Der Theologe Gregor Maria Hoff am 13. März 2019 in Lingen.
Zitat

Österreichischer Theologe: Benedikt XVI. erweist sich als Verschleierungskünstler

«Es mag sein, dass Joseph Ratzinger/Bene­dikt XVI. nicht absichtlich gelogen hat, wie er in seiner nachgereichten Stellungnahme beteuert. Aber das nachträgliche Eingeständnis, halbherzig genug, weil es am Ende in der Sitzung doch nicht um Entscheidendes gegangen sei, wiegt nur umso schwerer. Denn man muss sich fragen, wieso er vorab so sicher sein konnte, keinen Fehler gemacht zu haben. Das Überschreiben von Erinnerungen ist ein psychologisch bekanntes Phänomen. Es funktio­niert in diesem Fall, weil die katholische Kirche ihr Bleiben in der Wahrheit immer schon voraussetzt. Notfalls wird passend gemacht, was nicht passt. Seien es abweichende Theologen, seien es Fakten.

(…)

Benedikt XVI. hat als Papst versucht, Licht ins Dunkel des katholi­schen Missbrauchskomplexes zu bringen. Seine Kirche vom Täterschutz auf die Perspektive der Betroffenen umzustellen. Ausgerechnet er erweist sich als Verschleierungskünstler. Wer kann dieser Kirche noch glauben, wenn Päpste und die, die sie zu Päpsten wählen, ihre persönliche Glaubwürdigkeit verspielen?»

Das schrieb Gregor Maria Hoff in einem Gastkommentar der österreichischen Wochenzeitung «Furche». Er ist Professor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der Universität Salzburg. (jas)


Der Theologe Gregor Maria Hoff am 13. März 2019 in Lingen. | © KNA
28. Januar 2022 | 11:25
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