Danielle Cotten, SKF Co-Geschäftsleiterin
Schweiz

Danielle Cotten vom Frauenbund: «Wir konnten zwei Kantonalverbände retten»

Danielle Cotten ist Co-Geschäftsleiterin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF). Sie hat mitgewirkt an der Rettung der beiden Kantonalverbände Zug und Uri. Es ging darum, Vorstandsengpässe überwinden. Dass das gelungen sei, sei ein «Erfolgserlebnis», sagt Cotten im Gespräch.

Regula Pfeifer

Im Mai vor einem Jahr sind alle Vorstandsfrauen des Zuger Kantonalen Frauenbunds zurückgetreten. War das tatsächlich unterwartet, wie es in Ihrer Mitteilung heisst?

Danielle Cotten: Doch, es war sehr unerwartet. Wir haben wenige Tage davor davon erfahren und sind an der Versammlung vom 2. Mai unterstützend eingesprungen. Die zurückgetretenen Vorstandsfrauen waren an jenem Abend noch anwesend und leiteten den ersten Teil. Dann übernahmen wir vom SKF und überbrückten damit die entstandene Handlungsunfähigkeit des Zuger Kantonalverbandes.

«Wir konnten am selben Abend noch Frauen mobilisieren.»

Wie packten Sie das Problem an?

Cotten: Wir konnten am selben Abend noch Frauen mobilisieren, die sich einverstanden erklärten, mit uns zusammen zu arbeiten, um den Vorstand des Zuger Kantonalen Frauenbunds neu zu besetzen.

Kantonaler Frauebund Zug, Mitgliederversammlung vom 30. April
Kantonaler Frauebund Zug, Mitgliederversammlung vom 30. April

Was für Frauen waren das?

Cotten: Mitgewirkt haben Frauen aus den verschiedenen Ortsvereinen und Einzelmitglieder. Sie machten sich zur Aufgabe, neue Frauen für den Kantonalvorstand zu finden. Der Zuger Kantonale Frauenbund ZKF wurde 1913 gegründet und zählt heute 7000 Mitglieder. Ihm sind 13 Frauengemeinschaften angeschlossen, welche in den Gemeinden wertvolle ehrenamtliche  Arbeit leisten. Ihm gehören auch Einzelmitglieder an.

Wie ist es Ihnen gelungen, neue Frauen für den Kantonalvorstand zu gewinnen?

Cotten: Vieles war Netzwerkarbeit – und eine Spur Glück. Wir bemühten uns mehrfach, mit Frauen in den Ortsvereinen in Kontakt zu treten. Das war aber nicht so erfolgreich. Da ergab sich ein Glücksfall: Eine Frau, die für einen anderen Verband tätig ist, der im selben Gebäude wie der Zuger Kantonale Frauenbund seinen Sitz hatte, meldete sich und interessierte sich sehr für die Vorstandsaufgabe. Das ist Sabine Feierabend aus Zug.

«Wenn eine Person Interesse zeigt, dann zieht das oft weitere Personen nach.»

Und wenn eine Person Interesse zeigt, dann zieht das oft weitere Personen nach. Das war hier auch so. Sabine Feierabend konnte tatkräftig weitere Frauen mobilisieren und wir konnten auch eine Frau motivieren, für das Amt zu kandidieren. Am 30. April sind fünf neue Vorstandsfrauen gewählt worden, eine weitere schnuppert, um zu sehen, ob ihr diese Aufgabe gefallen würde.

Simone Curau-Aepli vom Frauenbund am Netzwerken an der Frauensession im Bundeshaus, Oktober 2021
Simone Curau-Aepli vom Frauenbund am Netzwerken an der Frauensession im Bundeshaus, Oktober 2021

Haben Sie vom SKF – neben der Personalsuche – weitere Aufgaben übernommen?

