Simone Curau-Aepli vom Frauenbund (links) und Monika Schmid.
Schweiz

«Danke Monika»: Solidarität mit Monika Schmid und Kritik an «kaltherzigem Communiqué»

Über 1300 Menschen solidarisieren sich in einer Petition mit der Theologin Monika Schmid. Sie kritisieren die kanonische Voruntersuchung durch Bischof Joseph Bonnemain. Die Zürcher Synodalratspräsidentin vermutet, dass Bonnemain unter dem Druck rechtskatholischer Kreise steht – und kritisiert das Communiqué als «kaltherzig».

Raphael Rauch

Monika Schmids Konzelebration ist das Thema Nummer eins in der katholischen Kirche Schweiz. Landauf, landab gehen die Meinungen darüber auseinander, ob das Mitsprechen der Einsetzungsworte liturgisch stimmig oder eine Provokation war.

Kardinal Marx erkundigt sich nach Monika Schmid

Auch beim Synodalen Weg in Deutschland war Monika Schmid Thema. Der Generalsekretär des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Marc Frings, hatte zu kath.ch gesagt: «Hier soll ein Exempel statuiert werden. Aber wer die Macht der katholischen Regeln mit Durchgreifen meint sichern zu müssen, offenbart spirituelle Machtlosigkeit. Das ist kein Zeichen für Glaubenssinn und Menschennähe.»

Marc Frings sagte am Wochenende zu kath.ch, sein Statement sei auch in Rom zur Kenntnis genommen werden. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sprach den Generalsekretär der Römisch-Katholischen Zentralkonferenz der Schweiz (RKZ), Daniel Kosch, in Frankfurt auf den Streit im Bistum Chur an.

«Wir haben keinen Zoff»

Ein versöhnliches Signal gab der Bischof von Chur, Joseph Bonnemain, vergangenen Dienstag in Freiburg. Dort fand eine Fachtagung zum Thema Sakramentalität statt. Bereits am Vormittag habe Bonnemain sie «sehr herzlich begrüsst», berichtete Monika Schmid.

Von links Sarah Paciarelli (Frauenbund), Monika Schmid und Bischof Joseph Bonnemain.
Von links Sarah Paciarelli (Frauenbund), Monika Schmid und Bischof Joseph Bonnemain.

Nach dem Gottesdienst sei der Bischof erneut auf sie zugekommen – «mit einer sehr herzlichen Geste», wie Schmid erzählte. «Später habe ich zu ihm gesagt: ‹Wir haben keinen Zoff.› Darauf hat er geantwortet: ‹Nein, ganz und gar nicht.› Wir schätzen einander und verstehen uns auf einer menschlichen Ebene sehr gut – auch wenn die letzten Tage herausfordernd waren.»

Reformierte Pfarrerinnen solidarisieren sich mit Monika Schmid

Monika Schmid hat in den letzten Tagen eine grosse Welle der Solidarität erreicht. Bislang haben sich über 1300 Menschen in einer Petition mit ihr solidarisiert. Zuspruch kommt auch von reformierten Pfarrerinnen.

Die reformierte Pfarrerin Gabriela Allemann
Die reformierte Pfarrerin Gabriela Allemann

So hat die Petition auch Gabriela Allemann unterzeichnet, die Präsidentin der Evangelischen Frauen Schweiz (EFS). «Als reformierte Pfarrerin bin ich fassungslos und auch etwas ratlos angesichts der Heftigkeit der Vorwürfe gegenüber der Gemeindeleiterin», sagte Allemann dem Portal ref.ch.

Cornelia Camichel Bromeis kritisiert die Ökumene in Graubünden

Die reformierte Pfarrerin Cornelia Camichel Bromeis habe sich zunächst darüber gefreut, dass eine katholische Frau solche Handlungen vollzieht, «und dass es auch Männer gibt, die mitziehen und da eine Gemeinde ist, die es möglich macht», wie ref.ch berichtet. Allerdings sei sie nun enttäuscht, dass erneut die Frau im Zentrum der Aufmerksamkeit stehe: «In den Medien wird nur über die Frau diskutiert und über sie geurteilt. Dabei waren auch Männer daran beteiligt. Das ist nach wie vor eine patriarchale Sichtweise.»

