Ausserordentlicher Monat der Weltmission

Weltmissionssonntag 2019

«Aus dieser Gesinnung heraus und auf Vorschlag der Kongregation für die Evangelisierung der Völker rufe ich für Oktober 2019 einen ausserordentlichen Monat der Mission aus, um das Bewusstsein der missio ad gentes wieder stärker wachzurufen und mit neuem Schwung die missionarische Umgestaltung des Lebens und der Seelsorge wiederaufzunehmen»

(Papst Franziskus, 22. Oktober 2017)

Papst Franziskus | © Oliver Sittel

Papst Franziskus hat den Oktober 2019 zum ausserordentlichen Monat der Weltmission ausgerufen. Ein Überblick über Anlässe und Kampagnen in der Schweiz.

Der Weltmissionssonntag in der Schweiz

Papst Franziskus hat dieses Jahr den Monat Oktober zum ausserordentlichen Monat der Weltmission ausgerufen. Anlass ist der hundertste Jahrestag des Apostolischen Schreibens “Maximum Illud” von Papst Benedikt XV. Franziskus geht es darum, “das Bewusstsein der missio ad gentes (Sendung in die Welt) wieder stärker wachzurufen und mit neuem Schwung die missionarische Umgestaltung des Lebens und der Seelsorge wiederaufzunehmen», schreibt Papst Franziskus in seiner Botschaft zum Weltmissionsmonat.

“Missio ad gentes meint die Sendung in die Welt, hin zu den Völkern anderer Länder”, erläutert Martin Brunner-Artho, Direktor von Missio*, gegenüber kath.ch. Franziskus unterscheide jedoch nicht zwischen “Mission im Süden und Mission bei uns in Europa”. Mission fange bei jedem und jeder Getauften selbst an, “führt aber immer über mich selbst hinaus”, so der Direktor von Missio. Mission sei darum etwas, “das alle Getauften angeht”, resümiert er.

Aus diesem Grund lautet das Motto des Weltmissionsmonats «Getauft und gesandt: Die Kirche Christi missionarisch in der Welt».

Aus diesem Grund lautet das Motto des Weltmissionsmonats «Getauft und gesandt: Die Kirche Christi missionarisch in der Welt».

Martin Brunner-Artho, Direktor von Missio

Martin Brunner-Artho, Direktor von Missio | zVg

In der Schweiz ist der Weltmissionsmonat von drei Eckpunkten geprägt: Er beginnt mit einer Eröffnungsfeier am 1. Oktober im Baptisterium Riva San Vitale (TI), dem ältesten christlichen Bauwerk der Schweiz. “Wir möchten dort anfangen, wo das Christentum in der Schweiz angefangen hat”, erklärt Martin Brunner-Artho.

Im Baptisterium wird erstmals das Taufsteintuch mit dem Logo und dem Motto entrollt. “Das über zwei Meter lange Tuch wird am Taufstein befestigt und zielt auf den Ausgang zu. Die aufgedruckten Fussabdrücke sollen zeigen, dass der Weg der Taufe im Alltag der Getauften weitergeht”, erklärt Brunner-Artho. Bei dieser Eröffnung werden die Mitglieder der von der Schweizer Bischofskonferenz (SBK) eingesetzten Arbeitsgruppe anwesend sein. Dazu gehören unter anderen die Bischöfe Jean-Marie Lovey (Sitten, Präsident der Arbeitsgruppe) und Jean Scarcella, Abt von St. Maurice und innerhalb der SBK für das Thema Mission zuständig. Ausserdem werden Valerio Lazzeri, Ortsbischof von Lugano, sowie sein Vorgänger Pier Giacomo Grampa und Marian Eleganti, Weihbischof im Bistum Chur, anwesend sein. Erwartet werden ausserdem Vertreterinnen und Vertreter aus den Bistümern, Orden, Jugendverbänden, Landeskirchen und Hilfswerken. .

“Die Repräsentanten der Kirche werden anschliessend ein solches Taufsteintuch und etwas Taufwasser mitnehmen und diese in die Pfarreien tragen.” Brunner-Artho hofft, dass das Tuch, das bei Missio bestellt werden kann, im Oktober in vielen Kirchen möglichst beim Taufstein aufgehängt wird und so Diskussionen zum Thema Taufe und Sendung auslöst.

