Papst Franziskus lacht mit Kardinal Reinhard Marx (l.), Erzbischof von München und Freising, beim Ad-limina-Besuch. Im Hintergrund Rainer Maria Woelki.
Schweiz

Die Zukunft des Erzbistums Vaduz war kein Thema beim Ad-limina-Besuch

Manche rechnen damit, dass Papst Franziskus einen Deutschen zum Nachfolger von Erzbischof Wolfgang Haas ernennt. Die Zukunft des Erzbistums Vaduz war beim Besuch der deutschen Bischöfe in Rom jedoch kein Thema. Kurienkardinal Kurt Koch berichtete, Briefe von Gläubigen zu erhalten, wonach die Kirche in Deutschland nicht mehr katholisch sei.

Raphael Rauch

In 257 Tagen muss der Erzbischof von Vaduz, Wolfgang Haas, Papst Franziskus seinen Rücktritt anbieten. Denn am 7. August 2023 wird Wolfgang Haas 75. Mit Spannung wird erwartet, wie es danach weitergeht. Papst Franziskus könnte den umstrittenen Erzbischof in die Verlängerung schicken, bis ein Nachfolger gefunden ist. Oder er könnte per sofort einen Administrator ernennen.

Ein Brückenbauer für Vaduz

Aufgrund der zerrütteten Verhältnisse im Erzbistum Vaduz ziehen Beobachterinnen und Beobachter in Erwägung, dass Papst Franziskus einen externen Priester zum Bischof ernennt, um einen Neuanfang im Bistum zu wagen. Der Brückenbauer könnte etwa aus Deutschland stammen.

Wolfgang Haas ist noch Erzbischof von Vaduz.
Wolfgang Haas ist noch Erzbischof von Vaduz.

Die Zukunft des Erzbistums Vaduz war beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe letzte Woche in Rom kein Thema, erfuhr kath.ch aus Kreisen der Deutschen Bischofskonferenz. Offiziell bestätigen will das Sprecher Matthias Kopp nicht: «Ich gebe zu den Themen, die wir beim Ad-limina-Besuch besprochen haben, keine Auskunft», teilte er kath.ch mit.

Kritik an Kurienkardinal Kurt Koch

Ebenfalls mit Spannung erwartet wurde, inwiefern die Fundamentalkritik des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch am Synodalen Weg und Kochs NS-Vergleich Thema war. Offiziell hatten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, und Koch bereits Anfang Oktober ein klärendes Gespräch geführt

Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch.
Der Schweizer Kurienkardinal Kurt Koch.

Trotzdem gab es Redebedarf, wie mehrere Bischöfe im Vorfeld signalisiert hatten. So etwa der Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, oder der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf. «Der Streit ist nicht beendet», sagte Kohlgraf Anfang November zu kath.ch.

Kurt Koch schlägt Pflöcke ein

Laut Kreisen der Bischofskonferenz ist der NS-Vergleich jedoch kein grosses Thema gewesen. In den Gesprächen mit dem Ökumene-Minister Kurt Koch sei es vor allem um den Zankapfel Ökumene gegangen. «Kurt Koch hat nochmals seine Pflöcke eingeschlagen», erfuhr kath.ch. 

Georg Bätzing und Kurt Koch bei der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe.
Georg Bätzing und Kurt Koch bei der Ökumenischen Vollversammlung in Karlsruhe.

Die deutschen Bischöfe würden gerne im Bereich der Ökumene vorwärts machen – wie etwa bei der im Jahr 2021 zum Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt eingeführten Praxis «Gemeinsam am Tisch des Herrn». Kurt Koch habe nun seine Kritik an dem Papier bekräftigt, bestätigte die Generalsekretärin der Deutschen Bischofskonferenz, Beate Gilles. Der Ökumene-Minister wolle nicht, dass Katholiken Protestantinnen zur Eucharistie einladen. Und dass Katholiken am reformierten Abendmahl teilnehmen.

Kurt Koch berichtet von Briefen besorgter Katholikinnen und Katholiken

Auch habe der Schweizer Ökumene-Minister seine Kritik am Synodalen Weg bekräftigt, erfuhr kath.ch. «Von Kurienkardinal Kurt Koch gab es sehr mahnende Worte. Deutschland solle auch der römischen Seite zuhören», heisst es aus Kreisen der Bischofskonferenz. 

Kardinäle unter sich: Rainer Maria Woelki (rechts) im Gespräch mit Kurt Koch im August 2022.
Kardinäle unter sich: Rainer Maria Woelki (rechts) im Gespräch mit Kurt Koch im August 2022.