Cornelia Camichel Bromeis
Cornelia Camichel Bromeis

Zugleich sagte Cornelia Camichel Bromeis gegenüber ref.ch: «Als Bündner Dekanin wurde ich von der katholischen Hierarchie nicht wirklich ernst genommen.» Sie hoffe, dass die Solidarität mit Monika Schmid etwas bewege: «Das ist der Stachel im Fleisch.» 

kath.ch hat Katholikinnen und Katholiken gefragt, warum sie die Petition unterschrieben haben.

Franziska Driessen-Reding, Präsidentin des Zürcher Synodalrats

Franziska Driessen-Reding ist ehemalige Zürcher Synodalratspräsidentin.
Franziska Driessen-Reding ist ehemalige Zürcher Synodalratspräsidentin.

«Ich habe die Solidaritäts-Petition unterzeichnet, weil mich die Art und Weise des bischöflichen Vorgehens gegen Monika Schmid und das Seelsorgeteam der Pfarrei St. Martin in Effretikon sehr befremdet. Ohne vorhergehendes Gespräch mit den Betroffenen beziehungsweise den Beschuldigten hat er sich mit einem kaltherzigen Communiqué im Duktus des kirchlichen Strafrechts an die breite Öffentlichkeit gewandt – ohne jede pastorale Einbettung.

Bischof Joseph Bonnemain trägt einen pinken "Gleichberechtigung. Punkt. Amen"-Button. Am Altar will er aber keine Gleichberechtigung.
Bischof Joseph Bonnemain trägt einen pinken "Gleichberechtigung. Punkt. Amen"-Button. Am Altar will er aber keine Gleichberechtigung.

Ich gestehe dem Bischof natürlich zu, dass er unter starkem Druck rechtskatholischer Kreise steht. Aber mit seiner Form des Umgangs mit diesem Konflikt hat er viele engagierte Katholikinnen und Katholiken sehr verletzt, vor allem die vielen Mitfeiernden an dem sehr berührenden und stimmigen Abschiedsgottesdienst für die äusserst beliebte und verdiente Seelsorgerin Monika Schmid. Darüber hinaus ist es deplatziert, wenn der Bischof eine Abweichung von liturgischen Regeln in einem speziellen Gottesdienst als «Missbrauch» bezeichnet. Als Institution, welche für systemischen sexuellen und spirituellen Missbrauch von zigtausend Menschen und unendlichem damit verbundenem Leid verantwortlich ist, müssen wir in der katholischen Kirche mit dem Begriff «Missbrauch» sehr viel sensibler umgehen.»

Simone Curau-Aepli, Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes

Simone Curau-Aepli ist Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds
Simone Curau-Aepli ist Präsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds

«Das langjährige segensreiche Wirken von Monika Schmid zeigt sich in der Lebendigkeit der Pfarrei und besonders in ihrem tiefen liturgischen Erfahrungswissen. Dass die in ihrer Abschiedsfeier gebeteten Worte als Missbrauch benannt werden, wird weder die beteiligten Personen entehren noch das gefeierte Mahl entheiligen, weil es verbindend und nährend war.»

Willi Anderau, Kapuziner

Willi Anderau im Innenhof des Kapuzinerklosters Wesemlin in Luzern.
Willi Anderau im Innenhof des Kapuzinerklosters Wesemlin in Luzern.

«Ich unterstütze Monika Schmid, weil sie eine (schon längst problematische) Auslegung und Regelung der kirchlichen Ämter gebrochen hat. Leider scheinen sich die (männlichen) Verantwortlichen in der Katholische Kirche nur so zu bewegen. Hätten wir nicht solche mutige Frauen (und Männer), die einfach mal machen, dürften auch heute nur Knaben ministrieren, Frauen nicht in der Messe predigen und keine Lesungen vortragen. 
Und wer prügelt jetzt auf Monika ein? Jene, die zurückschrecken vor längst nötigen Entwicklungen und den Verlust männlicher Dominanz in der Kirche befürchten, anstatt die un-evangelische Trennung von Männern und Frauen, von Laien und Klerikern endlich zu überwinden.»

Karin Klemm, Hospizseelsorgerin

Karin Klemm engagiert sich in der "Allianz Gleichwürdig Katholisch".
Karin Klemm engagiert sich in der "Allianz Gleichwürdig Katholisch".