Ein zweiter Eckpunkt ist der Weltmissionssonntag vom 20. Oktober. An diesem Sonntag sind die Pfarreien aufgerufen, das Thema im Gottesdienst aufzugreifen und die Kollekte für den Solidaritätsfonds der Weltkirche aufzunehmen. Dieser unterstützt finanziell nicht eigenständige Ortskirchen. Damit wird laut Brunner-Artho der Begriff “Mission” von der eigenen Taufe auf die Welt hin ausgeweitet, “der weltkirchliche Aspekt wird betont”.  

Schliesslich soll der Weltmissionsmonat am 31. Oktober in den Pfarreien mit einer Sendungsfeier offiziell beendet werden. “Wichtig ist uns, dass den Gläubigen bewusst wird, dass die Taufe mehr als eine Kirchenmitgliedschaft ist, sondern effektiv eine Sendung”, sagt Brunner-Artho. Dazu gibt es ein Sendungsgebet, das im Gottesdienst gesprochen werden kann, Jean-Marie Lovey wird zudem einen Brief an alle Gläubigen verfassen, der ihnen zuspricht: “Du bist gesendet”. Dieser soll in der Sendungsfeier vorgelesen und den Gläubigen mitgegeben werden.  

Auf der Website zum Weltmissionsmonat in der Schweiz werden die einzelnen regionalen Anlässe zum Weltmissionsmonat gesammelt.

Über diese Eckpunkte hinaus sind Pfarreien und Gruppierungen, aber auch die einzelnen Gläubigen eingeladen, sich im Oktober besonders mit der eigenen Sendung auseinanderzusetzen. “Wo können wir Mission zum Thema machen? Wo können wir als Kirche hinausgehen? Wo können wir auf andere zugehen?”, nennt Brunner- Artho mögliche Diskussionsfragen. (sys)

Als Anregung zu einer solchen Reflexion stellt Missio diverse Materialien bereit, darunter eine Postkarte. Hier werden die Getauften aufgefordert festzuhalten, was ihre je eigene Mission ist. Wer mit sozialen Medien vertraut ist, kann seine Mission auf einem Blatt Papier notieren, ein Foto oder Video von sich selbst machen und dieses mit den Hashtags #MeineMission oder #MyMission auf Facebook posten.

* Missio ist eines der 116 nationalen päpstlichen Missionswerke weltweit. Missio unterstützt die von der SBK eingesetzte Arbeitsgruppe zum Weltmissionsmonat und bietet Pfarreien und Gemeinschaften jedes Jahr im Oktober umfangreiches Informations- und Animationsmaterial zum Thema an.

Martin Brunner-Artho zum Weltmissionssonntag

“Eine Kirche, die nicht von Gott erzählt, erfüllt ihren Auftrag nicht”

Martin Brunner-Artho

Papst Franziskus hat den Oktober dieses Jahr zum ausserordentlichen Monat der Weltmission ausgerufen. Weshalb es diesen Monat braucht und wie der Begriff Mission heute verstanden werden kann, erläutert Martin Brunner-Artho, Direktor des päpstlichen Missionswerk Missio.

Wozu braucht es einen ausserordentlichen Monat der Weltmission?

Martin Brunner-Artho: Papst Franziskus will die Kirche zu ihrem Kerngeschäft zurückholen. Die Kirche muss von Gott erzählen, das ist ihre Mission. Das bedeutet: Geh hinaus und erzähle von Gott, von dem, was du mit Jesus Christus erlebt hast, wo du Begegnungen mit dem Göttlichen hattest. Wo du das Gefühl hattest, etwas berührt zu haben, was tiefer ist als alles Sichtbare. Das ist der Aufruf des Weltmissionsmonats: Kirche, geh zurück zu deiner Mission. Eine Kirche, die nicht von Gott erzählt, erfüllt ihren Auftrag nicht. Sie hat einen Auftrag, der von Jesus Christus, von Gott selber kommt. 

“Getauft und gesandt” lautet das Motto des Weltmissionsmonats. Bin ich als Getaufte also immer auch Missionarin?

