Schwester Maria Hammerer vom dem Frauenkloster St. Elisabeth in Schaan.
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«Brot und Rosen» als Antwort auf Wolfgang Haas: «Ich hoffe, dass es bald kein Erzbistum mehr gibt»

Das Kloster St. Elisabeth in Schaan ist offen für Gläubige, die sich im Erzbistum Liechtenstein heimatlos fühlen. Dies mit dem Evangelisierungsprojekt «Brot und Rosen». Schwester Maria Hammerer (60) erklärt wie und weshalb. Und was sie sich für die Zukunft der Kirche im Fürstentum wünscht.

Regula Pfeifer

Sie haben den ehemaligen Abt von Einsiedeln, Martin Werlen, in Ihre Klosterkirche eingeladen. Er hat den Gottesdienst zum Jubiläum des Vereins für eine offene Kirche Liechtenstein geleitet.

Maria Hammerer*: Das war selbstverständlich. Ich finde immer sehr interessant, was Martin Werlen sagt und schreibt. Ich habe alle seine Bücher gelesen. Auch seine direkte Art gefällt mir. Und der Verein Offene Kirche Liechtenstein – der sein 25-Jahr-Jubiläum feierte – hat eine gute Sache angerissen. Was er macht, finde ich sehr wichtig.

Martin Werlen leitete den Gottesdienst zum 25-Jahr-Jubiläum des Vereins für eine Offene Kirche Liechtenstein
Martin Werlen leitete den Gottesdienst zum 25-Jahr-Jubiläum des Vereins für eine Offene Kirche Liechtenstein

Sind Sie Vereinsmitglied?

Hammerer: Ja, unsere Gemeinschaft gehört dem Verein für eine offene Kirche Liechtenstein an. Wir sind aber nicht prominent darin aktiv. Wir engagieren uns mit dem Projekt «Brot und Rosen». Wobei es durchaus personelle Überschneidungen gibt bei den beiden Engagements.

«Unser Evangelisierungsprojekt richtet sich an alle, die sich in der Kirche Liechtensteins nicht beheimatet fühlen.»

Schwester Maria, Kloster St. Elisabeth, Schaan

Was ist «Brot und Rosen»?

Hammerer: Das ist unser Evangelisierungsprojekt, das sich an alle Menschen richtet, die sich in der Kirche Liechtensteins sonst nicht beheimatet fühlen. Wir Schwester organisieren zusammen mit weiteren Erwachsenen Wortgottesdienste, Liturgiegestaltungen und Evangelisierungs-Kurse. Diese richten sich an die nichtbeheimateten Erwachsenen, aber auch an die an uns angeschlossene Mitglieder – eine Art dritter Orden. Die Erwachsenen, die sich in den Pfarreien unwohl fühlen, schicken ihre Kinder zu uns – für die Vorbereitung zur Erstkommunion oder zur Firmung. Aktuell sind 23 Jugendliche in der Vorbereitung zur Firmung, 15 in jener zur Erstkommunion.

Gut besetzter Gottesdienst in der Klosterkirche Schaan – mit Martin Werlen
Gut besetzter Gottesdienst in der Klosterkirche Schaan – mit Martin Werlen

Ihr Kloster St. Elisabeth gehört der internationalen Kongregation der Anbeterinnen des Blutes Christi (ASC) an. Das klingt – Entschuldigung – doch etwas makaber.

Hammerer (lacht): Das sagen viele, wenn sie den Namen hören. Dazu kann ich sagen: Erstens praktizieren wir nicht eine ewige Anbetung. Unser Alltag ist von Gebet und Dienst zugleich geprägt. Und zweitens ist das Blut das Zentralste im Leben. Wir setzen uns für das Leben ein – und sehen Christus dahinter. Besonders wichtig ist uns das Ostergeheimnis – und zwar als Verbindung zwischen Tod und Auferstehung. (Schwester Maria Hammerer zeigt auf ihren Anhänger.) Das ist unser Wahrzeichen: ein Herz mit einem Kreuz.

Eingang zum Kloster mit dem Namen des Frauenordens in Schaan
Eingang zum Kloster mit dem Namen des Frauenordens in Schaan

Erklären Sie uns Ihren Anhänger.

