Sol (Naíma Sentíes) weiss, dass dies der letzte Geburtstagskuchen für ihren Papa ist.
Filmtipp

Ode an das Leben – und den Tod: «Tótem»

Sol ist sieben und ihr geliebter Vater liegt im Sterben. Die Grossfamilie organisiert eine letzte Geburtstagsparty für ihn – und für sich. Lila Avilés Familiendrama verbindet den bitteren Schmerz des Abschiednehmens mit der tröstlichen Kraft der Liebe.

Natalie Fritz

Sols Vater Tona ist todkrank. Und obwohl sich die Siebenjährige aus ganzem Herzen wünscht, er möge gesund werden, glaubt sie wohl selbst nicht daran. Immer wieder verliert sich ihr Blick oder sie verkriecht sich in einem Winkel des grossväterlichen Hauses, um dem Trubel zu entgehen. Denn hier wird heute Abend gefeiert: die Schwestern von Sols Papa organisieren für ihn die wohl letzte Geburtstagsparty.

Sol (Naíma Sentíes) möchte endlich ihren Papa sehen, doch der ist noch zu schwach.
Sol (Naíma Sentíes) möchte endlich ihren Papa sehen, doch der ist noch zu schwach.

Wobei das Fest den Erwachsenen vor allem dazu dient, sich nicht mit dem nahenden Tod des geliebten Tona auseinandersetzen zu müssen. Dieser wiederum versucht, alle noch verbliebenen Kräfte für diesen Abend zu mobilisieren. Er möchte Familie und Freunde nicht enttäuschen.

Abschiednehmen ist unendlich individuell

Lila Avilés hat dieses Familiendrama über das Abschiednehmen als ein unkonventionelles Kammerspiel inszeniert. Die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern offenbaren sich in ihren Handlungen und im Umgang mit der Krankheit. Während die eine Schwester den Schmerz mit Alkohol und Hyperaktivität betäubt, treibt die andere böse Geister aus. Der Vater hegt einen Bonsai.

Nuri (Montserrat Marañon) ist buchstäblich am Boden: sie verkraftet das Abschiednehmen nur mit viel Alkohol.
Nuri (Montserrat Marañon) ist buchstäblich am Boden: sie verkraftet das Abschiednehmen nur mit viel Alkohol.

Alles dreht sich um den sterbenden Tona, der sich als «grosser Abwesender» in seinem abgeschlossenen Zimmer vorbereitet. Er ist die Person, die die Familie zusammenhält, das titelgebende Totem dieser Gemeinschaft. An seiner Party verbinden sich Liebe, Angst und Hoffnung. Avilés fängt den schmerzhaften Prozess des Abschiednehmens in poetischen Bildern ein und verleiht so der bisweilen quälenden Natur der Dinge eine beinahe magische Qualität.

«Tótem» hat an der diesjährigen Berlinale im Internationalen Wettbewerb den Preis der Ökumenischen Jury gewonnen, https://www.inter-film.org/de/festivals/berlinale-internationale-filmfestspiele-berlin/73-internationale-filmfestspiele-berlin

«Tótem» Mexico 2023; Regie: Lila Avilés; ProtagonistInnen: Naíma Sentíes, Mateo Garcia Elizondo, Monserrat Marañon; Verleih: Trigon; Webseite: https://trigon-film.org ; Filmseite: https://trigon-film.org/de/filme/totem/

Ab 7. Dezember 2023 im Kino

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Sol (Naíma Sentíes) weiss, dass dies der letzte Geburtstagskuchen für ihren Papa ist. | © trigon-film.org
7. Dezember 2023 | 06:15
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