Olav Fykse Tveit
Schweiz

«Die Hauptbotschaft des Papstbesuchs liegt im Ereignis selber»

Genf, 19.5.18 (kath.ch) Für Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Weltkirchenrats (ÖRK), belebt Papst Franziskus die Ökumene neu. Im Interview erklärt er, warum der Papstbesuch in Genf mehr als nur eine symbolische Geste ist.

Sylvia Stam

Papst Franziskus lebe die ökumenische Vision auf neue Art, sagten Sie an einer Medienkonferenz zur Papstreise. Wie meinen Sie das?

Olav Fykse Tveit: Papst Franziskus treibt frühere Bekenntnisse zur Ökumene mit neuem Engagement vorwärts. Er nahm beispielsweise am Reformationsgedenken des lutherischen Weltbundes in Lund teil, er empfing evangelische Kirchgemeinden wie die Waldenser im Vatikan. Anlässlich der 50-jährigen Zusammenarbeit der katholischen Kirche mit dem ÖRK hat er in einem Brief an mich geschrieben, dass Handlungen wichtiger seien als Ideen.

In Mission und Diakonie sehe ich eine grosse Übereinstimmung mit dem Programm des ÖRK.

Aber es braucht auch auf theologischer Ebene Schritte. 

Tveit: Franziskus betont sehr, dass es eine theologische Basis für die Einheit braucht: Gespräche, Reflexionen, Aussagen über Gemeinsamkeiten. Aber er betont ebenso sehr, dass wir nicht warten können, bis all das geklärt ist. Wir müssen zeigen, was wir gemeinsam tun können, insbesondere in den Bereichen Mission und Diakonie: Wie dienen wir der Welt gemeinsam? Wo legen wir gemeinsam Zeugnis ab? Da sehe ich eine grosse Übereinstimmung mit dem Programm des ÖRK.

Dieser Besuch des Oberhaupts der katholischen Kirche beim Weltkirchentag ist eine sehr starke Botschaft.

Hat der Besuch mehr als bloss symbolische Bedeutung?

Tveit: Jede Form unseres Bekenntnisses zur Ökumene, gemeinsam unterwegs zu sein, zu beten und zu arbeiten, ist wichtig. Dieser eintägige Besuch des Oberhaupts der katholischen Kirche beim Weltkirchentag ist eine sehr starke Botschaft. Er zeigt, dass die Beziehungen solid sind und dass sie auch in Zukunft prioritär behandelt werden sollen. Das inspiriert uns nicht nur hier, am Sitz des ÖRK in Genf, sondern in all unseren Mitgliederkirchen weltweit.

Inwiefern?

Tveit: Sie werden sehen, dass der Papstbesuch ein Ausdruck dafür ist, wie die nationale und lokale Zusammenarbeit gestärkt werden kann. Wenn wir das hier in Genf können, wenn der Papst zu uns kommt, warum sollen sie es dann nicht auch bei sich zu Hause können?

Sie werden gemeinsam mit dem Papst beten. Wird es darüber hinaus thematische Gespräche geben?

Tveit: Es wird Gebete und private Gespräche geben über die Themen, die auf unserer Agenda stehen. Es wird auch unverbindliche, offene Gespräche beim Mittagessen geben. Aber es ist kein Treffen, in dem es um Verhandlungen geht.

Es wird also kein Schlussdokument geben.

Tveit: Wir erwarten kein Statement, aber vielleicht eine Botschaft. Auf jeden Fall werden die Botschaften der Gebete und der Reden seitens des Papstes und des ÖRK als Texte vorliegen. Die Hauptbotschaft liegt natürlich in all den Bildern und im Ereignis selber.

Der Ruf von Jesus Christus gilt uns allen.

Was bedeutet dieses Treffen für Sie persönlich?

Tveit: Aufgabe des ÖRK ist es, die Einheit unter den Kirchen, unseren gemeinsamen Dienst in der Welt uns unser gemeinsames Bekenntnis zu stärken. Dass wir in unserem Jubiläumsjahr einen solchen Anlass feiern können, ermutigt und inspiriert uns sehr. Für mich als Generalsekretär ist es natürlich ein Privileg, aber auch eine Bestätigung, unsere Arbeit als einen Dienst am Ruf von Jesus Christus zu sehen. Dieser Ruf gilt uns allen.

Olav Fykse Tveit | © Oliver Sittel
19. Mai 2018 | 10:31
Lesezeit: ca. 2 Min.
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