Brunner-Artho: Die biblischen Aussendungstexte gehen primär an die Apostel. Diese identifizieren wir oft mit den Leitern der Kirche, also mit den Bischöfen, die sich ja auch als Nachfolger der Apostel sehen. Auf diese Weise delegieren wir übrigen Getauften diesen Sendungsauftrag. Jeder und jede Getaufte hat aber tatsächlich eine Mission. Papst Franziskus geht in seiner Botschaft noch weiter, indem er sagt: “Du hast nicht nur eine Mission, du bist eine Mission.” (sys)

“Wir sind als Getaufte tatsächlich Missionare wider Willen, oder zumindest unbewusste Missionare.”

Martin Brunner-Artho, Direktor von Missio

Was bedeutet das, Mission zu sein?

Martin Brunner-Artho: Was wir tun, erzählt von Jesus Christus. Das Leben jedes und jeder Getauften erzählt von der Liebe Gottes, oder eben nicht. Wir sind als Getaufte tatsächlich Missionare wider Willen, oder zumindest unbewusste Missionare. Die meisten von uns kennen Menschen, die uns in unserer Glaubensbiografie geprägt haben, ohne dass das ihnen bewusst war. So sind wir in dem, was wir tun, missionarisch unterwegs.

Aber es geht auch explizit darum, von Gott zu sprechen. 

Brunner-Artho: Wenn ich einen Boden finde, der meinem Leben Halt, Richtung und Sinn gibt, dann muss ich das mitteilen. Nicht in dem Sinne, dass mein Gegenüber katholisch werden soll. Vielmehr in dem Sinn, wie es die französischen Bischöfe formuliert haben: “Proposer la foi” – den Glauben vorschlagen.

Ist der Aufruf zur Mission auch eine Reaktion auf die sinkenden Kirchenmitgliederzahlen in Europa?

Brunner-Artho: Nein. Papst Franziskus sagte 2013 in einer Videobotschaft: «Gehst du, um jemanden davon zu überzeugen, katholisch zu werden? Nein, nein nein! Gehe, um ihm zu begegnen, er ist dein Bruder! Das allein genügt. Und wenn du ihm begegnest, dann macht Jesus den Rest, dann macht der Heilige Geist den Rest». Damit spricht sich der Papst gegen Proselytismus (das Abwerben Andersgläubiger, d. Red) aus. Er sagt vielmehr, Mission sei ein Dialog. Das bedeutet, dass wir aufeinander zugehen sollen, mit unserem Bruder, unserer Schwester in Kontakt treten und eine Atmosphäre schaffen, die so offen ist, dass Gott wirken kann. Die offen ist für die Transzendenz. Der eigentliche Missionar sind also nicht wir, sondern ist Jesus Christus. Ich kann nicht jemanden bekehren.

Aber wenn mein Gegenüber nicht an die Existenz Gottes oder einer Transzendenz glaubt?

Brunner: Ich brauche niemanden zu überzeugen. Aber ich darf jemandem erzählen von etwas, wovon ich überzeugt bin, dass es etwas Gutes ist. Das ist die Aufgabe der Kirche. Wenn ich auf den anderen als Bruder oder
Schwester zugehe, impliziert das auch den Respekt vor ihm.

Auch vor seinem Atheismus?

Brunner-Artho: Das ist die Herausforderung. In meinem Gegenüber begegne ich Christus. Also muss ich dort aufhören, wo seine Würde beginnt. Es geht nicht darum, ihn zu vereinnahmen. Vielleicht braucht es auch den richtigen Moment für solche Gespräche, sie sind oft ein Geschenk. Manchmal geschehen sie an Orten, wo man es nicht erwartet.  Wir können das nicht immer steuern.

* Missio ist eines der 116 nationalen päpstlichen Missionswerke weltweit. Das Hilfswerk unterstützt die von der Schweizer Bischofskonferenz eingesetzte Arbeitsgruppe zum Weltmissionsmonat und bietet Pfarreien und Gemeinschaften jedes Jahr im Oktober umfangreiches Informationsmaterial zum Thema an.

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Mehr Informationen zum Weltmissionssonntag erhalten Sie auf der Webseite von Missio

Kollekte bei einem Gottesdienst in Kenia | © Missio Schweiz