Anton Schwingruber, Präsident des Vorstands von Caritas Luzern
Schweiz

Caritas Luzern verliert auch den Auftrag zur Flüchtlingsbetreuung

Luzern, 18.12.15 (kath.ch) Nach dem Asylauftrag verliert die Caritas Luzern nun per Ende 2016 auch den Flüchtlingsauftrag. Der Vorstand des Hilfswerks hat vor kurzem entschieden, das bedeutend tiefere Vertragsangebot des Kantons Luzern nicht anzunehmen. Das sei betriebswirtschaftlich nicht umsetzbar, sagte Anton Schwingruber, Präsident des Vorstands von Caritas Luzern, auf Anfrage von kath.ch.

Regula Pfeifer

Seit 30 Jahren betreut die Caritas Luzern anerkannte Flüchtlinge im Auftrag des Kantons Luzern. Damit soll nun Schluss sein. Die Organisation teilt mit, beim Ringen um einen neuen Vertrag ab 2017 sei es zu «keiner Einigung gekommen». Die Abgeltung des Kantons liege so tief, dass es der Caritas Luzern nicht möglich sei, diese Arbeit weiter zu führen.

Optimiert bis auf Schmerzgrenze

Aufgrund des Spardrucks beim Kanton hat Caritas ihre Leistungsofferte «bis an die Schmerzgrenze optimiert», doch der Ansatz des Kantons liegt tiefer, wie es in der Mitteilung heisst. Der Kanton verlange gleiche Leistungen zu bedeutend tieferen Ansätzen und ohne Risikoabdeckung. Das sei betriebswirtschaftlich nicht machbar und auch nicht mit den Grundsätzen des Hilfswerks vereinbar, schreibt die Caritas Luzern.

Die Organisation würde für ihre Arbeit zugunsten anerkannter Flüchtlinge und vorläufig aufgenommener Personen rund 20 bis 25 Prozent weniger erhalten als bisher, erklärte Schwingruber auf Anfrage. Der Vorstand der Organisation habe das Angebot des Kantons genau angeschaut und festgestellt: Es geht nicht. «Wir können nicht einen staatlichen Auftrag erfüllen und ihn querfinanzieren», argumentierte der Vorstandspräsident. Vom Auftragsverlust betroffen seien rund 40 Stellen.

Verlust nicht existentiell

Der Auftragsverlust ist laut Schwingruber «substantiell», aber nicht «existentiell». Dennoch sieht er eher schwierige Zeiten vor sich. Man werde schauen, wie man das kommende Jahr über die Runde bringe mit Mitarbeitenden, die keine grosse Perspektive sähen.

Gesundheits- und Sozialdirektor Guido Graf (CVP) sagte gegenüber der Neuen Luzerner Zeitung (18. Dezember), der Kanton habe der Caritas eine «faire und marktübliche» Pauschale offeriert. Und was das «Unternehmensrisiko» angeht, verweist Graf auf Organisationen mit ähnlichen Schwankungen wie die Spitex und Pflegeheime, «die sich auch schnell auf mehr oder weniger Klienten einstellen müssen und das Risiko selbst tragen». Nun hat der Kanton laut Graf zwei Möglichkeiten: diesen Flüchtlingsbereich ab 2017 ebenfalls selber zu übernehmen oder den Auftrag auszuschreiben.

Von den Auftragsverlusten nicht betroffen sind bei Caritas Luzern die Engagements in der sozialen und beruflichen Integration. Darunter gehören unter anderen die Sozial- und Schuldenberatung, die Begleitung in der letzten Lebensphase, die Kulturlegi für Armutsbetroffene sowie Bildungs- und Beschäftigungsprogramme für versicherte und ausgesteuerte Erwerbslose. In diesen Bereichen werde sich die Caritas Luzern auch weiter für die Integration von Migrantinnen und Migranten engagieren, versicherte Schwingruber. Dabei übernehmen laut dem Präsidenten auch freiwillig Mitarbeitende wichtige Aufgaben, etwa in der Sprachförderung oder beruflichen Integration.

Aktuell beschäftigt das kantonale Hilfswerk knapp 300 bezahlte Mitarbeiter, wie die Zeitung schreibt. Ab Neujahr werden es noch rund 200 sein, weil der Kanton die Asylbetreuung und damit 80 ehemalige Caritas-Mitarbeitende übernimmt.

Die Betreuung und Unterbringung von Asylsuchenden gibt Caritas Luzern Ende 2015 an den Kanton Luzern ab. 95 Mitarbeitenden musste die Organisation deswegen kündigen. 80 davon wurden darauf vom Kanton eingestellt. (rp)

Anton Schwingruber, Präsident des Vorstands von Caritas Luzern| © 2015 zVg
18. Dezember 2015 | 19:00
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