Schweizer Bischöfe hinter dem Chorgitter (v.l.): Jean-Marie Lovey, Markus Büchel (3.v.l.), Joseph Maria Bonnemain (4.v.l.)
Schweiz

Missbrauch: Schweizer Bischöfe beschliessen Massnahmen

Die Schweizer Bischöfe haben am Samstag erste Massnahmen gegen den Missbrauch in der katholischen Kirche kommuniziert. Darunter befinden sich: eine nationale Meldestelle, schweizweit psychologische Abklärungsverfahren, eine Professionalisierung der Personalakten und ein kirchliches Straf- und Disziplinargericht.

Sie seien «erschüttert von den Erkenntnissen» der Missbrauchsvorstudie, schreiben die Bischöfe in ihrer Mitteilung vom Samstag. Ihr Einsatz gegen den Missbrauch und für Gerechtigkeit zugunsten der Betroffenen habe «höchste Priorität». An ihrer Vollversammlung diese Woche haben die Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz deshalb Massnahmen gegen Missbrauch in der Kirche eingeleitet.

Diese sind – laut Mitteilung:

  • Die wissenschaftliche Studie zum Missbrauch in der Kirche unter der Leitung von Monika Dommann und Marietta Meier wird in Auftrag gegeben.
  • Es wird eine nationale Dienststelle zur Sammlung von Opfermeldungen eingerichtet. Für die Vorarbeit wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, bei der Umsetzung werden Betroffenenverbände einbezogen.
  • Die Mitglieder der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) haben sich mit einer Unterzeichnung dazu verpflichtet, alle Archive in ihrer Verantwortung für die Missbrauchsstudie offen zu halten.
  • Schweizweit wird ein psychologisches Abklärungsverfahren für angehende Seelsorgende und Ordensmitglieder eingeführt, professionalisiert und für obligatorisch erklärt. Die Umsetzung geschieht durch die Konferenz der Regenten der Schweizer Seminarien, gemeinsam mit Fachpersonen.
  • Die Personalakten werden professionalisiert. Mit dem Ziel, dass diese vollständig sind und auch bei Stellenwechsel nachverfolgt werden können. Dazu werden Personal- und Datenschutzexperten eingesetzt.
  • Die SBK beabsichtigt, ein kirchliches Straf- und Disziplinargericht für die römisch-katholische Kirche in der Schweiz einzurichten. Dafür sucht sie das Gespräch mit dem Vatikan. Dabei setzen sie sich auch für den Zugang der Schweizer Forschenden zu den Archiven im Vatikan ein.

Diese Massnahmen beruhen laut der SBK auf den Ergebnissen der Vorstudie der Universität Zürich zum Missbrauch in der katholischen Kirche, die am 12. September publik gemacht wurde. Die Studie hatten die Schweizer Bischofskonferenz, die Römisch-katholische Zentralkonferenz der Schweiz und die römisch-katholischen Ordensgemeinschaften der Schweiz gemeinsam in Auftrag gegeben.


Schweizer Bischöfe hinter dem Chorgitter (v.l.): Jean-Marie Lovey, Markus Büchel (3.v.l.), Joseph Maria Bonnemain (4.v.l.) | © Regula Pfeifer
23. September 2023 | 11:00
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