Der kleine Abolfazl Hosseini ist alleine bei den Grosseltern im Iran. Er wurde auf der Flucht entdeckt.
Filmtipp

Über allem schwebt die Hoffnung: «Prisoners of Fate»

Afghanische und iranische Flüchtlinge erzählen in einem Asylzentrum von ihrem Alltag in der Schweiz. Der Regisseur Mehdi Sahebi flüchtete selbst als 20-Jähriger aus dem Iran in die Schweiz. Dadurch ist eine ganz besondere Nähe zu seinen Protagonistinnen und Protagonisten entstanden, die auch in uns Verständnis und Empathie weckt.

Sarah Stutte

Eine afghanische Mutter telefoniert mit ihrem kleinen Sohn. Dieser fragt, wann sie ihn endlich hole. «Ich warte schon so lange», sagt er. Die Mutter weint. Auf der dramatischen Flucht aus dem Iran wurde der damals Sechsjährige entdeckt und musste zurückbleiben. Die Eltern haben es mit ihrer kleinen Tochter in die Schweiz geschafft und hier Asyl beantragt. Seitdem kämpfen sie um einen Familiennachzug.

Der 16-jährige Omid (Mitte) rezitiert Gedichte, besucht die Pfadi und vermisst seine Eltern im Iran.
Der 16-jährige Omid (Mitte) rezitiert Gedichte, besucht die Pfadi und vermisst seine Eltern im Iran.

Kriegsveteran glaubt an das Schicksal

Im selben Asylzentrum ist auch Mahmad untergebracht, der seine Tränen irgendwann auch nicht mehr zurückhalten kann. Er ist ein iranischer Kriegsveteran, den seine traumatische Vergangenheit nicht loslässt. «Ich kann nicht vergessen. Der Krieg hat sich tief in meinen Kopf eingegraben. Er frisst mich lebendig auf», erzählt er seinem Freund. Trotzdem ist er davon überzeugt, dass jeder Mensch alles erreichen kann, was er will. Wenn das Schicksal es so vorherbestimmt hat.

Den iranischen Kriegsveteran Mahmad lassen seine traumatischen Erlebnisse nicht los.
Den iranischen Kriegsveteran Mahmad lassen seine traumatischen Erlebnisse nicht los.

Kein Jahr in Frieden gelebt

Der Schweizer Regisseur Mehdi Sahebi begleitete für seinen Film mehrere iranische und afghanische Flüchtlinge über Jahre. Dadurch ist eine ganz besondere Nähe zu seinen Protagonistinnen und Protagonisten entstanden. Sahebi flüchtete selbst 1983 aus dem Iran in die Schweiz und kann deshalb deren innerliche Zerrissenheit nachvollziehen. Eine ältere afghanische Frau sagt im Film: «Ich habe nicht ein einziges Jahr meines Lebens in Frieden gelebt». Das stimmt nachdenklich über unsere Privilegien und weckt Mitgefühl für Menschen, die entwurzelt wurden und doch immer die Hoffnung auf ein besseres Leben mit sich tragen.

«Prisoners of Fate» Schweiz 2023; Regie: Mehdi Sahebi; ProtagonistInnen: Mojtaba Seyedi, Omid Jafari, Sanam Hosseini; Verleih: Cineworx; Homepage: www.cineworx.ch; Filmseite: https://www.prisoners-of-fate.com/

Ab 14. März im Kino

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Der kleine Abolfazl Hosseini ist alleine bei den Grosseltern im Iran. Er wurde auf der Flucht entdeckt. | © cineworx
14. März 2024 | 06:00
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