Demnach berichtete Kurt Koch von Briefen «vieler Gläubiger», wonach die Kirche in Deutschland nicht mehr katholisch sei. Die deutschen Bischöfe hätten dem entgegengehalten, dass dies maximal fünf Prozent der Gläubigen sein könnten. Und dass 95 Prozent des Volkes Gottes sich eine Kirche in der Welt von heute wünsche.

Vertrauliche Gespräche

Kurienkardinal Kurt Koch wollte die Aussagen nicht bestätigen. «Die Gespräche bei Ad-limina-Besuchen sind vertraulich. Ich habe keine Autorisierung, darüber Auskunft zu geben», teilte Koch kath.ch mit. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sagte im kath.ch-Interview: «Ich bitte um Verständnis, dass ich auf Inhalte des Gesprächs im Detail nicht eingehen möchte.»

Papst Franziskus und Kardinal Michael Czerny (l.) im Petersdom (2019).
Papst Franziskus und Kardinal Michael Czerny (l.) im Petersdom (2019).

Laut Kreisen der Deutschen Bischofskonferenz konnte man während des Ad-limina-Besuchs «klar sehen, welcher Präfekt von Papst Franziskus und welcher noch von Papst Benedikt ernannt worden war». Die von Franziskus geförderten Kardinäle Michael Czerny und Luis Antonio Tagle hätten mit den Bischöfen einen «Dialog auf Augenhöhe» geführt. Anders jedoch die Benedikt-Vertrauten Marc Ouellet und Kurt Koch: «Hier hatten wir den Eindruck: Die Bischöfe müssen zum Rapport», erfuhr kath.ch.

Mit Blick auf Köln ist nichts entschieden

Besonders Kardinal Michael Czerny sei positiv aufgefallen. Er sei nicht klerikal aufgetreten, sondern als Teamplayer zusammen mit Laiinnen, Laien und einer Ordensfrau zum Gespräch erschienen.

Kardinal Woelki rechts in der zweiten Reihe.
Kardinal Woelki rechts in der zweiten Reihe.

Mit Blick auf den Erzbischof von Köln, Rainer Maria Woelki, sei nichts entschieden worden, war aus Kreisen der Bischofskonferenz zu erfahren. Die Kritik am Kölner Erzbischof sei jedoch von verschiedener Seite bekräftigt worden.

Entscheidung zur Zukunft Woelkis erst im Frühjahr?

In Rom sei klar geworden, dass Papst Franziskus Köln als Chiffre für einen Kampf um Deutungshoheit in der Weltkirche sieht. «Franziskus bekommt Druck von rechtskatholischen Kreisen auf der ganzen Welt, vor allem aus den USA, Woelki zu halten, weil sonst der deutschsprachige Raum als verloren gilt», hiess es aus Kreisen der Deutschen Bischofskonferenz.

Kardinal Rainer Maria Woelki und Schwester Philippa Rath beim Synodalen Weg in Frankfurt.
Kardinal Rainer Maria Woelki und Schwester Philippa Rath beim Synodalen Weg in Frankfurt.

Würde Franziskus Woelkis Rücktritt annehmen, käme das auch einer Zustimmung zum Synodalen Weg gleich. Von daher sei es «nicht unwahrscheinlich», dass Papst Franziskus noch die fünfte Synodalversammlung im März 2023 abwarten wolle, bevor er sich entscheide.

Woelki will Erzbischof bleiben

Ebenfalls sei klar geworden, dass Woelki gerne Erzbischof von Köln bleiben wolle. So habe Papst Franziskus den Rücktritt des Erzbischofs von Bamberg, Ludwig Schick (73), und des Bischofs von Lugano, Valerio Lazzeri (58), angenommen.

Abschied von Bischof Valerio Lazzeri in der Kathedrale von Lugano
Abschied von Bischof Valerio Lazzeri in der Kathedrale von Lugano

«Wenn ein Bischof wirklich zurücktreten will, dann nimmt Franziskus den Rücktritt auch an», erfuhr kath.ch aus Kreisen der Deutschen Bischofskonferenz. «Dies ist bei Woelki nicht der Fall. Er hat nur ein Rücktrittsschreiben verfasst, weil Papst Franziskus das von ihm so verlangt hat


Papst Franziskus lacht mit Kardinal Reinhard Marx (l.), Erzbischof von München und Freising, beim Ad-limina-Besuch. Im Hintergrund Rainer Maria Woelki. | © KNA
23. November 2022 | 06:21
Lesezeit: ca. 4 Min.
Teilen Sie diesen Artikel!