Schweiz
Welttheater und Heiliger Wolfgang: Wallfahrtssaison in Einsiedeln wartet mit zwei besonderen Jubiläen auf
Das Wallfahrtsjahr 2024 des Klosters Einsiedeln wird ein ganz besonderes. Nicht nur, weil auf dem Klosterplatz das Welttheater aufgeführt – und damit gleichzeitig sein 100-jähriges Jubiläum begangen wird. Auch den 1100. Geburtstag des Heiligen Wolfgang feiert das Kloster. Der spätere Bischof von Regensburg lebte nämlich von 965 bis 971 im Kloster Einsiedeln. Dazu gibt es einige Veranstaltungen und Events, wie Wallfahrtspater Philipp erklärt.
Wolfgang Holz
Das Wort Jesu aus dem Matthäus-Evangelium «Ich bin mit Euch!» steht programmatisch als Leitsatz über dem diesjährigen Einsiedler Wallfahrtsjahr. «Das diesjährige Wallfahrtsmotto ist ein richtiger Mutmacher und will am Wallfahrtsort Einsiedeln das gläubige Vertrauen in die Gegenwart Gottes im Leben von uns allen stärken», schreibt Abt Urban im Grusswort*. Das Wallfahrtsmotto beziehe sich auch vor allem auf zwei Jubiläen, die 2024 in Einsiedeln gefeiert werden.
Von Corona 2019 noch ausgebremst
Zum einen ist da das 100. Jubiläum des Welttheaters. Zeitlich ausgebremst durch die Corona-Krise 2019 fällt die verschobene Aufführung in diesem Jahr zusammen mit dem 100. Aufführungsjubiläum von 1924. Die riesigen Zuschauertribünen für den kulturellen Grossanlass auf dem Einsiedler Klosterplatz wurden bereits errichtet. Werden deshalb mehr Pilger als üblich in Einsiedeln erwartet?
«Im Klosterdorf werden anlässlich des Einsiedler Welttheaters mehr Kultur-Pilger erwartet», sagt Pater Philipp Steiner gegenüber kath.ch. «Sicher werden die allermeisten von ihnen auch unsere Klosterkirche besuchen. Aber mehr Pilgergruppen haben sich wegen des Welttheaters bis jetzt nicht angemeldet. Eigentlich schade, denn ein Gottesdienst und ein Theaterbesuch schliessen sich ja nicht aus, sondern bereichern und ergänzen sich gegenseitig.»
Ein Jubiläum ist das diesjährige Welttheater allemal. Denn das «Grosse Welttheater» aus der Feder des spanischen Dichters Pedro Calderón de la Barca (1600–1681) wurde 1924 erstmals vor der Kulisse des Klosters Einsiedeln aufgeführt.
Im Jubiläumsjahr kann das Publikum das Welttheater in der Fassung des Schweizer Schriftstellers Lukas Bärfuss (*1971) sowie unter der Regie des Luzerner Theaterschaffenden und Regisseurs Livio Andreina (*1954) erleben. Vom 11. Juni bis 7. September 2024 bringen Laienschauspielerinnen und -spieler aus der Region Einsiedeln mehrmals die Woche das Freilichttheater zur Aufführung. Ein ganzes Dorf spielt quasi Theater.
«Es gibt keine Statisten»
Allein rund 500 Theaterspielende und Helfende werden an dem Einsiedler Grossanlass mitwirken. James Kälin, Präsident der Einsiedler Welttheatergesellschaft, betonte im Vorfeld, dass jede noch so kleine Rolle im Gefüge des Ganzen wichtig sei: «Es gibt keine Statisten, nur Mitspielerinnen und Mitspieler.»
Und Autor Lukas Bärfuss freut sich auch schon auf die Aufführung: «Die Bühne ist schlauer als mein Schreibtisch. Die Bühne ist der Ort, wo sich Sachen verwandeln.» Lukas Bärfuss hat für das Welttheater Einsiedeln eine neue Fassung von Calderón de la Barcas epochalem Mysterienspiel geschaffen.
Welttheatergespräche in Zürich
Übrigens: An vier Abenden geht Bärfuss in Zürich im Literaturhaus mit jeweils einem Gast den zentralen Themen aus seinem Text auf den Grund. Die erste Veranstaltung der Welttheatergespräche findet am Donnerstag, 16. Mai, um 19.30 Uhr statt. Der Schriftsteller unterhält sich an diesem Abend mit Margrit Stamm über die Themen Kind und Weisheit/Urteilskraft.