Hammerer: Die beiden Zeichen bedingen einander. Ohne Liebe gibt es kein Kreuz, also keinen Glauben an Jesus. Umgekehrt wäre ein Leiden ohne Liebe im Grunde der Tod. Nur dank der Liebe lässt sich das Leiden ertragen und überwinden. Haben Sie schon unseren Jesus am Kreuz in der Kirche gesehen?

Zeichen der "Anbeterinnen des Blutes Christi": Herz mit Kreuz
Zeichen der "Anbeterinnen des Blutes Christi": Herz mit Kreuz

Auf einem Foto, ja.

Hammerer: Dieser Jesus am Kreuz stellt unsere Spiritualität gut dar. Er holt mit einer Hand aus und nimmt alles Weltliche auf. Das übergibt er dann der anderen Hand und die überreicht es Gott, dem Vater. Umgekehrt wird Kraft von oben auf die eine Hand geleitet, die über die andere Hand zu den Menschen gelangt.

Jesus am Kreuz – in der Klosterkirche St. Elisabeth, Schaan
Jesus am Kreuz – in der Klosterkirche St. Elisabeth, Schaan

Auf der Webseite ist vom erlösenden und heilenden Wirken Ihrer Gemeinschaft die Rede. Ist das unter Erzbischof Wolfgang Haas besonders nötig?

Hammerer: Das ist eigentlich immer nötig. Aber zu Ihrer Frage: Wir haben in Liechtenstein eine grosse Hoffnung, dass sich bald etwas gewaltig ändert. Wir hoffen, dass die Kirche wieder aufatmen kann. Dass das kirchliche Leben wieder in die Pfarreien zurückkehrt. Denn eigentlich sollten nicht wir die Kinder und Jugendlichen zur Erstkommunion führen, sondern die Pfarreien.

Archivbild von 2005: Erzbischof Wolfgang Haas reicht dem Erbprinzen Alois II. von Liechtenstein die Kommunion.
Archivbild von 2005: Erzbischof Wolfgang Haas reicht dem Erbprinzen Alois II. von Liechtenstein die Kommunion.

Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Wolfgang Haas beschreiben?

Hammerer: Erzbischof Wolfgang Haas ist ein super Prediger. Er kommt bei einzelnen im Volk gut an. Es gibt Leute, die ihm nachreisen. Wir sind als internationale Kongregation päpstlichen Rechts nicht abhängig vom Bischof. Sein jährlicher Weihnachts- und Dankesbrief ist oft unser einziger Kontakt zu ihm. Es macht uns Mühe, dass er wenig auf die Bedürfnisse der Gläubigen eingeht und ihm Rituale und festgefahrene Strukturen wichtiger sind als die Menschen.

«Es wäre gut, wenn wir wieder zum Bistum Chur gehören würden.»

Was hoffen Sie für die Zukunft der Liechtensteiner Kirche?

Hammerer: Ich hoffe, dass es bald kein Erzbistum mehr gibt. Es wäre gut, wenn wir wieder zum Bistum Chur oder auch zum Bistum St. Gallen oder Feldkirch gehören würden. Falls das Erzbistum bestehen bliebe – was ich nicht wünsche –, braucht es einen Bischof, der aufräumt und vieles neu und anders macht.

Maria Hammerer zündet eine Kerze an.
Maria Hammerer zündet eine Kerze an.

Und noch ein Anliegen habe ich: Während der Coronazeit sind viele Menschen aus der Kirche verschwunden. Ich hoffe, dass sie einen neuen Anlauf nehmen und zurückkehren. Vielleicht merken sie, dass ihnen nun etwas fehlt.

* Schwester Maria Hammerer lebt im Kloster St. Elisabeth in Schaan, Liechtenstein. Sie gehört dem dreiköpfigen örtlichen Leitungsgremium an und ist insbesondere fürs Sekretariat zuständig. Ursprünglich hat Maria Hammerer Damenschneiderin gelernt. Nach ihrer Profess im Kloster hat sie sich zur Sozialpädagogin im Behindertenbereich ausgebildet.


Schwester Maria Hammerer vom dem Frauenkloster St. Elisabeth in Schaan. | © Christian Merz
8. Februar 2023 | 07:44
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