Mauro-Giuseppe Lepori
Schweiz

Mauro Giuseppe Lepori könnte Nachfolger von Bischof Valerio Lazzeri werden

Ist Bischof Felix Gmür zurzeit in Rom, um den Übergang im Bistum Lugano zu managen? Noch ist der Rücktritt von Bischof Valerio Lazzeri nicht bestätigt. Doch die Tessiner Medien spekulieren bereits über Gründe («Überforderung»). Und über einen möglichen Nachfolger: den Generalabt der Zisterzienser, Mauro Giuseppe Lepori.

Raphael Rauch

Für den «L’Osservatore» steht fest: Am kommenden Montag bestätigt der Vatikan, Papst Franziskus habe den Rücktritt von Valerio Lazzeri angenommen. Ebenfalls am Montag solle es eine Medienkonferenz geben, in der Valerio Lazzeri über die Gründe seines Rücktritts berichten werde. 

Zieht sich Valerio Lazzeri in eine Ordensgemeinschaft zurück?

Beides ist bislang unbestätigt. Die Tatsache, dass Bistumssprecher Luca Montagner die Rücktrittsgerüchte jedoch nicht dementiert, gilt im Tessin als «stillschweigende Bestätigung», wie ein Priester kath.ch mitteilt.

Bischof Valerio Lazzeri
Bischof Valerio Lazzeri

Das Portal «L’Osservatore» mutmasst, Valerio Lazzeri könnte sich in eine Ordensgemeinschaft zurückziehen.

Vom Amt zunehmend überfordert

Das Portal «Naufraghi» spekuliert über mögliche Gründe des Rücktritts. So sei Bischof Valerio Lazzeri mit seinem Amt zunehmend überfordert gewesen. «Monsignore Lazzeri wird wahrscheinlich als Bischof der Corona-Pandemie und des ‘Giornale del Popolo’ in die Geschichte eingehen», schreibt das Portal. 

Pier Giacomo Grampa ist emeritierter Bischof von Lugano.
Pier Giacomo Grampa ist emeritierter Bischof von Lugano.

In Lazzeris Amtszeit musste die katholische Zeitung «Giornale del Popolo» aus finanziellen Gründen eingestellt werden. Das hat dem Bischof von Lugano innerkirchlich viel Kritik eingebracht hat. Sein Vorgänger, Pier Giacomo Grampa, sagte 2021 zu kath.ch: «Ich hätte dies nie getan.»

Bischof Valerio Lazzeri fehlte 2021 beim Ad-limina-Besuch der Schweizer Bischöfe.
Bischof Valerio Lazzeri fehlte 2021 beim Ad-limina-Besuch der Schweizer Bischöfe.

Ein weiterer Grund für den Rücktritt könnten gesundheitliche Probleme sein. 2021 fehlte Valerio Lazzeri als einziger Bischof beim Ad-limina-Besuch der Schweizer Bischöfe in Rom – wegen der Folgen einer Knöchelverletzung. Die Vollversammlung der Schweizer Bischofskonferenz fand kürzlich, im September, ohne den Bischof von Lugano statt: Valerio Lazzeri war positiv auf Covid-19 getestet worden.  

Vergewaltigung, Missbrauch, Sex-Affären

Der «Naufraghi»-Artikel spricht auch von «einigen Managementproblemen» im Bistum Lugano. «Die nachdenkliche Natur von Bischof Lazzeri» neige eher zu theologischen Studien als zu Personal- oder Finanzmanagement.

Südliches Flair am Seeufer von Lugano
Südliches Flair am Seeufer von Lugano

Ohne explizit zu werden, deutet der Artikel mehrere Personal-Probleme an. Vergewaltigung, Missbrauch, Sex-Affären: Das Bistum Lugano sorgte in den letzten Jahren immer wieder für Negativ-Schlagzeilen. 

Ermittlungen gegen Ex-Generalvikar

Etwa mit einem Priester, der in Rimini sein 18 Jahre altes Firmpatenkind vergewaltigte, das sich daraufhin das Leben nahm. Oder über die verbotene Liebe eines Priesters zu einem jungen Neapolitaner, bei dem auch viel Geld im Spiel war. Um seinen jungen Lover bei Laune zu halten, klaute der Priester sogar Geld bei seinen eigenen Eltern

Zu reden gab auch ein Priester, der bei einem Disco-Besuch Frauen begrapscht haben soll. An einem anderen Wochenende sass er in Italien betrunken am Steuer.

Azzolino Chiappini
Azzolino Chiappini

Ungeklärt sind nach wie vor die Umstände, wie es zum fragwürdigen Nähe-Distanz-Problem beim ehemaligen Generalvikar Azzolino Chiappini kam. Er lebte mit einer finnischen Frau zusammen, später standen verschiedene Vorwürfe im Raum. In allen Affären fiel Valerio Lazzeri weder als Aufklärer noch als souveräner Kommunikator auf.

Zisterzienser oder Opus Dei: Wer stellt die Nachfolge?

Wie auch andere Medien geht «Naufraghi» davon aus, dass der Weihbischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Alain de Raemy, für ein paar Monate als Administrator eingesetzt wird. Als ehemaliger Kaplan der Schweizergarde lebte de Raemy sieben Jahre in Rom und beherrscht somit die italienische Sprache.

Arturo Cattaneo gehört dem Opus Dei an.
Arturo Cattaneo gehört dem Opus Dei an.

Was mögliche Nachfolger betrifft, nennt «Naufraghi» zwei Namen: Arturo Cattaneo und Mauro Giuseppe Lepori. Arturo Cattaneo (74) gehört dem Opus Dei an, Mauro Giuseppe Lepori (63) ist Generalabt des Zisterzienserordens in Rom. 

Lepori war bereits als Bischof von Chur im Gespräch

Vor allem Lepori dürfte gute Chancen haben: Er war bereits im Gespräch als Bischof von Chur. Allerdings machte 2021 der Opus-Dei-Priester Joseph Bonnemain in Chur das Rennen.

Mauro Lepori, Generalabt der Zisterzienser
Mauro Lepori, Generalabt der Zisterzienser

Mit 74 Jahren wäre Arturo Cattaneo allenfalls ein Übergangsbischof. Der Kirchenrechtler lehrte unter anderem in Lugano, an der Opus-Dei-Universität «Santa Croce» in Rom und in Venedig. Ob die Schweiz zwei Opus-Dei-Bischöfe verkraftet, gilt als fraglich.

Kardinal Oscar Cantoni ist Bischof von Como.
Kardinal Oscar Cantoni ist Bischof von Como.

Seit Freitag ist klar: Bei der Nachfolge dürfte der Bischof des Nachbarbistums Como ein Wörtchen mitzureden haben. Denn Papst Franziskus ernannte den frisch gekürten Kardinal Oscar Cantoni (72) zum Neumitglied in der Bischofsbehörde.

Bischof Felix Gmür weilt in Rom

Der Bischof von Basel, Felix Gmür, ist Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Er weilt nach Informationen von kath.ch zurzeit in Rom. Ob der angeblich bevorstehende Rücktritt von Valerio Lazzeri der Grund für seine Rom-Reise ist, war nicht zu erfahren: Die Bischofskonferenz liess sämtliche Medienanfragen unbeantwortet.


Mauro-Giuseppe Lepori | © Pierre Pistoletti
8. Oktober 2022 | 05:22
Lesezeit: ca. 3 Min.
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