Monika Schmid während ihres Abschiedsgottesdienstes.
Rauchzeichen

Monika Schmid, Charles Martig, Ivan Šarić: Was diese Woche wichtig wird

Monika Schmids Abschiedsgottesdienst hat heute ein Nachspiel: Bischof Joseph Bonnemain teilt das Ergebnis der kanonischen Voruntersuchung mit. Die Sprecherin des Bistums Chur, Nicole Büchel, verteidigt Bonnemains Lourdes-Reise. Das Katholische Medienzentrum informiert über die Zukunft von kath.ch. Es gibt Priesterweihen in Chur und St. Gallen. Und den Herbert-Haag-Preis in Luzern.

Raphael Rauch

Am heutigen Montag trifft Bischof Joseph Bonnemain die Seelsorgenden, die im August 2022 beim Abschiedsgottesdienst von Monika Schmid um den Altar standen. Konkret geht es um – in alphabetischer Reihenfolge – den Diakon Stefan Arnold, die Theologin Marion Grabenweger, den Priester Felix Hunger, den Kapuziner-Pater Josef Regli und die Theologin Monika Schmid. 

Eine kanonische Voruntersuchung ist noch nicht das Strafverfahren

Erwartet wird, dass Bonnemain die Betroffenen darüber informiert, was der Offizial in seiner kanonischen Voruntersuchung festgestellt hat und zu welchem Schluss der Bischof als oberster Richter der Diözese gekommen ist. 

Bischof Joseph Maria Bonnemain.
Bischof Joseph Maria Bonnemain.

Erinnern wir uns an die Analyse von Felix Neumann: «Die kanonische Voruntersuchung ist noch nicht das Strafverfahren selbst. Sie ist vergleichbar mit dem Vorverfahren aus dem staatlichen Strafrecht, in dem Polizei und Staatsanwaltschaft erste Beweise erheben und die Staatsanwaltschaft entscheidet, ob sie das Verfahren einstellt oder Anklage erhebt.»

Der Bischof hat drei Optionen

Doch anders als in einem weltlichen Verfahren haben bei einer kanonischen Voruntersuchung die Beschuldigten keine Rechte – mit Ausnahme des Schutzes des guten Rufs. Immerhin: Es gilt die Unschuldsvermutung.

Eine Bohnenstange als Hirtenstab: Monika Schmid bei ihrem Abschiedsgottesdienst.
Eine Bohnenstange als Hirtenstab: Monika Schmid bei ihrem Abschiedsgottesdienst.

Vereinfacht gesagt gibt es drei Varianten. Entweder kommt Bischof Joseph Bonnemain zu dem Schluss, dass beim Gottesdienst eine Simulation stattfand. Dann wandert das Dossier automatisch nach Rom. 

Der Vorwurf des «liturgischen Missbrauchs» (sic!) war unbegründet

Die zweite Variante lautet, dass Bonnemain nach Abschluss der Voruntersuchung ein Gerichtsverfahren einleitet. Dies wäre kein Schuldspruch, sondern eine Verlängerung der Voruntersuchung mit anderen Mitteln: «Erst in einem solchen Strafverfahren kommt es zu einer Würdigung der zusammengetragenen Beweise; ein Anwalt der Beschuldigten kann ebenso tätig werden wie der Kirchenanwalt als Vertreter der Anklage tätig wird», meint hierzu der Kirchenrechtler Heribert Hallermann. 

Ein Kapuziner war Hauptzelebrant.
Ein Kapuziner war Hauptzelebrant.

Die dritte und beste Variante wäre, wenn Bonnemain einräumen würde, dass in Effretikon nicht alles brav nach Messbuch lief, aber sein Vorwurf des «liturgischen Missbrauchs» (sic!) unbegründet war. Schliesslich stand ein Priester der Eucharistiefeier vor, ein weiterer Priester konzelebrierte. Ein weiteres Argument, will man sich wirklich auf dieses Niveau einlassen: Monika Schmid trug gar kein liturgisches Gewand – hat also gar nicht den Anschein gemacht, wie ein Priester auftreten zu wollen. 

