Bildhaft: Die Installation "Coffin Cinema" von Sarah Elena Schwerzmann, die auf dem "Hallo Tod!"-Festival erlebbar wird.
Schweiz

«Hallo, Tod!» – oder: Wenn der Sarg zum Kino wird

Die meisten Menschen haben Angst vor dem Tod. Das schweizweit interdisziplinäre Kulturfestival zum Tod lädt ab heute bis zum 27. August zum zweiten Mal in Zürich ein, den Tod mitten ins Leben zu holen – ihm persönlich und in einer kreativen Auseinandersetzung zu begegnen.

Der Tod kennt kein Alter, und was uns Menschen verbindet, ist die Gewissheit: Wir sind geboren, um zu sterben. «Mit dem «Hallo, Tod! Festival 2023» setzt die Kulturbande, ein Netzwerk von Zürcher Kunst-, Sozio- und Kulturschaffenden, den Fokus auf die Erfahrungen der vergangenen knapp drei Jahre mit Pandemie und Krieg», schreiben die Veranstalter in einer Medienmitteilung.

Spielorte in der ganzen Stadt Zürich

Unter dem Claim «Du wirst sterben» lädt das «Hallo, Tod! Festival 2023» alle Besucherinnen und Besucher dazu ein, dem Unausweichlichen zu begegnen, kreativ und im Austausch mit anderen. Dabei richten sich verschiedene Aktionen und Projekte an die breite, interessierte Öffentlichkeit; mit einem Fokus auf jene Menschen, die mitten im Leben stehen.

Die Installation "Sterben lernen- ein Starterkit"
Die Installation "Sterben lernen- ein Starterkit"

Auch Angebote für Kinder oder speziell auf Jugendliche zugeschnittene Formate finden sich im dreitägigen Programm. In den künstlerischen Beiträgen, Audio- und Video-Installation, Konzerten, Tanzperformances, Gesprächen, Lesungen oder Ausstellungen können die Festivalbesucherinnen und Besucher ihre individuelle Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit zusammenstellen.

Trost- und Trauerbänke

Ab heute bis zum 27. August bietet das «Hallo, Tod! Festival 2023» Spielorte in der ganzen Stadt Zürich an: das Kulturhaus Helferei, die Wasserkirche, Karl der Grosse, das Friedhof Forum sowie den öffentlichen Raum. So sitzen etwa auf der Fritschiwiese auf den «Hallo, Tod! Trost- und Trauerbänken» Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Frauen der GrossmütterRevolution zum Gespräch bereit. An verschiedenen Orten in der Stadt Zürich gastiert Sarah Elena Schwerzmann mit ihrer Pop-Up-Installation «Coffin Cinema – 08/15 – Der Tod als Alltag».

Der Tod ist auch politisch

Nebst einem speziellen Fokus auf das Thema Suizid mit einem Podiumsgespräch, einer Wanderausstellung sowie einer filmischen Auseinandersetzung liegt ein weiterer Schwerpunkt auf dem politischen Aspekt von Sterben und Tod. Einer der Festivalhöhepunkte ist der Dokumentarfilm von Steffi Niederzoll «Sieben Winter in Teheran». Der Film rekonstruiert den Fall der Studentin Reyhaneh Jabbari, die 2007 als Neunzehnjährige in Teheran wegen Mordes zum Tode verurteilt wurde, weil sie in einem Akt der Selbstverteidigung einen Vergewaltigungsversuch abgewehrt und den Täter erstochen hat.

Das "Coffin Cinema" von Sarah Elena Schwerzmann
Das "Coffin Cinema" von Sarah Elena Schwerzmann

Am Festival zu Gast ist auch die Gedenkaktion «Beim Namen nennen». Diese Aktion baut öffentliche Mahnmale, um Menschen zu gedenken, die auf der Flucht durch das Mittelmeer gestorben sind.

Gezeigt wird zudem der Film «Atlantis» von Valentyn Vasyanovych. Die Filmvorführung wird gemeinsam mit dem 2402 Forum organisiert, einer politischen und kulturellen Widerstandsplattform gegen die russische Militäraggression weltweit.

Festivalpass – auch kostenlose Teilnahme möglich

Den Preis für Festivalpass können die Besucherinnen und Besucher selbst bestimmen. Auch ein kostenloser Eintritt ist möglich. Bei verschiedenen Veranstaltungen ist eine zusätzliche, kostenlose Reservation aufgrund von Platzbeschränkungen nötig. (woz)

Die Eröffnungsfeier des Festivals startet heute um 19 Uhr im Alten Krematorium Sihlfeld, an der viele Künstlerinnen und Künstler bereits anwesend sind und einen Einblick in ihr Schaffen geben. Das Festivalprogramm kann man unter https://www.hallo-tod.com/ einsehen.


Bildhaft: Die Installation «Coffin Cinema» von Sarah Elena Schwerzmann, die auf dem «Hallo Tod!»-Festival erlebbar wird. | © zVg
24. August 2023 | 11:30
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