48 Prozent der Frauen weltweit zieht laut Unicef ihre Kinder mit Muttermilch gross.
Schweiz

Vom «Sidekick» zur Muttergottes: Ein Crashkurs zu den vier Marien-Dogmen

Im Marien-Monat Mai widmet sich «Theologie konkret» grundlegenden Fragen zur Gottesmutter: War Maria Jungfrau? Was ist eine Gottesgebärerin? Was hat das 19. Jahrhundert mit der unbefleckten Empfängnis zu tun? Am 30. April geht es mit der Mariologie für Anfänger und Anfängerinnen los.

Annalena Müller

In vier Artikeln beleuchtet kath.ch die vier Mariendogmen der katholischen Kirche: Gottesmutter, Jungfrauengeburt, unbefleckte Empfängnis und leibliche Aufnahme in den Himmel. Von Nicht-Gläubigen belächelt, sind diese Glaubenssätze für viele Katholikinnen und Katholiken Säulen ihres Glaubens. So sehr die Meinungen auseinandergehen: kalt lassen die Dogmen niemanden.

Dogma 1: Heilige Maria, Mutter Gottes … oder doch nicht?

Das älteste Marien-Dogma ist das der Gottesgebärerin. Allerdings: Es ist nicht biblisch belegt. Beschlossen wird der Lehrsatz auf dem Konzil von Ephesos – im Jahr 431. Mit dem Konzilsbeschluss beginnt Marias Aufstieg vom «Sidekick» zu einer de facto Gottheit neben Jesus Christus.

Die Ruinen der Bibliothek. In Ephesos tagte 431 ein Konzil
Die Ruinen der Bibliothek. In Ephesos tagte 431 ein Konzil

In den folgenden Jahrhunderten wird Maria zur eigenen Ansprechperson. In Gebeten und auf Wallfahrten wenden sich Hilfesuchende an sie. Maria wird im Mittelalter zur Mittlerin zwischen den Menschen und Gott. Die Reformation nimmt ihr diese Rolle. Im Katholizismus besteht sie bis heute fort.

Dogma 2: Wie die Jungfrau zum Kinde kam

1987 verlor Uta Ranke-Heinemann (†2021) ihren theologischen Lehrstuhl an der Universität Essen. Der Grund: Sie hatte das Dogma der Jungfrauengeburt widerlegt. In «Wie die Jungfrau zum Kinde kam» beleuchtet kath.ch die Genese des umstrittensten Marien-Dogmas.

Die Muttergottes vom Zeichen. Maria als Gottesgebärerin
Die Muttergottes vom Zeichen. Maria als Gottesgebärerin

Und wir zeigen auf, warum die Kirche spätestens seit der medizinischen Entdeckung der Eizelle ein Erklärungsproblem hat. Eine offene Wunde, in die Ranke-Heinemann bereits 1987 Salz streute. Eine Wunde, die bis heute offen ist.

Dogma 3: Heilig, göttlich, gottesgleich? Die unbefleckte Empfängnis

Das Dogma der Unbefleckten Empfängnis besagt: Maria wurde ohne Erbsünde geboren. Ihre Mutter, Anna, hat sie «unbefleckt» empfangen. Erst 1854 wird dieser Glaubenssatz zum Kirchendogma. Verkündet von einem umstrittenen Papst: Pius IX., Mastermind der päpstlichen Unfehlbarkeit.

Pius IX. verhindert bis heute den Gang der Kirche in die Moderne.
Pius IX. verhindert bis heute den Gang der Kirche in die Moderne.

Aus mariologischer Sicht stärkt das Dogma die besondere, übermenschliche Stellung Marias. Es macht sie zum einzigen Menschen, der ohne Erbsünde geboren wurde. Ausser Jesus. Aber der ist bekanntlich Gott.

Dogma 4: Mit Leib und Seele, aber ohne Bibel – Mariä Himmelfahrt

Das jüngste der vier Mariendogmen entbehrt jeglicher biblischer Grundlage: Die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel (1950).

In den Evangelien taucht Maria nach Pfingsten nicht mehr auf. Wie ihr Leben weiterging, wann, wie und wo es endete: die Bibel weiss dazu nichts zu sagen. Nichtsdestotrotz steht ihr Ableben im Zentrum des Dogmas. Oder genauer: Das, was mit Marias Körper geschah.

Mariä Himmelfahrt
Mariä Himmelfahrt

Dem Dogma zufolge ist Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgefahren. Ein Dogma, das nicht nur für Reformierte, sondern selbst für Lutheraner und Lutheranerinnen inakzeptabel ist. Auf der Ebene der Lehrsätze gilt es daher als ein unüberbrückbares Hindernis für eine Kirchenvereinigung.

Die vierteilige Serie erscheint jeweils Sonntagmorgen in der Rubrik «Theologie konkret»:

30.04. Heilige Maria, Mutter Gottes … oder doch nicht?

06.05. Wie die Jungfrau zum Kinde kam

13.05. Heilig, göttlich, gottesgleich? Die unbefleckte Empfängnis

20.05. Mit Leib und Seele, aber ohne Bibel: Mariä Himmelfahrt


48 Prozent der Frauen weltweit zieht laut Unicef ihre Kinder mit Muttermilch gross. | © Keystone
29. April 2023 | 14:00
Lesezeit: ca. 2 Min.
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