Coira locuta – causa finita!

Der Gottesdienst war als Abschiedsgottesdienst angekündigt – von daher wäre der Bischof klug beraten, das leidige Politikum ad acta zu legen: Coira locuta – causa finita! Den Segen des Papstes hätte er dazu: Franziskus hätte grosses Verständnis dafür, wenn Bonnemain nicht als «Richter Gnadenlos», sondern als pastoral klug handelnder Hirten agierte. Avanti!

Hugo Stamm kritisiert Lourdes

Der nicht unumstrittene Religionsblogger Hugo Stamm – als ich noch bei Radio SRF2 Kultur arbeitete, hiess es, er habe Senderverbot – macht Stimmung gegen Lourdes. «Der Vatikan hütet sich davor, die angeblichen Wunderheilungen von Lourdes als Aberglauben zu bezeichnen. Er braucht den Pilgerort als PR-Instrument mehr denn je», kritisiert er in seinem «Sektenblog» – und bedient sich einer Schwarz-Weiss-Argumentation, die der Sektenexperte ansonsten so oft kritisiert.

Darstellung der Maria in der Lourdes-Grotte.
Darstellung der Maria in der Lourdes-Grotte.

Bei aller berechtigter Kritik an kommerziellen Interessen der Wallfahrts-Industrie: Hugo Stamm übersieht, dass Biomedizin allein nicht alles ist. Selbst laut der Weltgesundheitsorganisation WHO hat Gesundheit eine spirituelle Dimension. Eine WHO-Vertreterin sagte am Donnnerstag zu katholischen Medienschaffenden in Genf, gerade die Corona-Pandemie habe gezeigt, dass die kulturelle und spirituelle Dimension von Gesundheit nicht unterschätzt werden dürfe.

Bischof Joseph Bonnemain reist nach Lourdes

Mit anderen Worten: Es geht nicht darum, à la Weihbischof Marian Eleganti biomedizinische Fakten zu ignorieren. Sondern es geht darum, dass es zusätzlich zur Schulmedizin weitere Ressourcen gibt, die Menschen helfen können. Ich betone: zusätzlich, nicht stattdessen!

Nicole Büchel ist die Sprecherin des Bistums Chur.
Nicole Büchel ist die Sprecherin des Bistums Chur.

Entsprechend verteidigt auch Bistumssprecherin Nicole Büchel die Lourdes-Reise des Arztes und Bischofs Joseph Bonnemain Ende April: «In Zeiten grösster Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit tanke ich an Kraftorten wie Lourdes, Einsiedeln oder auch der kleinen Kapelle im Riet bei Oberriet, ganz in der Nähe von mir, Kraft und Energie», sagt Nicole Büchel zu kath.ch. 

Joseph Bonnemain als Spitalseelsorger während der Corona-Pandemie.
Joseph Bonnemain als Spitalseelsorger während der Corona-Pandemie.

«Im Gebet schöpfe ich neue Hoffnung und Zuversicht. Nach diesen Momenten der Stille und Einkehr spüre ich, wie meine Seele aufblüht. Sind Seele und Körper im Einklang, lebe ich viel leichter und sehe Wege, wo vorher nur Blockaden waren. Ich freue mich auf unsere Wallfahrt nach Lourdes und lade alle herzlich ein, uns zu begleiten – neugierig, welche Erfahrungen wir zusammen machen werden», sagt Nicole Büchel.

Die Zukunft von kath.ch

Am Dienstag tagt der Vorstand des Katholischen Medienzentrums. Am Mittwoch werden der Präsident des Vereins Katholisches Medienzentrums, Adrian Müller, und Direktor Charles Martig über die Zukunft von kath.ch informieren.

