Franziska Driessen-Reding: Ich heisse Franziska, weil…
Seit der Schulzeit verehrt Franziska Driessen-Reding Franz von Assisi. Wenn sie Papst Franziskus wäre, würde sie «per sofort den Pflichtzölibat abschaffen und Frauen zur Weihe zulassen». Heute feiert die Zürcher Synodalratspräsidentin Namenstag.
Raphael Rauch
Warum haben Sie Ihre Eltern Franziska genannt?
Franziska Driessen-Reding*: Der Name kommt von Franziska Romana aus dem Schloss Hallwyl. Meine Grossmutter ist in Meisterschwanden am wunderschönen Hallwilersee aufgewachsen und so war das Schloss ein beliebtes Ausflugsziel unserer Familie – und ist heute noch.
Gefällt Ihnen Ihr Name – und warum?
Driessen-Reding: Ja, er gefällt mir schon, doch er klingt meines Erachtens etwas streng.
Haben Sie einen Spitznamen?
Driessen-Reding: Ja, Fränzi. Leute, die mich mögen, dürfen mich so nennen, wenn sie wollen. Ich höre auf beide Namen (lacht).
Wie hätten Sie geheissen, wenn Sie ein Junge geworden wären?
Driessen-Reding: Christian oder Peter.
Franziska bedeutet «kleine Französin». Was sagt Ihnen das?
Driessen-Reding: Ich kenne eine andere Bedeutung: Franziska bedeutet «Die Freie». Das passt eigentlich recht gut. Klein bin ich nun mal nicht, so passt die kleine Französin nicht so.
Was verbinden Sie mit dem Heiligen Franz von Assisi?
Driessen-Reding: Der Heilige Franz von Assisi war ziemlich früh schon mein Vorbild. Meine Mutter erinnerte sich, dass ich in der Oberstufe schon mehrere Bücher über ihn besass und in der Schule einen langen Vortrag zu ihm hielt. Ich habe den Vortrag in meinen alten Unterlagen gesucht, weil ich letzten Sonntag zu ihm predigen durfte. Und ich fand den Vortrag.
Wenn man einen Lieblingsheiligen haben darf, dann nehme ich Franz von Assisi. Wie kann ich der Natur gegenüber respektvoll sein? Er war wohl der erste bekannte Naturschützer überhaupt – und dies vor 800 Jahren!
«Nomen est omen» – was bedeutet das für Ihr Leben?
Driessen-Reding: Ha, wenn das so einfach wäre! «Nomen est omen» tönt für mich so, als wäre das per se gegeben. Das ist es leider nicht. Ich versuche, mit Taten zu folgen. Zum Beispiel, indem wir das Thema Nachhaltigkeit zu unserem Legislaturschwerpunkt ernannt haben und mit unserer Nachhaltigkeitsstrategie wirklich auf gutem Weg sind. Ich bin dankbar für alle Kirchgemeinden, die sich anschliessen und bemüht sind, unsere Schöpfung zu bewahren, ja zu retten. Ganz nach Franz von Assisis «Laudato si’», das Papst Franziskus in einer Enzyklika aufgenommen hat. Eine Lektüre, die ich allen empfehlen kann – auch zum mehrmaligen Lesen!
Wenn Sie Papst Franziskus wären: Was würden Sie sofort ändern?
Driessen-Reding: Ich würde für eine franziskanische Kirche werben und daran erinnern: Für Franz von Assisi war die Kirche mehr als ein Club von Priestern und Bischöfen! Ich würde per sofort den Pflichtzölibat abschaffen und Frauen zur Weihe zulassen. Natürlich würden wichtige Schlüsselstellen mit Frauen besetzt. Ich würde die Kultur der Angst bekämpfen! Und mich sofort dafür engagieren, dass die Kirche nicht mehr diskriminiert. Dafür braucht es ganz viel Kraft und ganz viele Menschen, die da mitziehen. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass in Rom ein frischer Wind einzieht und der Klerikalismus Geschichte wird.
* Franziska Driessen-Reding ist seit 2018 Präsidentin des Zürcher Synodalrats – als erste Frau in der knapp 60-jährigen Geschichte der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. Sie wohnt in Opfikon und hat drei erwachsene Kinder.
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