Das zweite Jubiläum, welches die Benediktinergemeinschaft des Klosters Einsiedeln direkt betrifft, ist der 1100. Geburtstag des Heiligen Wolfgang (924-994). «Denn was viele nicht wissen: Der Heilige Wolfgang, der als Lehrer in Trier, als Missionar in Ungarn und später als Bischof von Regensburg gewirkt hat, zählt zu den prominentesten Einsiedler Benediktinern», sagt Pater Philipp. Der 924 in Pfullingen Geborene lebte von 965 bis 971 als Mönch im Kloster Einsiedeln.
Darstellungen in der Kirche
«In der Klosterkirche zeigen ein Deckenfresko über dem Mauritiusaltar und eine Stuckstatue beim Meinradsaltar die Figur des Heiligen Wolfgang. Im Jubiläumsjahr ist der heilige Wolfgang zusätzlich am Benediktsaltar zugegen», erklärt Pater Philipp weiter. Das dortige Bild stelle den heiligen Wolfgang als Mönch von Einsiedeln dar, wie er aufbricht, um in Ungarn das Evangelium Christi zu verkünden. «Es wurde 1918 vom Einsiedler Künstlermönch P. Bernhard Flüeler gemalt.»
Anlässlich des liturgischen Gedenktags des Heiligen Wolfgang am 31. Oktober wird in der Klosterkirche um 11.15 Uhr ein festliches Konventamt gefeiert. Und nicht nur das: «Pater Lukas Helg bietet zuvor am Dienstag, 25. Juni, eine E-Bike-Wallfahrt von Einsiedeln zur Kirche St. Wolfgang bei Hünenberg ZG an. Und auch bei anderen Gelegenheiten wird während dieses Wallfahrtsjahrs auf den Heiligen Wolfgang aufmerksam gemacht», sagt Pater Philipp.
Ausstellung zu Welttheater und Heiligem Wolfgang
Seit April zeigt man in der barocken Stiftsbibliothek des Klosters Einsiedeln auch eine Doppelausstellung anlässlich des 100. Jubiläums des Einsiedler Welttheaters und des 1100. Geburtstages des Heiligen Wolfgang.
«Zu letzterem sind in der Ausstellung unter anderem die Wolfgangsvita des Otloh von Regensburg aus dem 11. Jahrhundert sowie eine Inkunabel der Wolfgangslegende aus Burgdorf von 1475 gezeigt. Zudem sind Handschriften zu sehen, die vermutlich durch den Heiligen Wolfgang nach Einsiedeln gekommen sind und seither in unserer Bibliothek aufbewahrt werden», führt Pater Philipp aus.
Erinnerungsmedaille
Und es gibt zum Jubiläum des Heiligen Wolfgang als Erinnerung auch noch eine Medaille. Die für das Jubiläumsjahr 2024 geprägte Medaille ziert auf der Vorderseite eine Abbildung des Benediktiners, die Rückseite zeigt das Signet des Jubiläumsjahres und die Namen der einzelnen Wolfgangsorte. Pater Philipp: «Sie ist für sieben Franken im Einsiedler Klosterladen sowie an der Kirchenpforte (in der Klosterkirche vorne rechts) erhältlich.»
«Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau ist also schon vor Auffahrt in vollem Gange!»
Pater Philipp Steiner
«Wir freuen uns über alle, die nach Einsiedeln kommen!» lässt Pater Philipp wissen. Wobei er klarmacht, dass die Einsiedler Wallfahrtssaison nicht erst an Auffahrt beginnt. «Wir durften mit den in der Schweiz lebenden Tamilen und Albanern bereits vor Ostern zwei grosse und lebendige Wallfahrten begrüssen. Ihnen folgten vor zwei Wochen die kleineren, aber nicht weniger lebendigen Fusswallfahrten aus dem Freiamt und aus dem Luzerner Seetal.»
Am 4. Mai war bereits die Vorarlberger Diözesanwallfahrt, am 5. Mai die Luzerner Landeswallfahrt zu Gast. Pater Philipp: «Die Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau ist also schon vor Auffahrt in vollem Gange!»
Und weitere werden folgen: an Auffahrt die Zuger Landeswallfahrt, am 14. Mai die Obwaldner Landeswallfahrt, am 16. Mai die Nidwaldner Landeswallfahrt, am 18. Mai die Wallfahrt der Bezirke Schwyz, Küssnacht und Gersau. Und so weiter…
*Weitere Informationen zu den Jubiläen sind auf der Homepage des Klosters Einsiedeln zu finden.
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