Bruder Adrian Müller im Klostergarten des Kapuzinerklosters in Schwyz.
Bruder Adrian Müller im Klostergarten des Kapuzinerklosters in Schwyz.

Denn ich habe am Mittwoch meinen letzten Arbeitstag und freue mich darauf, mich von Ihnen zum Ende der Woche mit einem «Rauchzeichen spezial» verabschieden zu dürfen. Bereits jetzt: Vielen Dank für Ihr Interesse, Ihre Treue, Ihre Kritik – und die vielen Rauchzeichen Ihrerseits, die diese Kolumne füllten.

«Sternschnuppen über Mittag»

Passend dazu bin ich am Donnerstag zu den «Sternschnuppen über Mittag» in die christkatholische Augustinerkirche eingeladen. Angefragt wurde ich mit der Bitte, in genau zwölf Minuten zu berichten, was mich bewegt. 

Christkatholische Augustinerkirche in der Altstadt Zürich
Christkatholische Augustinerkirche in der Altstadt Zürich

Ich werde so angekündigt: «Laut NZZ ist Raphael Rauch ‘der von rechten Katholiken meistgehasste Journalist’»’. Er packt heisse Eisen an und hält Schweizer Bischöfe, Würdenträger und Traditionalisten auf Trab. Eigentlich interessiert er sich aber für die grosse weite Welt. Zum Beispiel für Bolivien, wo er als Kind von Entwicklungsländern gelebt hat.» Mehr dazu hier. Wie mich der Berliner Journalist Thomas Klatt sieht, können Sie hier nachlesen.

Zoom-Veranstaltung zum Hungertuch

Am Mittwochabend lädt meine Kollegin Sibylle Hardegger um 19 Uhr zu einer Zoom-Sitzung zum aktuellen Hungertuch ein: «Was ist uns heilig? – Das aktuelle Hungertuch meditieren». Es geht um eine meditative Annäherung an das Hungertuch mit Texten von Jacqueline Keune. Referentin ist Andrea Gisler, Theologin bei Fastenaktion und Fachverantwortliche für Sensibilisierung und Pastoral. Mehr dazu hier.

Das neue Hungertuch stammt vom nigerianischen Künstler Emeka Udemba.
Das neue Hungertuch stammt vom nigerianischen Künstler Emeka Udemba.

Am Freitag, 24. März, wird weltweit Oscar Romero gedacht. Der Erzbischof von San Salvator wurde 1980 ermordet und 2018 von Papst Franziskus heiliggesprochen. Am Donnerstag beginnen die Luzerner Romerotage mit dem Fokus Bodengerechtigkeit und Agrarökologie. In der Peterskapelle Luzern gibt es von Montag bis Freitag eine Ausstellung zum Wirken und Leben Oscar Romeros.

Dokumentarfilm «La furiosa realidad»

Die Zürcher Paulus-Akademie zeigt am Mittwoch, 22. März, den Dokumentarfilm «La furiosa realidad», der von einem mexikanischen Priester handelt, wie es sie viel zu wenige gibt: «An der Seite des Volkes setzt er sich für Würde, Gerechtigkeit und Frieden ein. Den politischen und wirtschaftlichen Eliten kommt er damit in die Quere; nach vielen Diffamierungen, Morddrohungen und Attentaten wurde auch ein Antrag auf Ausstellung eines Haftbefehls gegen den Priester erlassen.» Mehr dazu hier.

Erzbischof Oscar Romero.
Erzbischof Oscar Romero.

Am Samstag gibt es in der Deutschschweiz gleich zwei Priesterweihen. Der Bischof von Chur, Bischof Joseph Bonnemain, wird die Diakone Adrian Klima (*1968) und Ernst Niederberger (*1993) zu Priestern weihen. Und der Bischof von St. Gallen, Markus Büchel, weiht den ehemaligen Schweizergardisten Ivan Šarić zum Priester. 

