Arnold Landtwing
50 Halleluja

Arnold Landtwing: Zehn Franken für ein Halleluja

Zwischen Ostern und Pfingsten erzählen 50 Menschen, was ihnen ein Halleluja wert ist. Heute: Arnold Landtwing.

«Der Verkäufer des Strassenmagazins überreichte mir gerade das neueste «Surprise»-Exemplar und wir waren in eine Unterhaltung vertieft, als eine Dame gesetzteren Alters sich zwischen uns drängte. Sie drückte dem Strassenverkäufer eine gefaltete Zehnernote in die Hand und sagte: «Hier für Sie. Weil Sie ein Schweizer sind.» Nachdenklich schaute er zuerst den Geldschein an, dann die Frau. «Sie hätten das Zehnernötli also meinem Kollegen nicht gegeben, weil er Ausländer ist?» fragte er. «Ja, genau», antwortete die Frau, «ich gebe sie Ihnen, weil sie Schweizer sind.» Mit einem freundlichen Lächeln gab der Strassenverkäufer das Geld zurück: «Danke, von Ihnen möchte ich nichts. Lieber schenke ich meine eigene letzte Zehnernote einem ausländischen Kollegen. Ich nehme kein Geld, das nur für Schweizer ist. Wer als Obdachloser das Leben auf der Strasse kennt, für den zählt nur die Solidarität, nicht die Nationalität.» Ein «Halleluja!» erklingt manchmal als eindrückliches Zeichen der Solidarität mitten in einer Stadt wie Zürich.»

Arnold Landtwing ist Informationsbeauftragter des Generalvikariates für die Kantone Zürich und Glarus. (sh)

Arnold Landtwing | © Hans Merrouche
4. Juni 2022 | 05:00
Lesezeit: ca. 1 Min.
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