«Ich unterstütze Monika Schmid, weil ich die Gemeinde Effretikon unterstützen möchte, die zusammen mit diesem hörenden und vertrauenden Seelsorgeteam einen Raum geschaffen hat, der Glaubensvertiefung und tragende Gemeinschaft ermöglicht.»

Pierre Stutz, Theologe und Autor

Pierre Stutz
Pierre Stutz

«Ich unterstütze Monika Schmid, weil sie als Herbert-Haag-Preisträgerin glaubwürdig aufzeigt, wie im eucharistischen Leben patriarchale Strukturen aufgebrochen werden können.

Sie steht aufrecht in einer weltweiten Verbundenheit mit vielen Frauen und Männern, die die Inspirationen unseres Lebensfreundes aus Nazareth eucharistisch feiern, damit in der Zerbrechlichkeit unseres Lebens das Verwandelnde, das Heilende aufscheint. In ihrem kreativen Wirken konkretisiert sie glaubwürdig die Worte von Professor Herbert Haag, die er vor 25 Jahren in seinem wichtigen Buch «Worauf es ankommt. Wollte Jesus eine Zwei-Stände-Kirche?» geschrieben hat: 

«Die Krise der Kirche wird so lange andauern, wie sich diese nicht entschliesst, sich eine neue Verfassung zu geben, eine Verfassung, in der es für zwei Stände – Priester und Laien, Geweihte und Nichtgeweihte – keinen Platz mehr gibt, sondern ein kirchlicher Auftrag ausreicht, um eine Gemeinde zu leiten und mit ihr Eucharistie zu halten. Und ein solcher Auftrag kann Männern und Frauen, Verheirateten und Unverheirateten zuteil werden. Damit wäre zugleich in einem Zug das Problem der Frauenordination wie die Zölibatsfrage gelöst.» 

Merci Monika!»

Renata Asal-Steger (die RKZ-Präsidentin äussert sich explizit als Privatperson)

Renata Asal-Steger, RKZ-Präsidentin
Renata Asal-Steger, RKZ-Präsidentin

«Ich habe die Petition unterzeichnet, weil es mich als Katholikin und Christin zutiefst befremdet, dass im Zusammenhang mit der Gestaltung des Abschiedsgottesdienstes von Gemeindeleiterin Monika Schmid von «liturgischem Missbrauch» die Rede ist.  Auch stimmt es mich einmal mehr sehr traurig, wie hartherzig in «unserer» Kirche mit Mitarbeitenden umgegangen wird.

Einleitend zum Schweizer Synodenbericht ist folgender Satz zu lesen: »Die priesterliche, königliche und prophetische Würde und Berufung der Getauften sollen in einer synodalen Kirche mehr und mehr anerkannt werden und sich entfalten.»

Bischof Felix Gmür und Renata Asal-Steger bei der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.
Bischof Felix Gmür und Renata Asal-Steger bei der nationalen synodalen Versammlung in Einsiedeln.

Die nun angekündigte Vorgehensweise einer kanonischen Voruntersuchung widerspricht meines Erachtens dieser Zielsetzung einer synodalen Kirche. Soll es sich bei diesem Satz nicht nur um eine Worthülse handeln, sondern ist dieser mit Blick auf ein synodales Unterwegssein hin zu einer erneuerten Kirche ehrlich und ernst gemeint, ist ein anderer Umgang im Miteinander angesagt. 

Das Bild von Bischof Joseph Bonnemain und Monika Schmid aus Freiburg, das spürbare Aufeinander- Zugehen, stimmt mich zuversichtlich.»

Jens Ehebrecht-Zumsande, Religionspädagoge und Aktivist von «OutInChurch»

Jens Ehebrecht-Zumsande
Jens Ehebrecht-Zumsande

«Ich unterstütze Monika Schmid, weil wir endlich zu einem geschwisterlichen Miteinander in unserer Kirche kommen müssen, bei dem wir im Geist unseres Bruders Jesu anerkennen, dass Gott in Menschen aller Geschlechter gegenwärtig ist. 

Weil der Ausschluss von Frauen ein Verrat am Evangelium ist und weil die Kultur der Be-Drohung und Denunziation in unserer Kirche endlich ein Ende haben muss.»


Simone Curau-Aepli vom Frauenbund (links) und Monika Schmid. | © Laurent Crottet
11. September 2022 | 09:27
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