Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück (Mitte).
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Bischof Franz-Josef Bode: Kurt Kochs Blick auf die Offenbarung greift zu kurz

Der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Franz-Josef Bode, kritisiert Kurienkardinal Kurt Koch. Christliche Offenbarung sei mehr als Schrift und Tradition. Es gebe auch ein pastorales Lehramt.

Raphael Rauch

Kurz vor Beginn des Ad-Limina-Besuchs der deutschen Bischöfe hat der Bischof von Osnabrück, Franz-Josef Bode, die Kritik an Kurienkardinal Kurt Koch bekräftigt. Koch hatte in der Vergangenheit mehrmals den Synodalen Weg kritisiert. «Es irritiert mich, dass neben den Offenbarungsquellen von Schrift und Tradition noch neue Quellen angenommen werden», sagte Kurt Koch Ende September in einem Interview mit der «Tagespost».

Die Kirche ist ein Baum

Laut Franz-Josef Bode greift dieser Blick zu kurz. Er verglich die Kirche mit einem Baum: «Ein Baum lebt nicht nur von der Wurzel, der Bibel, und dem Stamm, der Tradition. Ein Baum braucht auch Blätter und Licht für die Fotosynthese», sagte Bode am Sonntag bei einer Podiumsdiskussion in Osnabrück.

Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück
Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück

Auch die pastorale Realität komme in Kurt Kochs Argumentation zu kurz. In diesem Zusammenhang erwähnte der Bischof von Osnabrück das Buch des Tübinger Theologen Michael Schüssler «Pastorales Lehramt? Spielräume einer Theologie familialer Lebensformen». Auch dürften Erkenntnisse der christlichen Anthropologie nicht weiter ignoriert werden.

Bode kündigte an, sich während des Ad-Limina-Besuchs in Rom für die Anliegen des Synodalen Wegs stark zu machen. Konkret nannte er den Frauendiakonat und das Frauenpriestertum. «Wenn ich Papst wäre, würde ich das zulassen», sagte Bode.

Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.
Kardinal Kurt Koch, Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen.

Angesprochen auf die Zukunft des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, sagte Bode, dass die Entscheidung bei Papst Franziskus liege. «Ob Köln zur Sprache kommt während des Ad-Limina-Besuchs, weiss ich nicht. Aber die Situation ist sehr schwierig.»

Mehrere Konfliktpunkte

Bode wird am Sonntagnachmittag nach Rom fliegen. Von Montag, 14. November bis Samstag, 19. November weilen die deutschen Bischöfe in Rom. Auf dem Programm stehen Gespräche mit verschiedenen Vatikan-Behörden und eine Audienz bei Papst Franziskus. Auch wird es ein Gespräch mit Kurienkardinal Kurt Koch geben.

Der Ökumenische Kirchentag fand 2021 in Frankfurt am Main statt.
Der Ökumenische Kirchentag fand 2021 in Frankfurt am Main statt.

Der Synodale Weg ist nicht der einzige Konfliktpunkt zwischen dem Ökumene-Minister und den deutschen Bischöfen. Dissens gibt es auch zum Papier «Gemeinsam am Tisch des Herrn», das neue Möglichkeiten in der Ökumene eröffnet.

Beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt im Jahr 2021 gab es explizit eine eucharistische Gastfreundschaft: Katholikinnen und Katholiken gingen zu den Reformierten und Orthodoxen und umgekehrt – und feierten zusammen Eucharistie und Abendmahl.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf
Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf

Ausser Franz-Josef Bode hatte in den letzten Wochen auch der Bischof von Mainz, Peter Kohlgraf, Kurienkardinal Kurt Koch kritisiert: «Die unterschiedlichen Positionen sind auf dem Tisch. Aber es ist manchmal auch befreiend, die Positionen zu benennen. Konflikte wird es immer geben. Insofern ist der Streit nicht beendet», sagte Kohlgraf Anfang November zu kath.ch.


Franz-Josef Bode, Bischof von Osnabrück (Mitte). | © Raphael Rauch
13. November 2022 | 13:14
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