Gebet auf dem Petersplatz am Abend vor der Beginn der Bischofssynode.
Vatikan

Terroranschläge werfen Schatten auf Heiliges Jahr in Rom

Rom, 19.11.15 (kath.ch) Die Terroranschläge von Paris werfen ihre Schatten auch auf das bevorstehende Heilige Jahr in Rom. Waren die Sicherheitsvorkehrungen bereits in den vergangenen Monaten rund um den Vatikan verstärkt worden, so haben die Präsenz von Polizei und Carabinieri sowie Kontrollen seit dem Wochenende nochmals zugenommen. Die Vorbereitungen zum Heiligen Jahr, daas am 8. Dezember offiziell beginnt, gehen aber unvermindert weiter.

Johannes Schidelko

Von einer Verschiebung des Jubiläumsjahres war zwischendurch sogar die Rede. Für die Sicherheit der Pilger würde das freilich nichts bringen, gab sich Roms zuständiger Stadt-Präfekt Franco Gabrielli jetzt gegenüber Journalisten überzeugt. «Terroristen handeln nicht nach einem festen Kalender. Sie schlagen zu, wenn sie fertig sind». Mit Blick auf das Heilige Jahr haben die staatlichen Behörden für Rom jetzt strenge Sicherheitsmassnahmen verordnet. 700 zusätzliche Militärangehörige sollen ihre 1300 Kollegen beim Objektschutz unterstützen.

«Besonders sensible» Orte

94 Punkte der Stadt wurden als «besonders sensibel» eingestuft, angefangen von der Wohnung des Papstes im Gästehaus Santa Marta, aber auch 39 diplomatische Vertretungen, die Einwanderungsbehörde, Fluggesellschaften von USA und Israel und neun internationale Schulen, darunter die jüdische und die saudische. Dazu zählen aber auch symbolische Orte wie das Kolosseum, die Spanische Treppe, die Synagoge, Bahnhöfe, Metro-Stationen und natürlich die Flughäfen. Über der Stadt soll ein Flugverbot gelten, besondere Gefahren sehe man durch Drohnen, berichten Medien. Zudem wurde eine einheitliche Notrufnummer (112) geschaltet, in der Polizei, Carabinieri, Feuerwehr und ärztlicher Notdienst zusammenlaufen.

Hotels erhalten Absagen

Dagegen berichten römische Hoteliers von fünf bis sechs Prozent Stornierungen. Ohnehin leidet deren Geschäft seit einige Jahren unter dem wachsenden Boom von «Bed and Breakfast»-Angeboten und Ferienwohnung, die teilweise am Fiskus vorbeilaufen und durch die der Stadt Einnahmen von 40 Millionen Euro entgingen. Und gerade diese Angebote profitieren besonders vom kontinuierlichen Besucheranstieg in Rom, der sich laut «La Repubblica» (Ausgabe vom 18. November) von 7,5 Millionen im Jahr 2001 auf 13,4 Millionen in 2014 erhöht hat.

Währenddessen setzt der Vatikan seine Planungen für das geistliche Jubiläumsjahr der Barmherzigkeit unverändert fort. «Unsere Vorbereitungen gehen wie geplant weiter», sagte ein Sprecher des zuständigen Rats für die Neuevangelisierung gegenüber dem Nachrichtenbüro CIC. Die Anmeldungen insbesondere für die Grossveranstaltungen, die freilich erst vor wenigen Tagen freigeschaltet wurden, verzeichneten einen hohen Zufluss.

Auch der liturgische Countdown für das Jubiläum der Barmherzigkeit hat begonnen. Am Dienstag, 17. Novmeber, erfolgte die «Recognitio» der Heilige Pforte im Petersdom. Die nach dem letzten Anno Santo am 6. Januar 2001 hinter dem Bronzeportal hochgezogene Mauer wurde eingerissen. (cic)

Heilige Pforte im Petersdom für Jubiläumsjahr vorbereitet

Dossier zum Heiligen Jahr

Gebet auf dem Petersplatz am Abend vor der Beginn der Bischofssynode. | © 2015 Andrea Krogmann
19. November 2015 | 10:15
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Roms Stadtverwaltung wehrt sich

Die römische Stadtverwaltung hat eine neue Antwort auf die Vorhaltungen gefunden, sie habe zu spät mit den Vorbereitungen für das Jubiläumsjahr begonnen und die Arbeiten könnten bis zum 8. Dezember nicht abgeschlossen sein. Da die grossen Heilig-Jahr-Veranstaltungen erst im Februar beginnen würden, sei es vollkommen ausreichend, wenn die Infrastruktur dann stehe, argumentiert man. Und das gibt der Stadt noch zwei Monate Luft, die Anlage der Pilgerwege und die erforderlichen Empfangsmassnahmen für die Besucher aus aller Welt herzurichten. Eine Problemlösung «all’italiana».

Zum Heiligen Jahr der Barmherzigkeit werden nach jüngsten Schätzungen des Sozialforschungs-Instituts Censis 33 Millionen Besucher in der Ewigen Stadt erwartet. (cic)