Die Zürcher Liebfrauenkirche.
Schweiz

Zeitung: Kein eigenes Bistum, aber Bischofssitz in Zürich?

Aarau, 20.3.16 (kath.ch) Im Nachklang zur Umfrage von  Bischof Vitus Huonder zu einem eigenen Bistum Zürich, stellt die «Schweiz am Sonntag» (20. März) die Frage, ob es nicht genügen würde, den Bischofssitz von Chur nach Zürich zu verlegen. Und findet dabei Antworten, die keinsewegs neu sind.

Mehr als die Hälfte der Katholiken des Bistums Chur leben im Kanton Zürich, nämlich rund 394’000 von insgesamt 686’000 (Angaben gemäss Factsheet des Bistums Chur). Der Wunsch nach einem eigenen Bischof für die Wirtschafts- und Medienmetropole der Deutschschweiz ist also verständlich, ebenso der Wunsch nach einem Bischof, der näher bei diesen urbanen Menschen ist als es ein Bischofssitz an der Peripherie des Bistums ermöglicht. Doch braucht es dafür eine Neueinteilung des Bistums oder würde es genügen, den Bischofssitz von Chur nach Zürich zu verlegen?

«Es würde durchaus Sinn machen, wenn der Bischof wirkt, wo die meisten Gläubigen sind», sagt Willi Schmidlin, Präsident des katholischen Kirchgemeindeverbandes Obwalden gegenüber der «Schweiz am Sonntag». Auch Klaus Odermatt-Prader, Präsident der katholischen Landeskirche Nidwalden, kann der Idee eines Ortswechsels für den Bischof etwas abgewinnen, denn Chur liege geografisch am Rand des Bistums.

Vorbild Erzbistum München und Freising

Laut Zeitung hat sich vor zehn Jahren bereits der damalige Synodalratspräsident René Zihlmann für eine Verlegung des Bischofssitzes von Chur nach Zürich eingesetzt. «In keinem anderen Land der Welt lebt und arbeitet der Bischof nicht dort, wo auch das Leben der Gläubigen stattfindet», zitiert die Zeitung Zihlmann. So sei auch das Erzbistum München und Freising entstanden. «Die Münchner Frauenkirche ist heute Kathedrale», so Zihlmann. Er nimmt damit Bezug auf die historische Entwicklung des Erzbistums München und Freising:  Bis zur Erhebung Münchens zum Erzbistum im Jahre 1821 war der Freisinger Dom Sitz des Bischofs und Kathedrale des damaligen Bistums Freising, wie der Homepage des Freisinger Doms zu entnehmen ist. Heute ist der Freisinger Dom so genannte «Konkathedrale» des Erzbistums, hier finden unter anderem die Priesterweihen des Erzbistums statt.

Liebfrauenkirche als Konkathedrale

Als eine solche Konkathedrale kann sich Joseph M. Bonnemain, Bischofsvikar für die Beziehungen zu den staatskirchenrechtlichen Organisationen und den Kantonen im Bistum Chur, die Liebfrauenkirche in Zürich vorstellen. Zusammen mit Zihlmann habe Bonnemain sich damals für einen Wohn- und Verwaltungssitzwechsel des Bischofs engagiert. «Der Bischof könnte immer noch einige Tage in der Woche in Chur verbringen, doch sinnvoll ist sicher, wenn er mehrheitlich dort präsent ist und wirkt, wo die grösste Zahl der Menschen im Bistum leben und handeln», so Bonnemain gegenüber der «Schweiz am Sonntag». Anders als vor zehn Jahren sei die Zeit heute reif für einen solchen Umzug.

Auch Martin Kopp, Generalvikar für die Urschweiz, der sich im Interview mit kath.ch klar gegen ein eigenes Bistum Zürich ausgesprochen hatte, hielt fest: «Es werden wenige etwas dagegen haben, dass es in Zürich einen Bischof gibt.» Schliesslich sei Zürich das «Scharnier» und bilde die Klammer für das ganze Bistum, «in einem gewissen Sinn auch das Zentrum.» Laut Zeitung hält Kopp die Idee eines Bischofssitzes in Zürich für «bedenkenswert». (sys)

Bischof Huonder lanciert Umfrage zu Bistum Zürich

Die Zürcher Liebfrauenkirche. | © Andrea Moresino
20. März 2016 | 12:34
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