Lieber Priesterweihe als Traumfrau

Mein Kollege Wolfgang Holz hat ein lesenswertes Porträt über Ivan Šarić geschrieben, das heute erscheint. Ich zitiere vorab: «Und was ist mit Eva und dem Apfel der Versuchung? ‘Ich hatte sogar mal eine Traumfrau und war sehr verliebt in sie’, verrät Ivan Šarić. Doch er habe Gott, seinem Plan A, schlussendlich den Vorzug gegeben, und sich entschieden, Priester zu werden: ‘Denn Gott bedeutet alles für mich in meinem Leben.’»

Der Traum vieler Schwiegermütter: Diakon Ivan Saric.
Der Traum vieler Schwiegermütter: Diakon Ivan Saric.

Am Sonntag wird der Herbert-Haag-Preis verliehen. Er geht an Julia Enxing, Professorin für Systematische Theologie an der Technischen Universität Dresden, und an das theologische Feuilleton «Feinschwarz». Mehr dazu hier.

Doris Reisinger kritisiert kath.ch

Schade übrigens, dass gefeierte Herbert-Haag-Preisträgerinnen wie Doris Reisinger ein anderes Verständnis von Pressefreiheit als Herbert Haag haben. kath.ch hatte zum Tübinger und Frankfurter MeToo-Fall recherchiert und dabei auch festgestellt, dass der mittlerweile mit einem Strafbefehl belegte Kirchenhistoriker um ein Haar in Doris Reisingers Sammelband «Gefährliche Theologien» publiziert hätte. 

Mitteilung der Uni Frankfurt.
Mitteilung der Uni Frankfurt.

Das vom Verlag angekündigte Inhaltsverzeichnis enthält noch den Namen des Kirchenhistorikers, später fehlte der Beitrag dann. Medienanfragen hierzu liess Doris Reisinger unbeantwortet; ihr Verlag teilte mit, sie wolle sich dazu nicht äussern. 

Manipulation und Machtmissbrauch

Der Kirchenhistoriker ist sowohl in Tübingen als auch in Frankfurt problematisch aufgefallen und zum Teil straffällig geworden. Trotzdem konnte er offenbar ohne Auflagen im katholischen Cäcilienverband Karriere machen. Doch statt sich darüber zu empören oder statt sich öffentlich mit den Frauen zu solidarisieren, die dem Kirchenhistoriker Manipulation und Machtmissbrauch vorwerfen, kritisiert Doris Reisinger diejenigen, die Grenzverletzungen und Machtmissbrauch zum Thema machen. Merci!

Apropos Medienanfragen unbeantwortet lassen: Die Hochschule Chur schweigt eisern zu der Frage, wie sie die Präventionsarbeit in den eigenen Reihen umsetzt. Konkret: Welche Dozentinnen und Dozenten den Verhaltenskodex des Bistums Chur bereits unterschrieben haben. Dem Vernehmen nach hat die Hochschule Chur die Einführung des Verhaltenskodexes verschlafen und ist nun dabei, sich zu organisieren.

Karin Iten beim «Sexual Harassment Awareness Day»

Nach Informationen von kath.ch hat der Dozent für Kirchenrecht, Markus Walser, an keiner Präventionsschulung der Churer Präventionsverantwortlichen teilgenommen. Ich bin gespannt, wie Karin Iten das Verhalten der Hochschule Chur im Rahmen des «Sexual Harassment Awareness Day 2023» bewerten wird.

Karin Iten, Präventionsbeauftragte des Bistums Chur
Karin Iten, Präventionsbeauftragte des Bistums Chur

Ich schliesse mein letztes Rauchzeichen mit der obligatorischen Frage: Was wird nächste Woche wichtig? Über Input freuen sich meine Kolleginnen und Kollegen: redaktion@kath.ch.

Einen guten Start in die Woche wünscht Ihnen

Ihr

Raphael Rauch


Monika Schmid während ihres Abschiedsgottesdienstes. | © Seraina Boner
20. März 2023 | 07:02
Lesezeit: ca. 7 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!