Zum Vorwurf der mangelnden finanziellen Transparenz will das Bistum auf Anfrage von kath.ch nicht Stellung nehmen.

Parlament kann Entscheid noch umstossen

Das Churer Stadtparlament hat am 16. November den einmaligen Beitrag von 600’000 Franken an die Errichtung des Domschatzmuseums zwar abgelehnt, aber einen jährlich wiederkehrenden Beitrag von 10’000 Franken an den Betrieb der Kulturinstitution bewilligt. Es sei möglich, dass es an seiner Budgetsitzung vom 14. Dezember auf den Entscheid zurückkomme, sagte Carla Maissen, zumal der Unterstützungsbeitrag von 600’000 Franken bereits ins Budget 2018 aufgenommen worden sei.

Ob das tatsächlich passiert, sei aber schwierig einzuschätzen. «Das hängt auch von der Stimmung der Churer Bevölkerung ab», so die Gemeinderatspräsidentin. Leserbriefe in den Zeitungen könnten zum Beispiel aufzeigen, «dass man am Volk vorbei politisiert hat».

Domschatz illustriert 1500-jährige Kulturgeschichte

Domschatz Chur: Luzius-Schrein | © zVg

Der Bau des Domschatzmuseums ist Teil einer umfassenden Restaurierung des Bischöflichen Schlosses, das als Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung gilt. Das Projekt sieht eine Unterbringung in dem Schloss vor. Der Churer Domschatz, der in dem Museum ausgestellt werden soll, setzt sich grösstenteils aus Reliquiaren und liturgischen Geräten zusammen.

Die international bedeutenden Kunstwerke gehörten ursprünglich zur mittelalterlichen Ausstattung der Churer Kathedrale und der Klosterkirche St. Luzi. «Sie illustrieren eindrücklich eine 1500 Jahre dauernde kirchliche Kulturgeschichte von der Bistumsgründung bis heute», heisst es in der Dokumentation des Bistums. Das Museum soll zudem die «Churer Todesbilder», einen Bilderzyklus nach Motiven von Hans Holbein dem Jüngeren, beherbergen.

Restaurierung bischöfliches Schloss Chur | © Georges Scherrer
24. November 2017 | 11:32
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