Yvonne Schärli
Schweiz

Yvonne Schärli wird Präsidentin von Caritas Luzern

Luzern, 26.4.17 (kath.ch) Caritas Luzern hat innerhalb von zwei Jahren fast die Hälfte seiner Mitarbeiter verloren. Grund ist der Verlust von Aufträgen im Bereich Migration an den Kanton. An der Medienkonferenz vom 26. März zeigte das katholische Hilfswerk auf, in welchen Bereichen es nach wie vor tätig ist. Ausserdem präsentierte sich Yvonne Schärli als designierte Nachfolgerin des bisherigen Präsidenten Anton Schwingruber.

Sylvia Stam

Der Ort für die Medieninformation zur Neuausrichtung und zum Präsidiumswechsel ist bewusst gewählt: Nicht etwa die Räumlichkeiten in Bahnhofsnähe und unmittelbarer Nachbarschaft zum Amt für Migration, sondern das «Haus Grossmatte», ein Industriegebäude am Rande Luzerns, zwischen Kaffeerösterei und Biscuitfabrik gelegen.

Das haut uns nicht um!

In der Velo-Reparaturwerkstatt blicken Geschäftsleiter Thomas Thali und der abtretende Präsident Anton Schwingruber auf bewegte Zeiten zurück: In den letzten zwei Jahren verlor das katholische Hilfswerk sowohl den Asyl- wie den Flüchtlingsauftrag an den Kanton. Letzteren hat Caritas Luzern abgelehnt, weil der Kanton ihrer Meinung nach zu wenig zahlte.

Schlankere Führungsstrukturen

In Zahlen ausgedrückt fand damit eine Reduktion von 370 (Ende 2015) auf derzeit 160 Mitarbeitende statt, wie Schwinggruber ausführt. Thali ergänzt später, dass Caritas Luzern damit im Jahr 2017 wieder gleich gross sei wie 2008. Als Folge seien die Führungs- und Supportstrukturen verkleinert worden: Konkret wurde unter anderem die Geschäftsleitung laut Thali von sieben auf vier Personen reduziert.

«Caritas Luzern muss nicht wachsen, um die jetzige Führungsstruktur zu erhalten, kann sich aber entwickeln», fasst Schwingruber die Veränderungen zusammen. Nun aber wolle man «vorwärts schauen, nicht zurück», so der ehemalige CVP-Regierungsrat, der zuvor in blumigen Worten von seiner Karriere vom Freiwilligen zum Präsidenten der Caritas Luzern erzählt hatte. Diese Haltung sei gerade für jene Menschen, mit denen Caritas zu tun habe, von Bedeutung, entsprechend wirkten die Mitarbeiter von Caritas so auch glaubwürdig. Schwingruber gibt sein Amt nach vier Jahren ab, dies habe er von Anfang an so mitgeteilt.

Die Aufgaben gehen nicht aus

«Wir verlieren einen Teil unserer Geschichte, nicht aber unsere Werte», fügte Geschäftsleiter Thomas Thali an. Das Hilfswerk sei immer in Veränderungsprozessen gestanden, «das haut uns nicht um!» Caritas Luzern sei in einem Bereich tätig, wo ihr die Aufgaben nicht ausgingen: In der Arbeit mit Armutsbetroffenen, in der beruflichen Integration, weiterhin im Migrationsbereich sowie in Bereich der letzten Lebensphase (siehe Kasten).

Uns geht es immer ums Leben.

«Uns geht es immer ums Leben», fasste Thali zusammen. In Zukunft werde eine der zentralsten Fragen jene nach günstigem Wohnraum sein, prognostizierte er. Hier seien bereits Gespräche für eine Zusammenarbeit mit anderen Organisationen im Gang. Vor kurzem habe das Hilfswerk ausserdem einen Auftrag in sozialer Arbeit von der Landeskirche des Kantons Luzern erhalten.

Konkret gehe es um eine Zusammenarbeit der Fachbereiche der Landeskirche mit Caritas Luzern, präzisiert Thali gegenüber kath.ch. Die Diakonie (Dienst am Menschen) habe in vielen Pfarreien und Kirchgemeinden noch Entwicklungspotenzial. Die Rolle der Caritas bestehe dabei vor allem in der Beratung und Begleitung, sie werde keine eigenen Projekte durchführen. Konkreteres werde im Mai bekannt gegeben.

Verlässliche Partnerin

Als designierte Nachfolgerin Schwingrubers hat sich Yvonne Schärli zur Verfügung gestellt. Die Sozialdemokratin Schärli war von 1991 bis 2003 als Grossrätin im Luzerner Kantonsparlament, von 2003 bis 2015 war sie Regierungsrätin des Kanton Luzern und leitete das Justiz- und Sicherheitsdepartement.

Das ist doch ein CVP-Job!

Zwar habe sie in einer ersten Reaktion gedacht, «das ist doch ein CVP-Job!» Doch sie freue sich auf die Möglichkeit, hier mitgestalten zu können. Als Regierungsrätin hat sie das Hilfswerk als «verlässlichen Partner beim Umgang mit Armutsbetroffenen» kennengelernt. Sie stand zudem «auf der anderen Seite», als die Entscheidung zum Asylauftrag gefällt wurde. Caritas Luzern habe «gefasst» reagiert, wie Schärli feststellt. Schärli wird voraussichtlich an der Vereinsversammlung vom 13. Juni gewählt werden.

Hinweis: Wie Yvonne Schärli zur katholischen Kirche steht, erfahren Sie am Donnerstag im Interview auf kath.ch.

Yvonne Schärli | © Sylvia Stam
26. April 2017 | 15:42
Lesezeit: ca. 2 Min.
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Tätigkeitsfelder Caritas Luzern

Caritas Luzern realisiert Angebote und Projekte für Armutsbetroffene, Erwerbslose sowie Migranten. Konkret offeriert sie Sozial- und Schuldenberatung, unterhält Projekte zur sozialen Integration wie den Caritas-Markt, die Kultur-Legi oder Patenschaften für armutsbetroffene Kinder.

Die Programme zur beruflichen Integration bieten Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in Handwerks- und Service-Betrieben. Konkret werden Naturalspenden abgeholt, Wohnungsräumungen durchgeführt, Möbel aufbereitet und verkauft. In Zusammenarbeit mit der Polizei werden liegen gelassene Velos abgeholt, in einer Velowerkstatt wiederhergestellt und verkauft, ausserdem führt die Caritas Luzern das Veloverleihsystem «nextbike».

Im Bereich Migration betreibt Caritas Luzern weiterhin den Vermittlungsdienst für Dolmetschende in der Zentralschweiz. Die rund 200 Dolmetscher, die in insgesamt 50 Sprachen zur Verfügung stehen, sind teilweise auch interkulturelle Vermittler und werden in dieser Rolle auch von Caritas geschult, wie Thali erklärt. Angeboten werden ausserdem Deutschkurse für Migrantinnen, kombiniert mit einem Kinderhort, wo die Kinder sprachlich ebenfalls gefördert werden.

Schliesslich führt das Hilfswerk Bildungsangebote für Freiwillige in der Begleitung von Schwerkranken und Sterbenden durch.