Cotten: Ja, es ging ja darum, den Kantonalverband, der wegen der Rücktritte führungslos geworden war, handlungsfähig zu erhalten. Dabei nutzten wir die Gelegenheit und schauten die einzelnen Bereiche und Prozesse des Verbands an, die Zusammenarbeit mit den Ortsvereinen, die Organisation der beiden Solidaritätswerke «Nothilfe» und «Weihnachtsbriefkasten», die Buchhaltung und so fort. So konnten wir einiges verbessern und vereinfachen und dies auch kommunizieren. Damit konnten wir das Vertrauen zwischen Ortsvereinen und Kantonalverband stärken.

Ähnliche Probleme gab es auch bei den Kantonalverbänden von Uri und in Obwalden. Haben Sie diese auch lösen können?

Cotten: Den Frauenbund Uri haben wir etwa zur gleichen Zeit wie den Zuger Kantonalen Frauenbund unterstützt. An beiden Orten war es 2023 zu Vorstandsengpässen gekommen. Auch in Uri haben wir es geschafft, mit viel Vernetzungsarbeit und Engagement ein Vorstandsteam zusammenzustellen.

Die katholische Kirche Bürglen thront über dem Dorf.
Die katholische Kirche Bürglen thront über dem Dorf.

«In Uri unterstützte uns die Kirche sehr.»

Dabei unterstützte uns die Kirche sehr. Wir durften das Problem an einer Dekanatsversammlung darlegen. So erreichten wir die geistlichen Begleiter, die unsere Frauenvereine unterstützen, sowie weitere Leute aus der Kirche. Darauf meldeten sich Frauen bei uns, die sich bereiterklärten, in unserem Namen nach möglichen Vorstandsfrauen zu suchen. So konnten wir schliesslich ein sehr engagiertes Team zusammenstellen, das am 21. Februar dieses Jahres gewählt wurde. In der Zwischenzeit hatten wir vom SKF den Urner Kantonalverband interimistisch begleitet.

Und was war in Obwalden?

Cotten: Da kam der Vorstandsengpass erst Anfang dieses Jahres. Hier waren wir nur am Rande involviert, denn die Obwaldnerinnen waren selbst sehr aktiv. Sie trommelten Vertreterinnen der Ortsvereine zusammen, die sich bemühten, weitere Vorstandsmitglieder zu finden.

Ein Anlass für verwitwete und alleinstehende Frauen, organisiert vom Frauenbund Obwalden, am 30. Januar 2024.
Ein Anlass für verwitwete und alleinstehende Frauen, organisiert vom Frauenbund Obwalden, am 30. Januar 2024.

Dabei half, dass in der Zeitung ein Bericht über diese Suche erschien. Zudem posteten die Frauen das Anliegen in den Sozialen Medien. Darauf meldeten sich in kurzer Zeit neue Interessentinnen für die Vorstandsarbeit, die am 22. März gewählt wurden. Das Ganze geschah in wenigen Wochen, so dass wir vom SKF keine Verbandsleitungslücke überbrücken mussten.

«Leute für Freiwilligenarbeit zu finden, ist schweizweit schwieriger geworden.»

Vorstandsfrauen zu finden ist also schwierig?

Cotten: Das ist so, wir sind da nicht die einzigen mit unserem Verband. Leute für Freiwilligenarbeit zu finden, ist schweizweit schwieriger geworden. Wir versuchen vom Dachverband her nicht nur bei der Personalsuche behilflich zu sein, sondern die Verbandsarbeit insgesamt attraktiver zu gestalten, indem wir Kurse anbieten.

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Sind Sie froh, dass alles ein gutes Ende genommen hat?

Cotten: Ja, wir sind froh und sogar begeistert, wie viele Kräfte von unterschiedlichen Frauen ins Vereinsleben des Frauenbundes einfliesst und wie wohlwollend die Frauen sich immer wieder begegnen. Das zeigt: Der gesellschaftliche Zusammenhalt ist da.

Dass es in drei Kantonen gelungen ist, die Kantonalverbände zu retten, ist für uns als Dachverband ein Erfolgserlebnis. Wir konnten zeigen: Wenn ein Problem da ist, können wir unterstützen und intensiv begleiten.


Danielle Cotten, SKF Co-Geschäftsleiterin | © SKF
11. Mai 2024 | 12:00
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